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#127 Graubünden/TI - Calancatal, was erwartet uns dort?

Schönen guten Morgen,

 

eine ruhige und entspannte Nacht liegt hinter dem Team. Hier am Ende des Weges, vor der Schranke, war nix los. Erst jetzt, nachdem ich wach bin, fährt ein Auto hierher…stoppt…und fährt weiter…äh…und die Schranke???!!
Ein Blick aus dem Dachfenster zeigt verschiedene Dinge:
- wow sieht das geil aus hier bei Tag
- blauer Himmel, Sonnenschein
- das Auto ist weg
- wir sind noch alleine
- die Schranke ist oben!

Aha…interessant…so einfach macht man hier also den Weg frei. Einfach die Schranke hoch drücken? Ich bin mir sicher, die war gestern Abend unten. Ob aber ein Schloss dran war, hatte ich nicht überprüft.
Naja, ist ja auch wurscht. Wir werden nachher erforschen, was da noch kommt.

Während ich es gemütlich angehen lasse an diesem Morgen, fährt gaaanz vereinzelt mal ein Auto an uns vorbei oder dreht auf dem Parkplatz. Von „viel los“ sind wir auf jeden Fall weit entfernt. Die Sonne scheint, die Umgebung dampft, der Wald trocknet vor sich hin. Internet ist jedoch weiterhin nicht zu haben. Null Empfang mit Sunrise, auch bei schönem Wetter.

Wir chillen durch den Morgen, bis ich dann doch soweit bin, um auf meine Expedition zu gehen. Dafür wird der IO Hawk Exit-Cross ausgeladen. Strom ist noch genug in der Batterie, so ziehe ich los. Durch meine Trödelei diesen Morgen, hab ich jedoch das gute Wetter verpasst.  Als ich aufbreche, ist nichts mehr zu sehen von Sonne und blauem Himmel. Tja, verzockt…so kanns gehen.

                

Mit Volldampf jage ich an der Schranke vorbei und in den Wald rein. Der Weg ist gut fahrbar mit dem eScooter, Waldboden und Schottermischung. Darauf fühlt sich der Scooter sehr wohl und wir kommen gut voran. Unten kann ich durch die Bäume die Schlucht und den Bach erkennen. Ganz schöner Höhenunterschied. Ich sollte hier besser nicht vom Weg abkommen.

 

Irgendwann geht rechts ein fahrbar aussehender Weg ab, runter gen Schlucht. Doch ich entscheide, den hebe ich mir für die Rückfahrt auf. Erstmal will ich so tief in die Schlucht vorstoßen wie es geht. An einem möglichen Schlafplatz komme ich auch noch vorbei, allerdings befinde ich mich hier in einem Wildrückzugsgebiet und Militär Munitionstest Gebiet (interessante Mischung übrigens). Daher entscheide ich für mich schon mal: ich parke nicht um, sondern bleibe mit Zottl wo ich bin.

So jage ich weiter bis sich die Schlucht etwas weitet und wir fast auf Fluss Niveau sind. Dabei stoppen mich zwei Dinge: eine breite Furt zum einen und zum anderen ein Auto das in dieser Furt steht. Einige Meter daneben ein junger Mann der sein Auto in der Furt fotografiert. Sachen gibt’s!

Wir kommen kurz darauf ins Gespräch. Er kommt hier aus der Gegend und meint, viel weiter geht es nicht mehr ins Tal. Ein paar hundert Meter noch. Dann ist Schluss und man muss laufen. Kann von hier aber über einen Pass nach San Bernardino laufen. Interessant!

Da sein Auto ziemlich im Weg steht, trage ich den eScooter über die Wasserfurt. Zum Glück liegen große Steine rum über die man auf die andere Seite kommt. Drüben fahre ich auf etwas schlechterem Weg weiter.

Bis…ich plötzlich saftiges grünes Gras sehe, ein Häusli und das Ende des befahrbaren Tals. Links geht ein Weg steil den Berg hoch, rechts ist eine hölzerne Brücke.

 

Meinen eScooter kette ich an ein Schild, nicht dass er hier noch Füße kriegt, schnappe mir meine Kamera und laufe über die stabil wirkende Holzbrücke. Am Ende der Brücke muss ich mich entscheiden, links oder rechts…ein rosa Pfeil zeigt, dass der Weg nach rechts geht, so lauf ich mal links!

 

Doch weit komme ich nicht. Denn hier gibt’s keinen Weg. Aber es sieht toll aus. Breiter Fluss/Bach, tiefe Schlucht, wilde Landschaft und irgendwie sieht es nach Regen aus. Die schneebedeckten Berge hängen leicht in den Wolken.

Ich laufe zurück zur Brücke, folge nun dem Pfeil nach rechts, komme aber auch nicht weit. Doch hier gibt’s ne Feuerstelle und etwas mehr Platz. Komische Dinge hängen rum... Mittlerweile bin ich hier total alleine, der Fahrer des Furt-Autos ist wieder weg. Es fühlt sich ein wenig komisch an…vor allem, was ist das für ein rosa Ding, dass da im Baum hängt? Sehr seltsam….
Und dann dieses Knacken im Unterholz immer…schlecht hier der Co-Pilot noch rum? Merkwürdig…

Und…huch…was ist dass jetzt? REGEN!!!....war ja klar… Zum Glück nur leicht und unmotiviert.

Ich entscheide, zurück zum Exit-Cross zu gehen und den Weg bis zum Abzweig zurück zu fahren. Gedacht, getan!

