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#206 Die Schnee Tour - San Bernardino im Tiefschnee und wir werden vertrieben

 

Hallo zusammen,

 

es geht weiter, direkte Fortsetzung von Blog #205. Wir waren gerade bei übelstem Neuschnee und Schneefall in San Bernardino, Graubünden, angekommen, hatten geparkt und uns eingerichtet.

 

Natürlich hält mich nix mehr in Zottl. Ich muss raus vor die Tür, in den Schnee. Snowboard Hose an, Winterjacke,  Mütze, DJI Osmo Action (meiner neuen Canon EOS R6 tu ich das Wetter nicht an) und schon steh ich im Schnee.

Alter Falter ist das genial hier! Es schneit ordentlich. Alles liegt unter sicher 40 cm Neuschnee. Autos sind kaum unterwegs, die Bäume haben schwer zu tragen...es ist der Hammer. Oh wie ich es liebe!

Zuerst mal zum Anfang des Parkplatzes laufen...da ist ein Schild...Nachtparkverbot...hm...vielleicht lässt man es uns ja durchgehen bei dem Wetter. Das Schild ist sehr klein, hoch angebracht. Ich ignoriere es erstmal. Noch ist ja auch nicht Nacht.

 

Weiter zum Parkautomat...äh...ja...der ist völlig eingeschneit. Ich muss mich durch 70 cm hohen Schnee kämpfen. Gut ist der Co-Pilot nicht mitgekommen. Mit seinen knapp 80 cm hätte er hier echt ein Problem.
Wer hier parkt, zahlt besser, nicht übermäßig teuer.

 

Weiter...ich suche den Gehweg und finde ihn erstmal nicht. Verdeckt von zusammengeschobenem Schnee durch den Schneepflug und viel Neuschnee. So laufe ich auf der halbwegs geräumten Straße gen Dorf. Nix los. Wenn ein Auto kommt, schnell in den hohen Schnee springen, ist es vorbei, wieder auf die Straße.

Es sind ein paar Meter die ich laufend zurück legen muss. Der Schneepflug kommt an uns vorbei und ich denke...da hätte ich ja fast mit dem IO Hawk fahren können...aber zu spät. Umdrehen macht auch keinen Sinn. 

Der Ort selbst präsentiert sich völlig ausgestorben. Kaum ein Mensch, kaum Autos...einzig Schneeräumfahrzeuge in allen Versionen düsen durch den Ort. Mit lustigen orangenen Blinklichtern versehen. Und es schneit und schneit. 

Es wird geschoben, gefräst, mit kleinen Radladern gearbeitet, private Räumdienste sind mit Schneeschiebern unterwegs, große Trecker mit montierten Schneeschaufel tuckern vorbei. 
Und alles ist weiß und es schneit munter weiter. Die Gehwege sind nicht vom Schnee befreit. Der einzige schneefreie Ort ist eine kleine Galerie entlang der Straße. Doch um zu ihr zu gelangen, muss ich selbst Schneepflug spielen und mit meinen Füßen einen Weg bauen. Ich beteilige mich also aktiv an der Schneeräumung in San Bernardino. 

Meine DJI Osmo Action und das Rode Mikro leiden bei dem Wetter ziemlich, aber arbeiten zuverlässig. Alles im grünen Bereich, auch wenn es schwer ist, die Linse bei dem Schneefalls sauber zu halten. 

Kaum trete ich aus der Galerie wieder raus....Schnee und huch...schnell wieder zurück...da kommt ein riesen Traktor Schneepflug. Der pflügt mich glatt über den Haufen. Spätestens bei diesem Anblick hätte der Co-Pilot schreiend das Weite gesucht mit seinen kurzen Füßen...wahrscheinlich Kopf voraus in den nächsten Schneeberg. 

 

Ich dagegen genieß den Schnee, die Bilder die sich mir zeigen und filme fleißig alles. Für euch und für die Nachwelt. Nachdem alles im Kasten ist, mache ich mich auf den Weg zurück. Sind ein paar Meter zu laufen und es beginnt in kürze dämmrig zu werden. 

Kurz vor dem Ortsausgang spotte ich einen Mini der im Schnee hängt. Als ich näher trete, sehe ich, dass es sogar ein Allrad Mini ist...oh wie ärgerlich! Mit 4x4 hängen bleiben, das ist echt doof. Kurzerhand stecke ich meine Kamera in den Schnee, drücke auf Aufnahme und laufe zum Mini. Der Fahrer sitz drin, alle vier Reifen drehen sich, kein Vortrieb. 
Ich gebe dem Fahrer ein Zeichen, dass ich von hinten schiebe.
Der Mini steht am Ausgang einer ungeräumten Hauseinfahrt, kurz vor der schlecht gepflügten aber rettenden Straße. 
Ich laufe also ans Heck, schiebe wie doof...nix. Der Mini bewegt sich keinen cm. Mist!

