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#62 Motorrad & Schweiz - Strich durch die Rechnung vom Wetter?

 

Hallo zusammen,

 

ein Samstag morgen Ende September 2019. Ich erwache in Zottl. Gestern Abend ging ich bei nicht ganz schlechtem Wetter ins Bett. Somit hab ich irgendwie die innerliche Einstellung, dass es auch heute Morgen schön ist. Habe also einen hauptsächlich blauen Himmel vor Augen und stelle mir die Steinarena entsprechend vor.

Nur das kleine Bärenteufeli in meinem Kopf meint: Kai, der Wetterbericht sagt aber was komplett anderes für heute…aber ich schieb das Bärenteufeli bei Seite und denke weiter in meiner Vorstellung. Tja…was soll ich sagen…ein großer Fehler!!!

 

Denn mit Vorfreude auf Sonne öffne ich die seitliche Verdunkelung und sehe…NICHTS. Alles voll im Nebel. Nix Sonne, nix Sicht. Null! Ich sinke wie vom Schlag getroffen zurück in die Federn und denke mir nur: Oh man, ich Idiot, hätte ich doch nur das Bärenteufeli etwas ernster genommen. Dann wäre die Enttäuschung jetzt nicht so groß. Ich brauch einige Minuten um mich zu erholen.

 

Ralf und ich haben die Motorräder dabei, wir wollten auf die Bikes und ne Runde drehen. Doch bei DEM Wetter…vergiss es. Wird nicht funktionieren.

 

Was mich jetzt vielleicht noch aufbauen könnte, ist das Wolken/Regenradar. Ich schnappe mein Handy…Mist, kein Empfang. Muss erst den Router anstellen, der hat über meine Externe Antenne 1-2 Balken 4G Sunrise Netz. Frisch in Zottl, die Heizung lief über Nacht, jetzt dreh ich sie erstmal ordentlich hoch. Router an, kurz warten, Handy ins Wlan einloggen und das Regenradar checken. Hm…viele Restwolken hängen an den Alpen, aber von Westen kommt sonnigeres Wetter. Also eine Frage der Zeit, wann es schöner wird. Ich habe wieder ein wenig Hoffnung für eine Motorrad Tour.

 

Gemütlich zieh ich mir was an und gehe vor die Tür. Frisch….feucht…sogar leichter Nieselregen fällt vom grauen Himmel. Mal schauen ob die anderen beiden schon wach sind.

Japp, sind sie. Alle schon putzmunter, während ich noch mit Restmüdigkeit kämpfe. Es geht auf 09:30 Uhr zu. Zeit für Frühstück!

 

Das nehmen wir bei Ralf in seinem Kummit 640 ein. Und was geht im Anschluss? Das Wetter besser sich gaaanz langsam. Kurz mal blauer Himmel über uns, doch gleich wieder zu. Die Wolkendecke hebt sich allerdings ein wenig.

 

So entscheiden wir, eine kleine Runde zu laufen. Da es von hier aus jedoch nur Bergauf geht, ziehen wir uns gut an, Wanderschuhe an die Haxen und schon begehen wir den Wanderweg zur Tierberglihütte. Ein Schild warnt uns vor möglichen Vereisungen auf der Strecke, doch so hoch werden wir wohl nicht kommen. Gute Wanderschuhe machen hier jedoch Sinn, der Weg ist uneben, mit Steinen gespickt und geht am Hang entlang.

 

Wir schrauben uns so hoch, bis wir im Nebel stehen und noch so gerade einen schönen Blick runter auf Parkplatz und Ebene haben. Sieh sehr mystisch aus bei diesem Wetter. Nach 30 Minuten Aufstieg und dem Enden im Nebel, laufen wir wieder runter, machen noch einige Fotos und sind eine Stunde später zurück am Kasten. Zeit für Futter…hatte da nicht jemand Kuchen dabei? Ist ja schon 12:30 Uhr, da kann man schon mal einen Kuchen einwerfen.

 

Und ja, Ralf’s wundervolle Frau hat uns einen Kuchen gebacken. Fantastisch! Und als wir ihn sehen, schlägt das Herz noch höher. Schmandkuchen mit Birne….sieht toll aus, schmeckt Hammer! Herzlichen Dank an die wundervolle Bäckerin! Ein Gedicht der Kuchen und wir schlagen richtig zu. Nach der vielen Bewegung kann man das auch ohne Bedenken, zudem werden Kalorien, die man oberhalb von 2000 m zu sich nimmt, dünner. Genauso wie die Luft….oder so ähnlich!

