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#1 Napf - Aller guten Dinge sind drei!

Hallo liebe Leserin, lieber Leser,

 

schön, seid ihr wieder mit dabei wenn es hier los geht. Bevor jedoch Zottl bestiegen und der Co-Pilot platziert wird, muss ich kurz ausholen.

 

Es ist Mitte Dezember. Ich habe ein einsames Reisewochenende geplant. Mal wieder alleine weg. Hatte ich jetzt schon länger nicht mehr. Macht mir auch Spaß und ich möchte unbedingt vor Weihnachten nochmal on Tour gehen. Wohin, weiß ich zwar nicht, da wird sich aber sicher noch ein Ziel finden.

Je näher das Wochenende kommt, desto mehr ändert sich jedoch die Ausgangslage. Denn: ich stehe mal wieder in Kontakt mit Sandra. Sie war seit 5 oder 6 Wochen nicht mehr unterwegs und ist am überlegen, was sie am kommenden Wochenende macht. Fotografieren mit einer Freundin oder einfach so mit dem Kasten losziehen. Wir lassen alles offen und entscheiden eine gemeinsame Ausfahrt spontan. Auch wie das Wetter wird, ist noch unklar.

Dem Co-Pilot versuche ich schon mal vorsichtig mitzuteilen, dass wir EVENTUELL nicht alleine unterwegs sind. Da zieht er mal gleich eine Schnute, als ich jedoch den Namen Sandra erwähne, ist er aber sofort wieder gut drauf….versteh einer den Bär!

 

Am Donnerstag vor dem besagten Wochenende, meldet sich Sandra: sie ist dabei! Gemeinsame Ausfahrt. Cool! Ich freu mich, ist die Letzte gemeinsame Ausfahrt doch schon bald 5-6 Monate her. Die Zeit fliegt! So mache ich mich mal auf die Suche nach einem möglichen Übernachtungsplatz. Im Winter etwas schwieriger was ordentliches zu finden, die Bergpässe sind mittlerweile gesperrt und wir müssen im Tal bleiben. Möglichst in einer Ecke, dass wir nicht ewig anfahren müssen, denn wir können nur von Samstag auf Sonntag unterwegs sein. Am Freitag liegt bei mir erst noch die Bergwerks-Weihnachtsfeier an.

 

Kaum steht der Termin mit Sandra, bekomme ich eine SMS von Adrian (Ädu) mit der Frage: was machst am Wochenende? Lust auf ne gemeinsame Tour?

Lust natürlich, aber hab ja schon mit Sandra abgemacht. Andererseits: mit 3 Kästen unterwegs zu sein, wäre mal eine coole Sache. Eine absolute Premiere! Mit Sandra kläre ich kurz ab, ob ein dritter Teilnehmer für sie in Ordnung geht, für sie kein Problem.

 

Und so wird aus einem eigentlich für einen Kasten angedachten Trip eine ganze Reisegruppe mit 3 Kästen. Coole Sache! Und alles so kurzfristig, schön gibt es noch flexible Leute auf diesem Planeten.

 

Wir verabreden uns in Hergiswill bei Willisau. Ich schicke Ädu noch die GPS Koordinaten des Treffpunktes und den Ortsnamen „Hergiswil“. Mit Sandra war bereits alles klar. Um 12 Uhr, Samstag Mittag also, wollen wir uns am großen Parkplatz vor dem Spar in Hergiswil treffen. Prima!

 

Freitag belade ich Zottl, Samstag Morgen kommt noch der Rest rein, Co-Pilot und anderes Zeug. Auf dem Weg nach Hergiswil gehe ich noch kurz Einkaufen, so werden wir auch nicht verhungern.

Der Schnee, der über Nacht aus dem Hochnebel gefallen war, taucht die Landschaft in ein leichtes Weiß, die Sonne scheint und Zottl, Co-Pilot und ich sind richtig gut drauf und freuen uns auf die Ausfahrt zu mehreren.

 

Und man mag das jetzt schier nicht glauben, aber ich erreiche den Treffpunkt um 11:58 Uhr. ENDLICH mal pünktlich!! Bin stolz auf uns. Allerdings bin ich nicht der Erste, Ädu schreibt um 11:50 Uhr, er sei am Treffpunkt angekommen. Parke bei der Raiffeisen Bank, einen großen Parkplätz habe er nicht gesehen. Das verwundert mich kurz…aber wie werden uns schon finden.

