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#19 Schottland Tour 2019 - Jagd auf Internet, Sturm am Strand und Barra Überfahrt

Guten Morgen zusammen,

 

eine wunderbar ruhige Nacht am Ende der Welt liegt hinter uns allen. Geschlafen wie die Murmelbären. Und die murmeln noch immer im Schlaf vor sich hin, wenn ich das richtig vernehme. Aufstehen....und als erstes stolper ich über das dreckige Geschirr von gestern. Hat das heute Nacht niemand abgewaschen? Was is das denn für ein Saustall hier?

Daher, noch bevor ich etwas anderes anfange, mache ich den Abwasch. Ich hab kaum noch was sauberes in den Schubladen. Es wird echt Zeit. Und natürlich muss ich diesmal auch noch abtrocknen. Wir wollen ja bald weiter. 

 

Für mich ist das eigentlich oberste Ziel heute: Fähre klar machen! Wenn ich von South Uist nicht nach Barra komme, erreiche ich auch meine Fähre nach Oban ans britische Festland nicht. Denn die geht von Barra ab und ist schon gebucht und ist on Top die einzige Verbindung ans "Festland" in dieser Ecke der Hebriden.

 

An meinen Schlafplatz hab ich jedoch kein Internet um zu prüfen, ob ich eine Email von Calmac, dem Fährbetreiber, erhalten habe. Ich muss also schnell los und mir einen Ort suchen, an dem Netz vorhanden ist. 

 

Aber, vorher schau ich mir noch meinen Schlafplatz an. Das muss sein. Soviel Zeit hab ich noch...hoffe ich. Ich hab hier in völliger Abgeschiedenheit gepennt, um mich rum ist außer Fels nicht viel. Die Straße führt zwar noch weiter, dann stoppt aber eine rieeesige Pfütze jegliches weiterkommen. Völlig unklar wie tief das Ding ist und wie die Bodenbeschaffenheit. Zottl könnte drin versinken...oder für die Ewigkeit stecken bleiben. Ich selbst muss mir erstmal einen Weg drum herum suchen. Gar nicht so einfach, dass ohne nasse Füße zu bek....zack...nass...verdammt!

 

Mit guter Sprungtechnik schaffe ich es aber auf die andere Seite und laufe den Weg weiter, bekomme einen schönen Blick auf die angrenzende Bucht. Wer die Pfütze überwindet, runter ans Meer fährt, findet dort einen kleinen aber feinen Freistehplatz. Direkt am alten Anleger. Der ist aber sooo alt, dass nicht mehr viel von ihm übrig geblieben ist, da sicherlich keinerlei Boot mehr anlegt.

 

Zurück bei Zottl stelle ich fest, dass ich an einem Vogelwanderweg nächtige. Es gibt also einen eigenen Wanderweg zur Vogelbeobachtung auf den äußeren Hebriden. Wieder was gelernt. 

Nachdem ich diese wichtige Nachricht nun auch weiß, begebe ich mich zu Zottl, schnappe Co-Pilot und Friedrich, platziere sie neben mich und fahre ab. Die schmale Straße zurück zur "Hauptstraße", vorbei am Haus mit Windrad. Das dreht sich wie blöd, noch immer Sturm. Da haben die Besitzer sicherlich Spaß dran. 

 

Auf der Hauptstraße drehe ich Zottl's Nase gen Hafen, also nach Süden und fahre und fahre bis ich endlich ein Netz Signal bekomme. Während der Fahrt laden die Mails auf mein Handy. Die nächste Haltebucht stoppe ich, schnappe mein Handy und checke die Mails. Hm...eine Mail vom Fährbetreiber (Calmac)...aber leer. Kein Inhalt....wohl nicht genug Netz gehabt um die komplette Mail runterzuladen. Oh man...also...weiter fahren...bis endlich...richtig Netz!