Fahrer steigt aus, spricht nur italienisch...aber wir verständigen uns. Er geht ne Schaufel holen, ich schau mir das Elend an. Der Mini sitzt im Schnee auf. Bekommt nicht genug Druck auf die Räder. Vorderachse ist das größte Problem. 
Da mit der Schaufel hin? Nicht gut, macht man sich nur das Auto kaputt. 
Da ich in voller Wintermontur unterwegs bin, beginne ich mit den Händen zu graben. Erst vor dem Mini, dann immer weiter unter dem Fahrzeug. Da kommt einiges an Schnee hervor. Zum Glück ein kleiner Mini mit kurzem Weg bis zur Vorderachse. Da kommt mein Arm, auf dem Bauch liegend, noch hin. 
Als der Fahrer mit seiner Schneeschaufel zurück kommt, bin ich fast fertig. Die Schaufel brauchen wir nicht. Ich vollende mein Werk, nächster Befreiungsversuch.

 

Ich schiebe mir nen Elch, erst bewegt sich nix, doch dann...gaaaanz langsam....geht es vorwärts. Alle vier Räder drehen durch und ich schiiiiiiebe wie ein großer Bär...wo ist eigentlich der Co-Pilot wenn man ihn mal braucht?! Ah...der steckt ja im Schneehaufen...

Und nachdem es nochmal kurz zäh wird, ist der Mini frei und rollt wieder. Puh...das war heftig. Ich schnaufe ziemlich aber bin froh, dass ich helfen konnte. 
Der Fahrer bedankt sich freundlich ... basst scho...ich schnappe meine Kamera und laufe weiter. Der Akt hat dafür gesorgt, das die Dämmerung deutlich fortgeschritten ist. Ich hab keine Lampe dabei und spute mich nun, zurück zu Zottl zu kommen. Es schneit dicht und heftig aber immerhin ohne Wind oder Sturm. Einfach ein eleganter Schneefall.

Bei Zottl angekommen, gehen die Straßenlampen endlich an und alles sieht gleich noch winterlicher, fast weihnachtlich, aus. Kurzfristig entschließe ich mich, nicht den riesen Umweg über die Parkplatzzufahrt zu laufen, sondern mich hier durch die 1,5 m Hohe Schneewand zu fräsen. Aber: Leichter gesagt als getan...! Natürlich filme ich das Vorhaben und als ich gerade mitten in der Wand stecke, bis zum Bauch im Schnee...ist der Akku von der DJI Osmo Action leer....ein lauter Fluch folgt...zum Glück nicht mehr aufgenommen da der Akku ja alle ist.
So krame ich, mitten im Schnee steckend, mein Handy aus der Tasche und filme die letzten 10 Sekunden damit. Ich gewinne den Kampf, komme durch die Wand wie ein Schneebär und bin wieder frei. Nix wie zurück in Zottl und erstmal auftauen, aufwärmen und trocken legen.

In Zottl lobe ich mir mein Festbad. Die nassen Klamotten werden dort reingehängt, beide Heizungsauslässe auf und dann gib ihm. Da trocknet alles ruckzuck. 

                

Nach einer kurzen Verschnaufpause kommt eine Mitteilung von Jens: fahre los!
Huch...früher als erwartet. Dann aber mal flott. Ich bin heute dran mit kochen. Muss noch Gemüse, Kartoffeln schnibbeln und den Omnia füllen. 


Das dauert alles ne ganze Weile und als ich den Omnia gerade auf den Herd stellen will, sehe ich Scheinwerfer....JENS...!

 

Uff, bin ich froh hat er es hier hoch geschafft. Die Straßenverhältnisse sind seit meiner Ankunft sicher nicht besser geworden. Und er fährt mit AT Reifen und hat somit keine vollwertigen Winterreifen. 
Doch er pflügt sich gut durch die 20-25 cm Neuschnee die hier auf dem Parkplatz mittlerweile liegen. 
Beim Rangieren im Tiefschnee und parken fährt er sich jedoch vorne rechts den Spritzlappen fast ab. Doch er ist hier und ein gemütlicher Abend kann beginnen.

 

Während ich den Omnia anfeure, richtet sich Jens ein und kommt später mit einer Schneewolke in Zottl gestoben. In der Hand eine Kante Brot....!

 

Alter...echt jetzt....ich koch mir hier nen Elch und du mampfst hier trocken Brot? Hast du Angst es schmeckt nicht???? Sooo ein schlechter Koch wie alle immer meinen, bin ich nicht. Sonst hätte ich die letzten 20 Jahre nicht überlebt!
Er erklärt, dass er heute vor lauter Stollenarbeit noch nix zu futtern hatte und kurz vor dem Verhungern ist...naja...ich glaub das mal...er sieht echt ein wenig verhungert aus.

