#3 Hallo Martin - Eine Brücke am Fluss

Guten Morgen zusammen,

 

etwas unsanft werde ich heute aus dem Schlaf katapultiert. Es scheppert auf Zottl’s Dach und der Van wackelt! Was ist los? Werden wir soeben abgeschleppt? Ist wieder ein riesen Tier auf Zottl’s Dach unterwegs?  Nach dem ersten kurzen Schreck, beginnt man Hirn rational zu denken. Mit fällt wieder ein, dass für heute Föhn angesagt ist. So vermute ich, dass eine heftige Föhnböe meine 4G Antenne abgeräumt hat und auch den Zottl zum Wackeln gebracht hat. So ein Mist, hätte die Böe nicht ein wenig später so gegen 09:30 Uhr aufschlagen können und nicht schon um 07:30 Uhr. Und jetzt krieg ich die Kurve auch nicht mehr. So ein Käse!

 

Ein Blick nach draußen, vielleicht ist ja immerhin schönes Wetter. Als erstes seh ich den Wasserfall, der ist noch da. Das Wetter…naja…nicht Fisch, nicht Fleisch. Diesiger Himmel und die Bäume wackeln im Wind. Das motiviert nicht aus dem Bett zu purzeln. Ein wenig bleib ich einfach noch liegen. Geh den Tag durch, was ist zu tun und zu lassen. Hm..ich soll Martin nicht als Langschläfer darstellen…hatte er gestern im Spaß gesagt. Na dann…mach ich das diesmal besser nicht.

Gegen 8 Uhr stehe ich mal auf. Starte den Router, guter 4G Empfang hier im Verzasca Tal, und schreibe Blog, bearbeite die Webseite und schneide später an einem Video rum. Die Zeit vergeht, nach einer Foto Pause die ich vor Zottl verbringe, kühl ist es, geh ich wieder ins Innere und stell die Heizung höher. Mittlerweile ist die Sonne hinter den hohen Bergen erschienen und scheint durch einen blöden milchigen Himmel.

Es geht auf 10 Uhr zu. Von meinem Nachbar ist noch nicht zu hören oder zu sehen. Aber nee, er schläft nicht lang! Aber ist ja nicht so, als wäre mich langweilig. Ich beschäftige mich mit Instagram, räume Zottl ein wenig auf, setze mich wieder an den Laptop und schneide weiter bis irgendwann, sagen wir mal es ist deutlich nach 10 Uhr, drüben die Schiebetür aufgeht und Martin erscheint. Mit Kaffee und Milch in der Hand macht er sich auf den Weg zu mir. Natürlich meint er, es sei schon laaange wach, hätte ja auch schon Kaffee gekocht….ja genau…nein, Martin, Du bist natürlich kein Langschläfer. Niemals! J

 

So sitzen wir an unserem Wasserfall und frühstücken gemütlich. Ich mache mir noch kurz meine Ausgleichsmasse, Martin futtert Brot. Die Chance nutze ich und packe mal mein Ovomaltine Crunchy Creme aus. Auf Baguette sicher lecker. Sogar Martin probiert, allerdings so marginal wenig, das ich befürchten muss, es verdunstet auf dem Weg vom Glas via Löffel zu seinem Mund. Aber es scheint noch ein wenig im Mund anzukommen, er behält es drin aber so richtig der Süßmensch scheint er nicht zu sein. Zu mehr ist er auch nicht zu überreden. Naja, macht ja nix, mehr für uns! Sowas teile ich ohnehin nicht gerne J.

 

Irgendwann, es ist bereits Nachmittag, machen wir die Kästen abfahrbereit und machen uns auf den Weg. Zumindest eine Sehenswürdigkeit steht noch auf dem Programm. Das ganze Tal ist zwar ein, aber die wohl bekannteste ist die geschwungene M-Brücke. Nein, das hat jetzt nix mit der Migros zu tun, sie ist aber halt geschwungen wie ein M. Einen Namen hat die Brücke auch: Ponte dei Salti. Gebaut im 17. Jahrhundert, Bögen mit je14 Meter Stützweite und tauglich für beladene Esel. So könnte man es zusammenfassen. Wer mehr wissen möchte: https://de.wikipedia.org/wiki/Ponte_dei_Salti

 

Parken an der Brücke ist heute kein Problem. In der Hochsaison stelle ich mir dies jedoch sehr schwer vor. Viele Parkplätze gibt es nicht. So kommt uns immerhin mal das schlechte Wetter zu Gute, wenig los, ich kann gut filmen und hab die Brücke sogar einmal kurz für mich alleine. Leider ist es so stürmisch, dass ich die Drohne nicht in die Luft lassen kann. Wäre zu gefährlich für Mensch und Maschine. Also läuft der mit der Kamera bepackte Esel halt so über die Brücke, ohne Drohnenbegleitung.

             

Martin ist nicht so der Sightseeing Mensch. Ich ja generell auch nicht, aber die Brücke find ich schön und will sie mir anschauen. So wartet Martin im Sturm bei den Kästen. Auch praktisch, so sind die Kästen in guten Händen…denn wie sich später rausstellte, hatte ich Zottl nicht geschlossen. Ok, hab natürlich noch die zwei Kampfbären Co-Pilot und Friedrich drin sitzen, aber ich will ja keine Anzeige bekommen wenn die beiden einen Einbrecher oder Räuber angreifen.

 

Nach 20 Minuten sind alle Aufnahmen gemacht und ich bin froh im windgeschützten Zottl zu sitzen. Was für ein Sturm.  Wir zottln weiter, durch Tunnel, am Stausee entlang zur riesigen Staumauer und weiter über engere Straßen wieder runter ins Tal. Noch ein kurze Blick auf Palmen und Lago Maggiore und schon sind wir wieder auf der Autobahn gen Gotthard.