Während der Fahrt klickt der Co-Pilot die Mail an, japp, jetzt ist Inhalt drin. Kurzer Stop. Ah...hm...okay....sie buchen die Fährfahrt gerne, ich solle anrufen. Gut! Immerhin schreiben sie nicht, alle Verbindungen ausgebucht.

 

Doch erst will ich was anderes probieren. Ich hatte ja die Fährhafen vor zwei Tagen verwechselt, das wurde mir aber erst so richtig gestern klar. So starte ich meinen Laptop und versuche, nun mit den richtigen Häfen, die Passage zu buchen. Und siehe da, wenn der User mal ausnahmsweise kein Idiot ist, klappt das auch. Wenige Minuten später ab ich die Buchungsbestätigung in Händen. Heut um 18:30 Uhr legen wir ab, ca. 20 Pfund kostet die Überfahrt nach Barra von Eriskay.

 

Nach dem das nun alles klar ist, die Weiter- und Rückfahrt also gesichert, kann ich ja mal wieder an den Strand gehen. Gibts hier ja auch auf South Uist. So fahre ich  noch 10 Meilen weiter, biege zweimal rechts ab, fahre noch ein paar Meter und stehe auf grünem Grund, vor mir Dünen, rechts von mir ein Friedhof (mal wieder). Jetzt aber erstmal kurz was frühstücken. Ist zwar schon Mittag, doch Frühstück geht immer. Ausgleichsmasse, Kaffee, rein damit und jetzt? Hm...jetzt kommt Besuch, links ein TI und rechts ein TI. Nix mehr mit alleine. 

 

Nachdem ich hier ja schon flotten Internetzugang mit THREE habe, kann ich ja mal noch versuchen, ein Video hochzuladen. Teil 3 der Montafon Trilogie. 

So richtige ich den Upload bei YouTube schnell ein und laufe im Anschluss an den Strand. Vertreibe mir auf den Dünen ein wenig die Zeit, verscheuche den ein oder anderen Hasen durch meine Anwesenheit (Sorry!) und laufe durch die Dünen wieder zurück zu Zottl. Als ich so auf ihn zulaufe, muss ich dann doch etwas lachen. Direkt hinter ihm....und das hatte ich bei der Anfahrt gar nicht gemerkt...steht ein Funkturm...und ich vermute mal, dass THREE hier auch eine Antenne dran pappen hat. Das würde auf jeden Fall den schnellen Internetzugang erklären. Denn wenn 3 GB in knapp 3h hochladen, dann ist das schon recht flott (für schottische Verhältnisse auf den äußeren Hebriden).

 

             

Mittlerweile ist auch nur noch ein TI übrig, ein älteres Modell. Und scheinbar mit Startprobleme. Als ich kurz mal um Zottl laufe, spricht mich der Fahrer an und wir kommen ins Gespräch. Er hat Luft in der Leitung, ich biete ihm Hilfe an, bekunde doch gleich, dass ich technisch ein völliger Vollpfosten bin.

Er hatte das Problem heute Morgen bereits, Pannendienst musste ihm helfen. Der war übrigens sehr günstig mit 25 Pfund, trotz 5 Meilen Anfahrt. So ruft er den gleich nun an, jetzt muss der Dienst halt 10 Meilen fahren. 

Die Wartezeit vertreiben wir uns im Gespräch. Er ist leidenschaftlicher Hobbyfotograf, hat atemberaubende Fotos von Schottland, kennt die besten Spots und Zeitpunkte wann man wo sein muss. Wohnhaft in Inverness, wohnt er natürlich geschickt um Schottland zu bereisen, was er nun schon seit Jahren mit dem Womo macht. Die Fotomotive gehen dabei nicht aus, denn zu jeder Jahreszeit sieht es hier anders aus. Man muss jeden Ort also mehrmals bereisen und ablichten. 

 

Nach 30 Minuten steht der Pannendienst da und ich mache mich vom Acker. Fahre mal noch 10 Meilen weiter und geh nen Kaffee trinken und Kuchen essen. Beim lokalen Campingplatz, das Kilbride Cafe. 