Und als ich mit dem eScooter an der Furt vorbei komme, steht kein Auto drin und ich denke: YEAH!!! Kamera aufstellen und durch. Erstmal nur langsam. Beim zweiten Versuch aber mit Vollgas. Das Wasser ist 10-15 cm tief. Wenn man da mit 20 km/h durchpflügt, spritzt das wie die Sau. Ich werde ordentlich nass. Gleich nochmal…und nochmal. Ich brauch ja Aufnahmen aus unterschiedlichen Winkeln. Das alles natürlich in Zeitlupe gefilmt. Was ein mörder Spaß!

Als ich nass genug bin, ziehe ich weiter und bin überrascht, dass der eScooter noch tut. Hatte fast schon mit nem Wasser-Elektronikschaden gerechnet. Das Ding ist echt robust!

 

Am Abzweig biege ich links ab, cruise ein paar 100 m bergab und ende….in Canada! Die Wälder, der breite Fluss, der Flusslauf…wie in Canada, nur alles etwas kleiner. Little Canada sozusagen. Wunderschön, grünliches Wasser das hier aufgestaut wird. Ein genialer Ort. Und nicht mit einem Fahrverbot versehen. Theoretisch könnte man sich hier mit dem Camper hinstellen. Einer oder zwei würden hinpassen. Was für ein schöner Ort hier am Ende der Welt. 

 

      

Wenn ich das Friedrich erzähle, wird er sicher maulen, dass er nicht mit durfte. Er steht auf Canada Design. So behalte ich das also wohl besser für mich. Er sieht es noch früh genug, wenn er irgendwann das Video Korrektur schaut. 


Nach vielen Fotos, Genuss und Canada Feeling, stelle ich mich wieder auf meinen Scooter und ziehe ab. Den Berg hoch kämpft er, packt es aber und oben in der Ebene jagen wir weiter, zurück zu Zottl. Doch als wir ankommen, jage ich an ihm vorbei. Da schaut er komisch und wundert sich sicherlich.

Ich will noch zu der kleinen Hausansammlung, denn ich hab da eine Vermutung was 4G Empfang angeht. Und kaum bin ich durch das Dörfli durchgefahren, brummt und piept mein  Handy…EMPFANG! Zwar nur ein Miniaturbalken 4G, aber besser als null Balken.

 

Die nächste Stunde verbringe ich also am Ortseingang, schicke Insta und Facebook Posts in die weite Welt, beantworte Kommentare, chatte mit Freunden per WhatsApp und schaue auch immer wieder hoch und genieße die Gegend. Wer mich beobachtet, muss meinen, ich hab sie nicht mehr alle. Steh ich doch dort mit meinem eScooter, lache mal, schüttle den Kopf, halte mein Handy in die Luft für besseren Empfang und wische mir die Regentropfen von der Stirn.

Ja, das ist nicht nur Reisen und Spaß haben bei mir, all der Social Media Bereich will auch versorgt werden. Und auch das frisst einen Haufen Zeit auf Reisen.

 

Nachdem ich irgendwann genug gewässert bin, ziehe ich ab. Stelle den eScooter vor Zottl in den Regen und begebe mich ins Trockene. Meinen Plan, heute ein Feuerchen zu machen und meinen neuen Schwenker Grill (Danke @Sportbude.de) vor der Kamera zu testen, kann ich wohl beerdigen. Nicht bei dem Mistwetter.

 

Leicht frustriert sitze ich in Zottl, bis ich meinen Laptop schnappe und ein Video bearbeite. So geht der Nachmittag vollends vorbei.

Weiter fahren werde ich heute nicht mehr, einfach zu schön hier. Am Abend mache ich mir wieder mal ein leckeres Raclette. Genau das Richtig bei diesem Mistwetter. Und das meine Teelichter, die schon etwas runtergebrannt sind, auch weiterhin gut die Käsehalterung erhitzen, versehe ich die Unterseite der Kerzenhalterung mit kleinen Magnete. So kommt die Kerze ca 0,5 cm näher an das Käseblech dran. Genug Hitze also wieder!


Gegen 19 Uhr schnappe ich nochmal meinen IO Hawk und fahre ins Dorf. Internet saugen. Und während ich da so vor mich hin stehe, sehe ich oben am Hang Murmeltiere. Ja verdammte Axt, keine Kamera mit Zoom dabei…. Kurz darauf jage ich zurück zu Zottl, hole meine Canon EOS 77D mit Zoom Objektiv, jage wieder zurück ins Dorf…und alle Murmeltiere weg! Nix rührt sich mehr am Hang. Liegen wohl alle schon im Bett, ist es mittlerweile doch auf 20 Uhr zu gehend.

Kühl ist es, ich bin froh habe ich Mütze und drei Jacken an. Es dunkelt langsam ein und es würde mich jetzt nicht überrasche, wenn gleich ein Wolf, Bär oder Mammut aus dem Walt hervor tritt und mich hungrig anschaut. Um das zu vermeiden, schnappe ich mir meinen Scooter und und begebe mich zurück zu Zottl. Verräume den nassen Scooter im Keller und begebe mich in den geheizten Van.

 

Hier wieder ohne Internet, kann ich ohne Ablenkung weiter schneiden. Gegen Mitternacht hab ich genug, kraule noch den Co-Piloten hinter dem Ohr, erzähle Friedrich von Little Canada und ernte einen bösen Blick und werfe dann beide hinten in die Koje. Und mich daneben.

Wünsche eine gute Nacht und bis morgen.

Viele Grüsse
Kai

 

GPS Koordinaten:

Valbella: 46.403270, 9.131466

 




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