 

Und während wir so draußen sitzen und mampfen, dazu Kaffee trinken, wird auch das Wetter langsam immer besser. Wir laden also mal die Mopeds aus. Sieht tatsächlich nach einer Mopedrunde aus. Grimsel, Furka, Andermatt, Wassen, Sustenpass. Das ist der Plan.

              

Und natürlich hat der Co-Pilot mitbekommen, was da in Sachen Moped fahren los ist. Er will mit!!! Ralf hat sogar extra einen Helm für ihn mitgebracht. Und man glaubt es kaum, mit angelegten ohren und etwas schieben passt der Helm auf des Co-Piloten Rübe. Also, aufs Moped mit Ihm. Sitzprobe. Doch da kommt die große Ernüchterung: seine Füssli sind zu kurz, er kommt nicht an die Fußstützen dran. Und das ich gesetzliche vorgabe. Der Sozius, ob Mensch oder Bär, muss sich mit den Füßen abstützen. Unter großen Wattetränen muss der Co-Pilot also wieder absteigen, die Enttäuschung ist riesig und er ist kaum zu beruhigen. Erst als Ralf mitteilt, dass er auch noch ein Motorrad mit Beiwagen hat und wir diese beim nächsten Mal für eine Ausfahrt nutzen können, beruhigt sich der stete Fluss Wattetränen und der Co-Pilot schöpft neue Hoffnung. Nächstes mal darf er im Beiwagen mitfahren. Friedrich natürlich auch...wenn wir einen Helm in seiner Größe finden.

 

Und eine Stunde später beginnen Ralf und ich mit der Umsetzung. Manfred bleibt zurück, setzt sich auf sein E-Klapprad und fährt ne Runde. Wir jagen über die Pässe bei sonnigem Wetter, wenig Verkehr und freier Strecke!

 

Die Bikes sind bestückt mit 3 Kameras, so kommen auch einige Filmaufnahmen zu Stande. Doch auf dem Furkapass, runter gen Andermatt passiert es. Ich verliere meine DJI Osmo Action. Merke diese jedoch erst, als wie zig Kilometer nach der Passhöhe kurz stoppen, weil ich die Kamera umplatzieren will. Montiert war sie auf dem vorderen Schutzblech meiner Hornet. Doch als ich ums Moped laufe, um sie dort wegzunehmen….ist sie nicht dort. Abgefallen. Irgendwo. Wohl nach der Passhöhe, da dort die Straße sehr schlecht und uneben wurde.

 

Ich hatte die Kamera wohl nicht ordentlich in die Halterung geschoben. Mist! Und ausgerechnet die DJI Osmo Action. Für über 400 CHF vor 3,5 Monaten gekauft…oh Scheisse! Warum konnte nicht das Mistding von Gopro Hero5 abfallen?!!

 

Natürlich drehe ich mein Moped sogleich um und beginne mit 40 km/h den Berg wieder hochzufahren. Ralf folgt.

Wir lassen unsere Augen von links nach rechts über die Fahrbahn laufen. Nix. Wenn die Kamera bei der Bergabfahrt Richtung rechten Fahrbahnrand gefallen ist, dann seh ich sie nie wieder. Da geht es steil den Abhang runter.

So fahren wir sicherlich einen Kilometer den Berg hoch, ohne Erfolg. Doch wenn es sein muss, fahr ich die ganze Strecke bis zur Passhöhe zurück. Ich will die Kamera und die Aufnahmen.

 

Und dann schlägt doch glatt mein Glück zu. Am rechten Straßenrand entdecke ich bei der Hochfahrt etwas Schwarzes. Das ist sie. Meine DJI Osmo Action. Ja leck, ich glaubs ja nicht. Sie ist beim Abfallen also auf die linke Seite, die Bergseite geflogen, an dieser Stelle hatte ich sicher 80 km/h drauf. Gut, ich sehe sie, aber ist sie noch nutzbar? Hat sie überlebt?

Ich fahre bis zur Kamera, stoppe, Leerlauf rein und Seitenständer runter. Stelle also meine Honda ab und laufe die letzten Meter zur am Straßenrand liegenden Kamera. Das Plasikgehäuse sieht gut aus. Keine Abbrüche, doch als ich sie umdrehe, hat sie seitlich am Objektive eine üble Absplitterung. Sonst aber keine Kratzer. Ich vermute, die Absplitterung geht aber nicht in den Sichtbereich rein.