Man kann drin wie draußen sitzen, noch recht neu, saubere WCs, guter Kaffee, Kuchen hausgemacht und lecker. 

 

Hier verweile ich eine Stunde, setzte noch einen Instagram Post ab und gondel dann weiter gen Hafen. Nochmal ein paar Meilen durch schöne Landschaft und wir sind in Eriskay. Am Hafen ist eine V&E Station, kostenlos. Schwarzwasser wird man los, Frischwasser gibt es ab Wasserhahn mit Gewinde. Doch Wasser habe ich noch genug.

 

Als wir anreisen, sind wir die Ersten und Einzigen im Hafen, stehen also in der Pole Position. Das Wetter ganz ordentlich, recht sonnig mit Wölkli, aber noch immer Wind. Der schottische Fotograf meinte, die nächsten 3 Tage würde das Wetter trocken und gut. Na, der muss es ja wissen, hoffe er hat recht. 

 

So steh ich nun also am Hafen, bin ne Stunde zu früh und vertreib mir die Zeit mit Facebook und Instagram, denn ich habe Netz. Wie man sich doch über sporadischen Empfang freuen kann. Viele sagen ja, um abschalten zu können, sollte man abschalten, offline sein. Das ist durchaus richtig, doch wenn man, wie unser Team, einen YT Channel und Blog betreibt, dann ist man auf Internet unterwegs angewiesen. Zumindest Social Media muss bedient werden. 

 

Ne Stunde später läuft die kleine Fähre ein, der Hafen hat sich ein wenig gefüllt. Und so geht's auch gleich los, nachdem alle von Bord sind, dürfen wir drauf...nur einer kommt nicht los. 

Wir fahren tatsächlich als erste auf das Schiff, stehen somit ganz vorne auf der offenen Fähre. Später wird sich herausstellen, dass ist nicht so vorteilhaft.

 

Als wir eigentlich klar fürs ablegen sind, geschieht nix. Haben wir ein Problem? Sinken wir schon? Haben sie Co-Pilot und Friedrich als Schwarzfahrer ausgemacht und suchen nun nach ihnen? Komisch!

Ein Blick zurück in die Wartezone klärt auf: der Camper welcher hinter mir stand, kommt nicht vom Fleck. Motor springt scheinbar nicht an, denn ich sehe sie mit einem Starterkabel hantieren und ein andere Van steht noch dort mit offener Motorhaube. Einige Minuten später, ist der Spuk vorbei, Motor scheint zu laufen. Der Van fährt auf die Beton Rampe des Hafens um dann über die Fährrampe auf das Schiff zu gelangen... doch bevor es soweit ist, bewegt sich das Schiff und legt ab...hä?...

Ah....der Groschen fällt...okay...die Flut läuft ein, das Wasser ist gestiegen, die heruntergelassene Rampe der Fähre ist überflutet. Jetzt muss die Rampe erst ein Stück hochgezogen werden, die Fähre ein Stück zurück setzen dabei und dann nochmal mit etwas Schwung an die Betonrampe dran fahren, Schiffsrampe wieder runter, Van und Wohnmobil können fahren. 

Interessant dabei, die Fähre ist nur über die heruntergelassene Rampe mit dem Festland verbunden. Keine Taue. Unterstützend läuft der Motor und drück das Schiff an Land. 

Schön, hätten wir das heute auch gelernt.

 

Wir legen ab, fahren zwischen Inselchen durch im Zickzack Kurs auf Barra zu. Die gesamte Zeit scheint die Sonne, ich bin hauptsächlich oben an Deck, man darf aber auch im Auto sitzen bleiben. 