Sandra schrieb unterwegs von einer größeren Verzögerung. Sie hat Wasser-Beschaffungs-Probleme und kommt 30 Minuten später. Kein Problem, da warten wir.

 

So stelle ich um 11:58 Uhr Zottl’s Motor ab, schreibe Ädu kurz die genaue Adresse wo ich parke. Dann wird er es sicher finden. Ich kann ja nicht zu ihm fahren, warte ja hier auf Sandra.

 

Kurz darauf klingelt mein Handy. Ädu sagt mein Display. Ich nehme ab.

Kurz darauf pruste ich los und lache mich fast schlapp! Ich hatte schon so eine Vermutung, dass ich damit nun aber richtig lag…oh man…ich werf mich weg. Die lokalen Bewohner der schönen Gemeinde Hergiswil bei Willisau schauen mich schon ganz komisch an. Ein Deutscher mit Schweizer Zottl der sich wegwirft vor Lachen und einem verwundert dreinblickenden Co-Piloten, all das in ihrer Gemeinde! Hatten sie hier wohl auch noch nie!

 

Aber was ist passiert? Nun, Adrian ist am falschen Ort! Er ist zwar auch in einem Hergiswil, aber nicht in dem bei Willisau, sondern in jenem bei Luzern! Das Resultat einer Verkettung unglücklicher Umstände.

Wie ich oben schrieb, sendete ich ihm die GPS Koordinaten und den Ortsnamen „Hergiswil“, in der Annahme, er gebe die Koordinaten in sein GPS und findet den Weg somit ans Ziel. ABER: sein Navi wollte heute nicht, Akku leer. So erinnerte er sich, dass ich Hergiswil geschrieben hatte. Ihm war sofort klar, dass es das Hergiswil bei Luzern sein müsse, denn ich wohne ja nicht weit weg von Luzern. Also fuhr er dort hin…und war prompt im falschen Hergiswil!

Zum Glück sind die zwei Hergiswils nur so 40 Minuten Fahrzeit voneinander entfernt. Ädu macht sich dann gleich mal auf den Weg zum richtigen Ziel.

        

     

Ich warte, stelle die Heizung an, starte den Laptop und arbeite an einem Video. Und ziemlich genau um 12:30 Uhr fährt ein Kasten an mit vorbei, kurz, Knaus ohne Branding…das muss Sandra sein! Schnell schnappe ich mir die Kamera und filme ihre Anfahrt aus Zottl. Im Anschluss schnappe ich mir meine Jacke und verlasse die wohlige Zottl Wärme und laufe bei  -1°C und Hochnebel auf Sandra‘s Duc zu.

Somit wären schon mal 2 Kästen hier. Wir setzten uns in den warmen Zottl, reden und warten. Und irgendwann taucht Ädu auf. Wir sind komplett. Jetzt beginnt der spannende Teil! Die Anfahrt.

Wohin wir fahren? In den Wald! Im Napf Gebiet habe ich einen schönen Waldparkplatz ausgemacht, der hoffentlich erreichbar und tatsächlich schön ist. Ihr kennt das Napfgebiet nicht? Liegt knapp neben dem Emmental. Ein Wandergebiet in den Voralpen.
Da ich einen Plan habe, leite ich die kleine Expedition an, Sandra und Ädu folgen in ihren Kästen. Es geht leicht bergan, erst noch eine normale Straße, später wird sie schmaler, dann einspurig. Wir fahren einen, geteerten Weg am Waldrand und einem Bach entlang. Recht idyllisch hier. Gefällt mir schon mal. Was mir ein wenig Sorgen macht, hier liegt doch ein klein wenig mehr Schnee. Nicht viel, aber es reicht so gerade, um rutschig zu sein. Auf Google Maps sah die Anfahrt jedoch nicht steil aus, auch das Zielgebiet sah eben aus. Aber: da lag ich bei Google Maps schon mehrfach daneben.

 

Im Rückspiegel sehe ich Sandra und Ädu mit großem Respektabstand folgen. Zottl zieht ruhig seine Bahnen, der Co-Pilot genießt den Blick auf die verschneiten Wiesen und Berge um uns. Er liebt Schnee, erinnert dieser ihn doch immer an sich selbst und sein reines weißes Fell… Ja, er ist ein wenig selbstverliebt….tja…von mir hat er das nicht.