So, wollen wir sie mal anstellen. Ich erwarte gar nix…doch…sie lebt. Und tut! Klares Bild, alles wie immer. Puhh….hab ich ein Schwein gehabt heute! Alter Schweizer! Mehr Glück als Verstand.

 

So montiere ich die Kamera wieder und wir jagen weiter. Runter nach Andermatt, bis zum Sustenpass. Nix mehr los den Susten hoch, wir heizen durch die Kurven…was ein Spaß. Wir haben eine ähnliche Pace und so fahren wir im gemeinsamen Flug den Berg hoch. Sehr geil! Meine Honda, Baujahr 2007, läuft wie ne eins. Das Alter merkt man ihr nicht an.

 

Kaum auf dem Pass, sind wir auch schon wieder am Steingletscher Parkplatz. Kühl geworden. Ich hab kalte Füße, hatte ich doch meine Motorradstiefel zu Hause vergessen und war mit meinen alten Wanderschuhen gefahren.

Die Bikes werden abgestellt, schnell umziehen und jetzt: Abendessen. Alle sind hungrig.

 

So stelle ich den Grill auf, Ralf bereitet das riesige Dry Aged Schweinekotelett (1,2 KG) vor und Manfred…hm...was hat eigentlich Manfred in der Zeit gemacht…ah….uns Wein kredenzt. Leckeren Walliser Weisswein.

 

Das riesige Stück Fleisch wird beidseitig scharf angebraten, dafür hatte ich meinen Grill auf über 300 Grad hochgeheizt. Im Anschluss Thermometer ins Fleisch rein, bei 65°C Innentemperatur ist es fertig. Das dauert aber wohl ne Stunde.

In der Zeit bauen wir Tisch und Stühle um, gegessen wird vor Zottl, ich entzünde das Lagerfeuer. Zwischendurch treffen wir noch bekannte Gesichert und verabreden uns für Sonntag Morgen für eine Fotosession mit Co-Pilot und Friedrich. Die zwei sind ein begehrtes Fotoobjekt…viele die mit den beiden ein Bild machen möchten. Mir scheint, die zwei sind die heimlichen Stars dieser ganzen YouTube und Blog Geschichte.  Ich bin nur ihr Angestellter, der die ganze Arbeit macht.

 

Nach 35 Minuten, wir sind mittlerweile bei Walliser Rotwein angekommen, kommt Bewegung in Manfred und Ralf. Sie müssen noch die Bratkartoffeln parat machen…und lassen mich mit dem Wein allein. Keine gute Idee J. So kümmer ich mich um Wein und Feuer, bin also nicht faul, sorge für etwas Beleuchtung im Essbereich und bereite die Kamera fürs Ess-Finale vor.

 

Und endlich ist es soweit: das Fleisch hat eine Kerntemperatur von 65 °C. ESSEN!!!! Ralf zerlegt das Fleisch, Bratkartoffeln aufn Teller und los geht’s. Die Unterhaltung schläft ein, alle genießen. Hammer Fleisch, geile Bratkartoffeln, leckerer Salat. Ja, Manfred hat für die gesunde Note gesorgt!

Wir erleben ein weltklasse Abendessen, draußen, bei vielleicht 12 Grad. Das Feuer brennt, der Grill glüht. Der ist nämlich nicht aus, sondern läuft auf Vollgas. Steht halb unter unserem Tisch und die aufsteigende Wärme lässt es uns gut aushalten.

Nach dem Essen wird kurz aufgeräumt, und schon sitzen wir ums Lagerfeuer rum, lassen uns schön wärmen, trinken Rotwein den das Feuer aber immer wieder aufwärmen muss. Später vernichten wir noch eine Flasche Schnaps. Ich präzisiere: eine kleine Flasche Schnaps!

 

Um Mitternacht ist das Holz alle, es wird noch frischer, der Himmel zeigt die Milchstraße und wir verabschieden uns und gehen schlafen. War ein toller und abwechslungsreicher Tag, der mit einem Festessen endete. Das Fleisch war perfekt, davon werde ich wahrscheinlich heute Nacht noch träumen. 

 

Viele Grüsse und gute Nacht.

Ka

 

 




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