Ich überlege schon wieder, wo ich entsorge, plane schon wie ich an meine Standard V&E Station vor Zug fahre, als mir einfällt: gibt ja auch eine Station hier an der Autobahn! Das hätte ich jetzt fast vergessen. Viel geschickter! So muss ich keinen Umweg fahren und meine unterschiedlichen Gewässer nicht noch über den Gotthard schleppen.

Puh, gut fiel mir das noch früh genug ein. Co-Pilot und Friedrich zeigen sich auch erfreut, sie sind keine Freunde des Umweg fahrens. Sie meinen, das würde zu viel CO2 produzieren und das wäre nicht gut für die Eisbären….aha…manchmal bin ich schon überrascht was sie wissen…und was nicht.

 

So halten wir 20 km vor dem Gotthard an, ich entsorge an einer guten Station mit Bodeneinlass alle meine Wässerli und 10 Minuten später fahren wir weiter, allerdings nicht ohne Verluste: Eine Zewa Rolle ist durch „falsch fließendes“ Wasser einseitig völlig durchweicht und nicht mehr zu retten. Sie fliegt mit dem restlichen Müll in die Tonne. Hoffentlich sieht der Co-Pilot das nicht. Er fängt sonst gleich wieder von den Eisbären an…

Kaum sitz ich in Zottl, schaut mich Friedrich fragend an und rollt mit den Augen. Er scheint das Malheur gesehen zu haben, allerdings hält er dicht! Danke Friedrich! Der Co-Pilot ist zum Glück mit sich selbst beschäftigt, er hat einen Windknoten im Fell. Vorhin ist wohl eine Föhn Böe in Zottl gefahren und hat seinen Pelz verwuschelt. So ist er jetzt zumindest mal beschäftigt.

 

Wir nehmen die letzten KM in Angriff, haben gerade wieder schön Schwung, tuckern den Berg hoch, da erscheint ein Schild: Stau! Nicht weiter verwunderlich, die erste Dosierstelle für den Tunnel liegt vor uns. Jetzt heißt es 10 Minuten warten. Ich filme ein wenig durch die Gegend, lausche meinem Hörbuch und schon stehen wir in der Pole Position. Links von uns ein VW California T4 oder T5.

 

Ich lasse das Fenster runter…rufe rüber…wollt ihr ein Rennen? Der California lässt ebenfalls die Scheibe runter…Was? Ich nochmal: ein Rennen? Der California: logisch! Na dann, cool!! Ich jage Zottls Motor hoch, Standgas bei 3.000 U/min. So warte ich 2 Minuten. Co-Pilot schaut schon ganz nervös….dann springt die Ampel auf Orange, ich lasse die Kupplung kommen, Zottl schießt nach vorne. Wir sind leicht, alles Wasser raus, Dieseltank halb leer, Vorräte alle gegessen. Die ersten Meter liegen wir vorne, der California holt aber auf, dann schalte ich auf Lachgaseinspritzung und wir lassen den California zu Staub werden. Brennen Zottl’s Gummi in den Asphalt und jagen mit Lichtgeschwindigkeit davon….

 

Oh…huch….ich erwache ich aus meinem Tagtraum, die Ampel wird grün! Zivilisiert lasse ich die Kupplung kommen und fahre los. Lasse dabei den California auf den ersten Metern aber hinter mir. Er hat den Start verpennt.

Kurz darauf wieder Stau. Die Zweit, aber zum Glück letzte Dosierstelle vor dem schwarzen Loch das alles verschlingt und auf der anderen Seite wieder ausspuckt. Auch hier stehen wir 10 Minuten an um kurz darauf im Tunnel zu verschwinden.

 

Unser nächster Stopp ist der Lidl Parkplatz in Flüelen. Hier wo alles begann, endet es nun auch wieder. Wir trinken noch einen Kaffee, verabreden und grob für eine Spätsommer / Herbsttour. Martin bekommt dabei die Aufgabe, das gute Wetter mitzubringen. Diesmal war ich für das Wetter zuständig, kläglich versagt habe ich. Hoffen wir, das Martin es besser kann.

 

Dann heißt es Abschied nehmen. Lieber Martin, danke schön für Deinen Besuch, war toll mit Dir unterwegs zu sein. Vielen Dank fürs Bekochen und Abwaschen! Das hat mir etwas mehr Zeit gegeben für die Videobearbeitung, mein Rückstand auf die aktuelle Situation ist nämlich derzeit wieder etwas größer. Und eigentlich möchte ich, bevor ich nach Schottland fahre, halbwegs aktuell sein um euch möglichst schnell die ersten Eindrücke von Schottland zu zeigen. Bisher sieht es diesbezüglich ganz gut aus J.

 

Von Flüelen aus rollen wir nun gen Schwyz während Martin weiter gen Luzern fährt. Wir winken nochmal und schon sind wir weg und reiten in den Sonnenuntergang…naja…wenn die Sonne denn irgendwo zu sehen wäre.

Zu Hause angekommen wird Zottl entladen, die Herren Co-Pilot und Friedrich dürfen noch etwas in Zottl verbleiben und werden erst später hoch getragen. Ich muss am Abend ohnehin nochmal runter. Hoffen wir mal, sie machen keinen Unsinn in Zottl.

 

In diesem Sinne, wünsche ich euch allen noch einen schönen Abend.

 

Viele Grüsse

 

Kai und der Rest der Bande

 

GPS Koordinaten:

Schlafplatz: 46.315256, 8.803096

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