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#325 Trip of my life - Ankunft in Finnland - Eis, Neuschnee, Schlafplatzproblem

Schönen guten Morgen,

 

21. Januar 2022, 10 Uhr...mein Handy klingelt mich aus dem Schlaf. Die Nacht war ruhig und besser als die vorherige. Entweder hab ich mich an den Wellengang gewöhnt oder es war tatsächlich ruhiger.

 

Meine Innenkabine gefällt mir auch weiterhin gut. Grundsätzlich fehlt mir das Fenster nicht...aber morgens dann irgendwie doch. Ich kann nämlich nicht mal kurz rausschauen wie das Wetter ist. Sonst ja immer eine meiner ersten Aktivitäten. 

Zudem hat man in der Innenkabine keinerlei 4G oder sonstigen Empfang. Naja, gibt schlimmeres. 

 

Aufstehen, Bad, anziehen und raus aus der Kabine. Wie ist das Wetter?

 

Von Deck 7 steige ich Treppen bis Deck 12, da gibt's die Sonnenterrasse. Der Dampfer deutlich ruhiger als gestern, kaum noch Geschwanke. Warum das so ist, finde ich schnell raus.

 

Als ich auf das Sonnendeck trete....LAND IN SICHT....ganz viel sogar!! Überall kleine Inselchen mit teils roten Häusli drauf. Die Inseln alle mit etwas frischem Schnee überzogen. Und kalt ist es, das ganze Deck ist gefroren. Sau rutschig und als ich um die Ecke auf die linke Schiffsseite gehe, merke ich...uff...noch immer ziemlich stürmisch. Aber keine Wellen mehr so nah an der Küste. 

 

Eine ganze Weile stehe ich draußen, filme, fotografiere, genieße den Anblick von Finnland. Bis, naja, ratet  mal...genau...da hat einer keine Handschuhe an...mir die Finger fast abfrieren. Nix wie rein. Runter auf Deck 11, dort noch etwas umschauen, weiter auf Deck sieben, nochmal vor die Tür...huch...schon angelegt! 

Überrascht bin ich, dass die Ostsee kurz nach unserem Anleger gefroren ist. Hätte ich jetzt nicht gedacht. Aber alles weiß.

 

Jetzt noch schnell in die Kabine, Tasche und Rucksäcke holen, Schlüsselkarte abgeben und bald darauf dürfen wir zu den Autos. 11:15 Uhr haben wir angelegt und um ca. 12 Uhr verlasse ich rollend die Finnlady. 

Danke Finnlines, war ne coole Überfahrt. Gerne jederzeit wieder! 

 


Kurz nach dem verlassen des Schiffs werden wir nochmal gestoppt und gesammelt, im Anschluss fahren wir mit Begleitfahrzeug im Konvoi durch den Hafen, unser Corona Test wird gecheckt, das Impfbuch bzw. die App und auch der Zoll will noch meinen Pass sehen. All das begleitet von Fahrten über verschneite Straßen, wobei eigentlich mehr Eis als Schnee liegt. Ziemlich rutschig.

 

Nachdem auch der Zoll sein okay gegeben hat, fahren wir zurück auf eine schlecht geräumte Straße und rollen in Richtung Hafenausfahrt.

 

HALLO FINNLAND! Wir sind gekommen und uns das Land etwas anzuschauen! Wir hoffen auf eine tolle Zeit hier, schöne Erlebnisse, tolle Landschaften und das ein oder andere Abenteuer!

 

Unser erstes Ziel soll Porvoo sein. Warum? Ich benötige noch eine Daten Prepaid SIM Karte von Telia. Ich habe zwar 40 GB Roaming von Swisscom, aber fürchte, das reicht nicht so ganz. Ein YouTube Video hat gerne mal 4-7 GB, dazu social Media Sachen und sonstiges Internet, Webseite, Bilder hoch laden etc. Das verbraucht enorme Mengen an GB.

 

Um mich einzurollen und weil ich keinen Stress habe, entscheide ich, die Strecke über Land zu fahren und nicht auf die Autobahn zu gehen. Eine gute Entscheidung, so bekomme ich gleich mal mit, wir glatt es hier überall ist. Die Straßen nicht gestreut, nur geräumt aber häufig total vereist. Sowas in Deutschland oder der Schweiz und es würde an jeder Ecke krachen. Hier funktioniert das aber, möglicherweise, weil tatsächlich viele mit Spikes unterwegs sind. Und/Oder, weil sie vorausschauender fahren, nicht so aggressive und die Verhältnisse gewöhnt sind.