 

Bier?!
Ja!

Wir testen das Guinness von Denis und genießen. Prost!
Danke für das leckere Bier, Denis!

50 Minuten später ist Raubtierfütterung. Ich: Hunger! Jens: HUNGER! Der Omnia mit Kartoffeln, Brokkoli, Hackfleisch und Käse drüber ist gut geworden. Lecker gewürzt und Jens schmeckt es. Puh...bin ich ja froh, darf ich ab und an auch mal für ihn  kochen.

 

Und nach dem Essen und einem weiteren Bierchen beginnt der gemütliche Teil....äh....nein...nicht wirklich! Denn jetzt geht es Schlag auf Schlag!
Jens will nochmal raus in den Schnee, da sag ich nicht nein. Somit wieder volle Schneemontur an und raus. 30 cm Neuschnee liegen auf Zottl und der Umgebung, total jetzt sicherlich 60-70 cm. Hammer!

Jens beginnt rund um Oski Schnee zu räumen...ich hab den Eindruck, er macht das gerne und biete im höflich an, auch bei mir zu räumen. Komisch...er lehnt ab....hm...

Auch der Schneepflug ist noch unterwegs und jagt über die Straße und huch...biegt in unseren Parkplatz ein. Ich rufe Jens noch zu..."Kannst aufhören, der Schneepflug kommt und machten Parkplatz frei". Aals der Fahrer auf unserer Höhe anhält, freundlich grüßt, sagt er jedoch: Ihr müsst hier weg! 

Ich: Keine Ausnahme möglich?
Er: Nein! Ihr müsst weg! Ich muss hier morgen früh pflügen können. Es gibt ein Nachtparkverbot!
Ich: wir kommen hier nicht raus!
Er: dann müsst ihr Ketten aufziehen!

Ich innerlich: FUCK! Verzockt! Wir müssen weg. Aber wohin?
Ich zum Fahrer: Wo können wir hin?
Er: Dahinten ist ein großer Parkplatz an der Autobahn.
Ich: OK, wir verschwinden.

 

Das stellt den Schneepflugfahrer zufrieden, er dreht und pflügt immerhin noch nah an unseren Vans entlang bis vor zur Straße, so dass wir überhaupt eine Chance haben, vom Parkplatz zu kommen.

Wir verzichten erstmal auch auf Ketten, versuchen es ohne. Wir wollen ja auch testen, was unsere AT bzw. Winterreifen so drauf haben. Jens' AT sind noch relativ neu, meine Winterreifen erleben ihren dritten und letzten Winter.

Jetzt aber...ausgraben...leck! Front von Zottl sieht übel eingeschneit aus, das muss weg. Rund um Zottl und teils unter Zottl muss der Schnee weg. Durchbruch zum gepflügten Pfad muss gemacht werden. Für all das funktioniert ein Deckel einer Ikea Box prima. Naja, solange es Pulverschnee ist. Sonst eher nicht!

Wir schaufeln ewig vor uns hin. Jens hatte früher angefangen, ist früher fertig. Es schneit übrigens noch immer heftig. Somit unternimmt er den ersten Abfahrversuch. Ich filme.


Überraschenderweise kommt er gut aus seiner Parkbucht und auf den gepflügten Weg, keine Probleme mit der Traktion. Wow...doch als er an mir vorbei ist....what!!!! Was macht er denn.....warum.....JENSSSSS....er biegt plötzlich vom gepflügten Weg ab und jagt voll in den Tiefschnee daneben!

Alter...was ist mit Dir los? Herzinfarkt am Steuer? Kurz Eingeschlafen? Keine Sicht? Das macht doch keiner freiwillig!!!?

Doch....uns Jens schon...er ist mit voller Absicht in den Tiefschnee rein!!! Man, man, man....und jetzt hängt er richtig übel drin. Kein vor und kein zurück mehr. Zu viel Schnee unter dem Van und um die Reifen. Den kann er jetzt schön ausgraben...

Oh, hab ich schon erwähnt, dass er keine Handschuhe dabei hat!?? Aber ihm macht das Spaß!

Ich würd ihm ja wohl helfen, aber muss selbst erst noch Zottl weiter frei legen. Also lasse ich ihn mal alleine arbeiten. Er hat ja Spaß dran!

Zottl ist irgendwann dann soweit frei, dass ich losfahren könnte. Doch Oski steht im Weg. Ich komm nicht an ihm vorbei. Somit laufe ich durch den dichten Schneefall zu Jens und Oski und schau wie weit sie sind. Nicht frei auf jeden Fall!