Die 45 Minuten Fahrt vertreibe ich mir mit filmen und Sonne genießen, steht man mal nicht im Sturm, ist es fast angenehm. Die Fähre schaukelt allerdings gut, die Gischt spritzt hoch...und hier ist nun der Grund, warum es nicht clever war, vorne zu stehen: Das Boot ist nach oben offen, die Gischt spritz...guess what...genau...Zottl bekommt ne ordentliche Salzdusche. 

Als ich später zu ihm komme, einsteige...sieht man vorne raus kaum  noch was. Die Scheibe ist völlig versalzen. Oh je...erstmal für Sicht sorgen. Und das erste Mal hoffe ich, dass es nochmal ordentlich Regnet in den nächsten Stunden.

 

Das Anlegemanöver in Barra funktioniert reibungslos, und zack, wir dürfen als erste auf die Insel. Wir fühlen uns wie Robinson Dingsbums und sein Bären Freitag und Samstag. Doch da wir am Hafen Barra erstmal kurz stoppen um die Lage zu checken, sind wir sehr schnell wieder sehr alleine. 

 

So langsam stellt sich die Frage: wo schlafen?

Es ist 19:30 Uhr, ich entscheide, nach Absprache mit Co-Pilot, dass wir die Westküste in südlicher Richtung runter fahren. Irgendwo wird's schon einen Parkplatz geben. Ach, was wäre ich bloß ohne meinen Navigator!

Über Single Track Roads erobern wir also Barra, schön hier, karg, bergig, sonnig, windig...denke, das fasst es zusammen. Stärker bewohnt als ich dachte. 12 Meilen lang ist die einmalige Umrundung der Insel. 

 

Auf halber Höhe der Westküste kommt ein Parkplatz entlang der Straße, abgetrennt durch einen breiten Grünstreifen von der Fahrbahn, keiner hier. Das sieht nach unserem Schlafplatz aus. Direkt an der Küste, unter uns knallen die Wellen an die Felsen. 180° Meerblick. Unverbaubar! Sehr geil. Und on Top noch Sicht auf eine schöne und feinsandige Bucht. 

 

So machen wir es uns wohnlich, ich drehe des Co-Piloten und Friedrichs Sitz zur Dinette und beginne gleich mal mit dem Kochen. Ich hab noch Gemüse, dass weg muss, das schreit nach einer nochmaligen Suppe. Ich bin auf den Geschmack gekommen. Suppe im Kasten ist was Feines. Das wird es jetzt wohl häufiger geben, gewöhnt euch schon mal daran.  :)

 

Leider ist mir irgendwie eine Zucchinis abhanden gekommen...dachte da wäre noch eine...hat etwa der Co-Pilot eine gemümmelt? War das das komische grüne Zeug was ich neulich in seinem Pelz fand? Hm...seltsam.

 

Na egal, dann halt nur Karotte, Kartoffel, Lauch, Würstchen, Wasser, Salz, Pfeffer und etwas Suppenpulver. 30 Minuten später sitze ich vor einer dampfenden Schüssel Futter, diesmal mit Reisnudeln die etwas dicker sind, ähnlich wie Spaghetti. 

 

Die Sonne scheint noch immer, allerdings fällt auch immer mal etwas Regen. Auch werden die Wolken von Westen immer dunkler. Einen Sonnenuntergang gibt es nicht, aber eine kurze Wolkenlücke lässt nochmal den Himmel aufglühen und wenig später erscheint der Horizont weit im Westen nochmal erleuchtet. Dann verschwindet die Sonne für heute. Ich widme mich  Blog und Video und gegen Mitternacht schleppe ich Co-Pilot und Friedrich ins Bett, mich durchs Bad und ebenfalls nach hinten. Oh man, was bin ich froh, muss ich nicht noch immer Betten umbauen. Einfach reinfallen, Augen zu und....schnarch.

 

Wünsche eine gute Nacht und bis morgen.

 

Viele Grüsse

Kai und die Bärentruppe

 

 

GPS:

Morgens South Uist irgendwo:  57.327027, -7.274033

Abends Barra, Westküste: 56.991931, -7.508395

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