 

Ich muss bei Ampeln, Kreisverkehren oder Kreuzungen immer daran denken, sehr früh abzubremsen. Denn mal kurz schnell verzögern kann man hier vergessen. Das endet in einem Crash. Ich muss also deutlich vorausschauender fahren als in der Schweiz. Gilt auch für Kurven!

 

Mit 70-80 km/h tuckern wir über die Landstraße, hier und da Abschnitte mit kleineren Schneewehen, der Wind ist immer noch heftig. Sonst läuft es aber gut. 

40 Minuten später erreichen wir Porvoo. Nebenstraßen Schnee und Eisglatt, Hauptstraße ebenfalls. Dazu an einer Ampel leicht bergan...oh, oh....aber wir kommen wieder in Schwung, gut sind wir so schwer!

 

Parken in Porvoo ist echt easy. Es gibt überall und ne Menge Parkplätze. Zu zahlen am Automat oder per Easy Park. Meine Lieblingsapp fürs Parken! Ich suche mir eine etwas ruhigere Nebenstraße, parke, zahle 2,9 EUR für 1 h 15 min, ziehe mich warm an, nehme Handschuhe mit raus, verriegle Zottl und latsche los. Ziel ist der lokale Telia Shop. 

                 

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Keine 500 m später, hab ich ihn, ohne Verlaufen, tatsächlich gefunden. Dann mal rein, Nummer ziehen und sofort komme ich dran.

Der Verkäufer sehr freundlich, spricht top English und 5 Minuten später zahle ich 29 EUR und hab ne 30 Tage gültige Daten Prepaid SIM mit 20 GB Roaming in angrenzenden Ländern und echter 4G Flat in Finnland. GEIL! 

 

Nach diesem Erfolg schnell eine Insta Story aufnehmen und danach noch etwas durch die Stadt schlendern. Ich merke jedoch, der Wind und die -3 Grad lassen mich etwas frösteln. Aber egal...ich laufe runter zum Fluss....gefroren...rauf auf eine Fußgängerbrücke durch einen kleinen Park und wieder zurück zu Zottl. Porvoo ist irgendwie süß. Interessante und unterschiedliche Baustiele treffen hier aufeinander. Holz (dafür ist Porvoo bekannt), Beton, Backstein...schön, grusig und hässlich. Das Auge findet immer etwas, wo es sich dran festhalten kann. 

All das begleitet von einer 2-3 cm dicken Eisschicht mit etwas Schnee drauf. Teils ist gesplittet. Ich muss aber schauen, wo ich laufe, es ist stellenweise ziemlich glatt. 

 

Zurück in Zottl, SIM Karten in meinen Netgear Nighthawk M1, PIN in der Netgear App eingeben...läuft! Das war easy! Genial! 

 

Und jetzt...ein Stück Kuchen...und noch schnell ein Video Upload starten. 4 GB in 20 Minuten...not bad at all!

Und wie ich so vor mich hin arbeite, fängt es an zu schneien. Ja leck, Finnland meint es ja echt gut mit mir! Ein herzlicher Empfang mit richtig Winter! Danke dafür. 

 

Gegen 15 Uhr breche ich ab und räume alles weg. Wir müssen weiter. Auf P4N suche ich mir zwei Schlafplätze raus und dann hoffe ich, dass ich aus meiner Parkbucht wieder raus komme. Es geht leicht bergan. Doch, dank des kalten Schnees, schön griffig und meiner Winterreifen, komme ich gut los und fahre vorsichtig zurück zur Hauptstraße.

 


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Die Fahrt führt mich gen Kabböle. Auf halber Strecke dorthin sind Parkplätze am Meer. Über total vereiste Straßen fahren wir gen Süden. Wenn das überall so aussieht, sollte ich vielleicht doch nochmal über Spikes nachdenken. Ich muss mich höllisch konzentrieren, darf die Kurven nicht zu schnell anfahren. Denn wenn Zottl einmal ins rutschen kommt, liegen wir neben der Strecke. Das will ich vermeiden, würde dies doch unseren Trip ziemlich frühzeitig beenden. 

 

So eiern wir also über die Eispiste, auch die ein oder andere Steigung ist noch dabei und der Schneefall wird etwas stärker. 