Nachdem der Weg lange nur sehr leicht ansteigt, wird es auf dem letzten Kilometer, von den gesamt 7 km seit Abfahrt Treffpunkt, deutlich steiler. Ups, denke ich mir…auf der Weg wird immer verschneiter und sieht rutschig aus. Sooo hatte ich mir das nicht gedacht. Immerhin keine engen Kurven, es geht eigentlich nur geradeaus bergauf weiter ins Tal hinein. Sieht toll aus! Ich halte Zottls Geschwindigkeit konstant, keine Experimente. Mache mir um uns jedoch keine großen Sorgen, Zottl hat Winterpuschen drauf. Sandra allerdings „nur“ Allwetter, Ädu ist auch winterbereift.

Wir kommen dennoch alle gut vorwärts und erreichen dann den ersten, doch recht schräg anmutenden Parkplatz. Wie abgesprochen, parke ich dort. Sandra parkt neben mir. Ädu hält auf der Straße und kommt dann nur noch mit Mühe wieder in Schwung, fährt ein Stück weiter hoch und parkt in einem abzweigenden Weg. Lagebesprechung.

 

Wir laufen den Weg zu Fuß weiter hoch. Schauen uns um uns finden 200 m höher einen recht eben wirkenden Parkbereich. Leider derzeit noch belegt von drei PKW. Die müssten also erst weg. Noch weiter oben, kurz vor dem beginnenden Fahrverbot wäre noch hinter einem Holzstapel eine Übernachtungsplatz. Aber nicht ganz so eben. Auch ist die Strecke rutschig, ob wir da hochkommen? Fraglich!

Entscheidung: wir bleiben wo wir sind. Warten bis die drei Fahrzeuge, die jetzt noch den ebenen Parkplatz belegen, wegfahren und parken dort dann unsere Kästen drauf. Wir sind zuversichtlich, dass wir dort hinkommen. Was machen wir, während wir warten?
Kaffee und Kuchen natürlich. Ädu hat an die Verpflegung gedacht, hat Vermicelle Küchli dabei, hat er im falschen Hergiswil noch besorgt. Und Kaffee ist in seinem Kasten auch schnell gemacht. Warum bei ihm? Sein Kasten steht momentan als einziger annähernd eben!

 

Nach dem Kaffee ist vor dem nächsten Abenteuer. Die Drohne soll noch in die Luft. Es ist zwar hochnebelig, aber auch das kann tolle Aufnahmen geben. Und in der Tat, die Bilder die sich auf meinem Handy Display zeigen, sind ziemlich atemberaubend. Zum Glück ist gerade in der Sekunde als ich fliege eine Lücke im Nebel, so dass ich durchstoßen kann und die Drohne über den Nebel stellen kann, ohne sie aus den Augen zu verlieren. Zufälle gibt es manchmal, die kann man eigentlich nur erfinden….
Wie auch immer, die Aufnahmen findet ihr im Video, der Flug hat sich definitiv gelohnt. Nach mir steigt Sandra mit ihrer DJI Mavic Pro 2 auf. Nicht ganz ungefährlich hier, der GPS Empfang ist so lala, Bäume stehen überall rum, hohe Tannen, usw. Man muss höllisch aufpassen.

Nach meiner Landung wechsle ich den Akku, warte bis Sandra landet und steige wieder auf. Ich will Zottl noch mal etwas fordern und noch ein Stück den Berg hochfahren. Bis zum Holzstapel wo der Weg dann in einem Fahrverbot endet. Also los mein Bester.

Der Co-Pilot schaut mich mit großen Augen an, so als wolle er sagen: Alter, hast Du aus dem Desaster im Kanton St. Gallen von vor zwei Wochen nix gelernt?
Ja, ja, ich weiß…aber diesmal ist es anders! Lass mich nur machen. Ich will Zottl’s Winterreifen testen. Ungefährlich hier. Bleibe ich hängen, kann ich jederzeit einfach zurück rollen. So fahre ich rückwärts aus der Parklücke, stehe auf der Straße, erster Gang und los. Traktion etwas schwierig aber wir kommen in Schwung. Die Drohne filmt uns übrigens bei dem Bergtest. Ich muss also beides im Auge behalten.

Nach einigen Metern endet der Teerbelag und ich fahre auf verschneitem Schotterwaldweg. Traktion gut. Kurz darauf muss ich jedoch anhalten, die Drohne muss unplatziert werden. Ein Fehler hier zu stoppen!

Kaum ist die Drohne neu sortiert am Himmel, fahre ich an…und rutsche. Komme nicht vom Fleck. Dann wollen wir mal die Traktion Plus Taste drücken.