 

Erste Befreiungsversuche sind gescheitert. Überall zu viel Schnee. Jens gräbt und macht. Ist sicher ne halbe Stunde schon dran. 
Beim nächsten Versuch sich frei zu fahren, rückwärts, schiebe ich dann ordentlich. Oski bewegt sich etwas, doch es reicht noch nicht. Nochmal schaufeln!
Erst beim zweiten Versuch mit Schieben ist er wieder frei. Jetzt fahr da bloß nicht nochmal rein Jens!

Macht er nicht, die letzten Meter legt er ordentlich zurück, bis er am Parkplatzausgang steht. Ich gehe zu Zottl, wir filmen meine Abfahrt, auch ich komme gut aus der Schneeparkbucht raus und fahre bis zu Oski vor. 
Meine Abfahrt hat jetzt vielleicht 25 Sekunden gedauert. Jens seine sicher 45 Minuten.... Finde den Unterschied...

Gut, weiter. An der Autobahn beim Tunneleingang soll es einen Parkplatz geben auf dem man nächtigen darf. Da müssen wir hin finden.

Abfahrt...äh...ja...leichter gesagt als getan. Die Parkplatzausfahrt ist eng gepflügt und unsere Autos lang. Jens hängt, muss einige Male vor und zurück und ist dann frei. Ich muss ohne Schwung um die Kurve der Ausfahrt....das linke Hinterrad kommt in die Schneemauer und ich hänge....vor, zurück, vor zurück...fuck...raus...schaufeln...nochmal vor, zurück...fuck...nochmal raus...schaufeln....wieder rein in Zottl...vor...ja, ja...komm Zottl....Traktion...es ist sau eng doch wir kommen los und in Fahrt. Puh....


Der Co-Pilot wirft seinen vorwurfsvollsten Blick zu mir rüber, wagt es aber nicht auch nur einen Ton zu sagen. Besser so...sonst endet er womöglich in einer Schneewehe.

Ist Friedrich eigentlich noch da? Ah...der drückt sich tief in des Co-Piloten Pelz vor lauter Abenteuer. Wohl etwas viel für ihn...der brauch nachher wohl einen Beruhigungs-Rum.

Die nächsten Meter rollen wir gut, auf der Straße teilweise 15-20 cm Neuschnee. Doch das macht unseren Vans nix. Sie pflügen gut durch. Zudem geht es ja eher bergab als bergauf.


In San Bernardino ist nix los, wir sind die Einzigen die noch unterwegs sind. Müssen nun aber zur Parkplatz Location wieder aus dem Dorf raus. Berghoch! Bloß nicht anhalten. Solange Schwung im Spiel ist, geht das alles.

 

Wir würgen uns den Hügel hoch, biegen links ab und fahren auf einer besser geräumten Straße Richtung Polizei.

Doch wir merken schnell...wir sind hier falsch...dieser Parkplatz bei der alten Gondel ist nicht gemeint. Wir müssen zu einem anderen  Parkplatz. 

 

Drehen, zurück, zur Tankstelle und kurz zu Fuß schauen, wo der Parkplatz denn nun ist. Ich war da vor zig Jahren schon mal, hab n E-Klasse Cockpit zum Leuchten gebracht bei Schneefall und driften... Zu Fuß finde ich die Zufahrt auf Anhieb. Zurück zu Zottl, 300 m fahren, angekommen! Puh! Motor aus. Gut ist.

Wir stehen auf einem großen, geräumten Parkplatz, sind die einzigen hier, keine LKW, keine anderen Camper. Klohäuschen ist vor Ort, die Autobahn nah aber nix los heute.

Was ne Action an diesem Abend. Das müssen wir begießen. Ich schnappe mir meine Wachholder Flasche von Timo's Mutter und begebe mich in Oski. Dort gibts auch noch Bier und so sitzen wir bis 2 Uhr zusammen und begießen den Abend.

Ganze Scharen von driftenden Autos kommen noch vorbei. Scheint ein bekannter Ort zu sein...Hauptsache keiner verliert die Kontrolle über sein Auto und knallt in uns. Dann hol ich die Axt und es gibt Kleinholz....

Das Resümee dieses Abends: Geil wars!!!! Unsere Reifen, in dem Zustand in dem sie momentan sind, sind sich ebenbürtig. Wir hatten an den gleichen Stellen, gleiche Probleme. Sind die gleichen Steigungen hoch und haben es geschafft. Ich bin überrascht, dass ATs so gut funktionieren in diesem Schnee. 

Jetzt aber erstmal Pause und schlafen. 

Gute Nacht und viele Grüsse

Kai

 


GPS Koordinaten:
Parkplatz San Bernardino: 46.454641, 9.197886
Parkplatz vor wir nächtigten: 
46.462848, 9.188071

      





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