 

Nach 20 Minuten Eispiste, kommt der Abzweig zum ersten Schlafplatz....ups...nope, das wird nix. Der Weg ist nicht geräumt, aussichtslos, ich fahre weiter. Aber auch Platz zwei wird nix. Mist! Was nun!? Ich stoppe an einer Kreuzung, suche via Google Maps und finde einen kleinen Jachthafen. Hm...da gibt es doch sicherlich auch Parkplätze... So übernehme ich die Koordinaten in Google Maps und fahre weiter. Von der Hauptstraße runter auf eine Nebenstraße auf der gerade noch so zwei Autos aneinander vorbei kommen. Dann nochmal abbiegen...einspurig, geräumt, bloß kein Gegenverkehr jetzt. Ein paar Hauseinfahrten kommen noch, langsam wird mir unheimlich zu Mute. Hoffentlich geht es hier weiter...hm...wobei mich das Sackgassenschild an dem ich vorbei kommen schon etwas irritiert. Naja, immerhin haben wir ne super Ausleuchtung vorne raus. ORC und Osram bilden ein super Team und lassen vor mir die Sonne scheinen. So fahren wir weiter durch den tief verschneiten Wald...überall Bäume, ein geräumter Weg und wir in Zottl. 

 

Tja, und es muss ja kommen wie es kommt...plötzlich teilt sicher der Weg. Links bergauf geräumt, da muss ich aber nicht lang, rechts...ungeräumt...da müsste ich noch ein paar hundert Meter lang. Mist! Es geht nicht weiter. Und nun? Ich muss drehen...toll... 

Glücklicherweise hat der Räumtraktor hier mal gedreht und der Schnee ist stellenweise geplättet. Mit dem Heck fahre ich in den Bereich des geplätteten Tiefschnees und hoffe, dass die Vorderreifen Zottl da wieder rausziehen können. Ich will nicht schon am ersten Tag in Finnland Ketten aufziehen müssen. Bitte nicht!!

Nun, es ist ne ziemliche Kurbelei ,aber ich bekomme den dicken Zottl gedreht ohne mich festzufahren. Puh...gut...aber wo pennen wir jetzt?

 

Ich leuchte mir den Weg zurück zur Hauptstraße, stoppe an der Einmündung und suche auf Google Maps. Finde Kabböle. Hafen, großer Parkplatz. Da könnte ich mich doch hinparken irgendwo. Der Platz ist doch auch sicher geräumt.

 

Nochmal 10 Minuten gen Süden, wollte ich nicht eigentlich gen Norden?? Ach egal...ich erreiche  die Location und sehe....oh man...die verdammten Parkplätze sind nicht geräumt. Ich seh schon, das Finden von Schlafplätzen wird schwierig in den nächsten Wochen/Monaten. 

Eine Parkplatzreihe, direkt am Strand (japp, wir sind hier direkt an der Ostsee), ist aber geräumt. Ein kleines Schild sagt, dass man für 5 EUR hier parken kann. Da ich mich längs drauf stelle, so irgendwie fast 3 Parkplätze abdecke, werfe ich 10 EUR in die Bezahlbox. Angekommen. Wir stehen nur wenige Meter vom gefrorenen Meer weg, es schneit, ist ruhig und für ne Nacht wird das schon gehen. Ja, wenn ich wüsste was gleich noch kommt....

 

Ich mache es mir gemütlich, da es nicht so kalt ist, kommen die Project-Camper Matten nicht auf die Scheiben, und beginnen Daten zu sichern. Ne halbe Stunde später höre ich ein Auto anfahren. Es stoppt auf meiner Höhe. Kurz darauf klopft es an der Fahrertür. Ich öffne....

 

Ein ältere Mann steht im Schneefall, er meint höflich, das sei kein Campingplatz. Ich erkläre, dass ich dachte, ich dürfe hier parken, wenn ich dafür zahle. 

Er meint, das sei nicht gut, dort zu stehen, ich solle lieber in seine Hofeinfahrt fahren. Das sei besser. So könnten dort wo ich stehe, morgen Gäste parken, die zum Eisfischen kommen. Dann sagt er noch irgendwas bzgl. Schneepflug...aber da bin ich gedanklich schon beim Sitzdrehen und rumrangieren.

 

Aha...okay...also gut. Schnell den Fahrersitz drehen und etwas rangieren. Schon stehe ich in seiner Hofeinfahrt. Auch prima. 

Ich steige aus, bedanke mich nochmal, dass ich bei ihm parken darf. Und er fragt, ob ich Lust auf ein Bier hätte. So, und mit dieser Frage verläuft der Abend komplett anders als geplant.