Nebenbei sei noch der vorwurfsvolle Blick des Co-Piloten erwähnt. Er sieht sich schon im Recht!

 

Mit Traktion Plus, der Drohnen Steuerung in der Hand und einem gaaaanz sanften Gasfuß, schaffe ich es, Zottl wieder in Bewegung zu bringen. Erst noch etwas mit durchdrehenden Reifen, kurz darauf wieder mit voller Traktion. Später sehe ich, dass ich mir die blödeste Stelle zum Stoppen ausgesucht hatte. Sehr eisiger Untergrund!
Und so Zottln wir locker weiter den Berg hoch bis zum Ziel. Ich parke neben dem Holzstapel und klopfe Zottl auf das Blechkleid und strecke dem Co-Piloten die Zunge aus. Ich weiß, kindisch…egal, er kann das vertragen. Hat ja ein dickes Fell der Gute.

 

Dann kommt mir eine Idee. Denn: unser angedachter ebener Parkbereich ist mittlerweile frei und wir können drauf fahren. Die Idee, das Ganze von oben mit der Drohne filmen. Immerhin kommen drei Kästen aus unterschiedlichen Richtungen. Das müsste gut aussehen. Ich briefe die Anderen was zu tun ist. Die Drohne geht in die Luft, Sandra und ich setzen uns in Bewegung, Adrian hat irgendwie den Einsatz verpasst und bleibt erstmal stehen. Erst als Sandra und ich parken, kommt er aus dem Wald auf die Straße „geschossen“. Kurz darauf steht unsere Wagenburg. Sooo cool!!

Nach diesem Aufwand schlägt Ädu vor, einen Glühwein zu machen. Mit echter Zimtstange und frischen Orangen. Den Glühwein hat er von der Landi. Das ganze wird ne Weile gekocht. Irgendwann stolpert Ädu halb betrunken von den Glühweindämpfen aus seinem Kasten. Er meint, das sei nicht weiter auszuhalten. Er brauche frische Luft. J

Selbst draußen, rund um seinen Camper richt es nun nach Glühwein. Wanderer bleiben stehen und erkundigen sich, was wir denn da machen würden. Was für ein Spaß!

Einige Zeit später sitzen wir in Ädu’s Chausson und genießen vorzüglichen, vor allem nicht so süßen, Glühwein. Tolle Idee, Ädu! Nach dem Glühwein überreicht mir Ädu dann völlig überraschend ein Geschenk. Groß, eckig, nicht schwer! Was is das denn? Ich hab ja gar nix für ihn! Oh man…

So mache ich mich, vor der Kamera daran, es auszupacken. Und was halte ich in den Händen: einen Omnia Ofen. So coool!! Ich überlege schon seit der ersten Ausfahrt mit Ädu, ob ich mir einen zulegen soll. War immer begeistert von dem, was Ädu mit seinem gekocht und gebacken hat. Aber konnte mich nie durchringen einen zu kaufen. Tja, Thema ist durch! Genial! Ädu, auch auf diesem Weg nochmals herzlichen Dank! Eine tolle Überraschung. Auf den nächsten Touren werde ich den Omnia ausgiebig testen! Und mich bei Zeiten für das Geschenk revangieren!

Gegen Abend, als sich der Freund Hunger so langsam anschleicht, stellt sich jeder in seine Küche und kocht. Bei mir gibt’s Curry Reis mit Banane, Cashew Kernen und Hühnchen Fleisch. Dazu Zucchini Gemüse.
Ädu macht im Omnia eine Berner Platte, deftig mit Sauerkraut, Kartoffeln, Speck und Fleisch. Sandra macht sich Ravioli.
Und wenig später sitzen wir wieder beisammen und genießen das gemeinsame Abendessen.

So geht der Abend zu Ende, ich bin irgendwann hundemüde, die letzte Nacht war aufgrund der Weihnachtsfeier eher auf der kurzen Seite. Um Mitternacht machen wir Schluss. Und auf unserem kurzen Heimweg zu unseren Kästen stellen wir fest: es schneit!

Mit dieser Überraschung begebe ich mich in Zottl, stelle die Heizung auf 15°C, sortiere den Co-Piloten ins Bett und mich selbst nach einem kurzen Rundgang durch Bad, ebenfalls.

Ich wünsche eine gute Nacht. Bis morgen!

Viele Grüße

Kai

  

Koordinaten:
Übernachtung im Napf Gebiet: 47.015930, 7.942443

 

       

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