 

Ich dachte, ich hab meine Ruhe, schneide und schreibe Blog. Doch natürlich beantworte ich die Bierfrage mit "JA". Und kurz darauf sitzen wir in einem ehemaligen Lebensmittelladen, der nun als Lager für Klimaanlagen genutzt wird...und haben diverse und immer mehr Flaschen auf dem Tisch stehen. 

Es stellt sich heraus, dass der Mann Mika heißt, 59 Jahre alt ist, zwei Söhne hat, geschieden ist, Restaurants in Helsinki hatte, Türsteher  war. Heute betreibt er im Sommer von Mai bis August das Café Kabböle Marina hier gleich gegenüber am Meer. 

 

Ich hole noch ein paar Flaschen Stoff aus Zottl, Bier trinkt jedoch keiner. Mag Mika nicht. Er trinkt lieber Gin-Grapefruit aus der Dose, hat auch 5,5%, schmeckt aber wie Limo. Ansonsten gibt es Whisky, Wein, Salmiak Schnaps (grusiges Zeug) und allerlei andere Dinge an die ich mich nicht mehr erinnere.

 

Anmerkung:

Liebe Nicole, falls Du auch den Blog liest: Dein Kaffeelikör hat ihm vorzüglich geschmeckt! Er war echt begeistert!

Falls ich vergesse, Dir das beim nächsten hören oder sehen zu sage, ist es hier immerhin festgehalten.

 

Neo, sein 6 Jahre alter Mischling, findet mich super und lässt sich mit Vorliebe von mir kraulen und streicheln. Da lasse ich mich nicht zweimal bitten. So liegt er den Abend bei mir auf der Sitzbank. Wenn ich aufhöre zu streicheln, kommt ne Stubsnase und fordert mich auf, weiter zu machen. Lustiger Kerl!

 

Ein weiterer Bekannter von Mika kommt noch vorbei, seine Ex ruft noch an und telefoniert ne halbe Stunde mit ihm...ich beschäftige mich solange mit Instagram, plötzlich kommt Mika noch mit ner kleinen Schüssel Eintopf...ja, Abendessen hatte ich auch noch nicht. 

Ein irgendwie verrückter Abend und ich glaub es ist 1 Uhr als ich in Zottl stolpere. Der Schneefall hat nachgelassen, ich will nur noch ins Bett und hoffe einfach, dass ich morgen nicht total verkatert bin. Nachdem was wir "zusammengesoffen" haben, müsste ich morgen eigentlich sterben...

Ich schaffe es noch, Co-Pilot und Friedrich nach hinten zu schleppen...oder schleppen sie mich heute...keine Ahnung...schlafen...jetzt...schnell!

 

Was ich noch sagen will: SO war das nicht geplant....ich bin unschuldig! :)

 

Ich wünsche eine gute Nacht und bis morgen.

 

Kai und Team

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Mar Verkaaik (Montag, 31 Januar 2022 19:33)

    Hallo Kai. Ja trinken können sie im hohen norden aber sicher gut geschlafen

  • #2

    Sascha Kolb (Montag, 31 Januar 2022)

    Den Blog habe ich erfolgreich gefunden und nun sogar komplett gelesen. Am 18. Januar hat sich dein Leben geändert, hatte ich vorhin noch unter einem Video gelesen. Eigentlich ein gutes Datum für eine Lebensänderung; ist mein Geburtstag. Bloß müsste ich das auch mal schaffen �� wenn es schon bei anderen zu diesem Zeitpunkt so gut klappt ��. Ich drücke dir jedenfalls weiterhin die Daumen, dass du gut vorankommen und weiter so viele nette Leute kennenlernen mögest. Ich werde auf jeden Fall auch weiterhin den Blog lesen, wer weiß, was für ein episches Werk es vielleicht in 4000 Jahren sein wird. Etwas wie die Gilgamesh Saga vielleicht. Ein Reisender mit einem Zottl und 2 Bären, der in Finnland Abenteuer erlebt hat und die verschollenen Götter Griechenlands dort untergetaucht im ewigen Eis einer Eispyramide aufgespürt hat � Oder so ähnlich.
    Liebe Grüße aus Kelheim, Sascha

  • #3

    Joachim H. (Montag, 31 Januar 2022 21:44)

    Hallo Kai, nach dem Abend würde ich sagen: finnische "Feuertaufe" mit Bravour bestanden! Und Nicoles Kaffeelikör ist wirklich einsame Spitzenklasse - für den habe ich, der eigentlich so gut wie nie Alkohol trinkt, in der kurzen Zeit seit dem Col du Donon schon mehr Geld ausgegeben als für sämtliche alkoholischen Getränke zusammen in meinem ganzen Leben...