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#174 Schotter mit Thomas - Pragelpass mit tierischen Hindernissen

Guten Morgen liebe Leserinnen, lieber Leser, (korrektur gelesen 13.10.)

 

schön, seid ihr an diesem Samstagmorgen auch schon auf und am Start. Heute Nacht gingen wir um 1 Uhr bei Sternenklarem Himmel ins Bett.

Erst im Lauf des Samstag Nachmittags soll das Wetter umschlagen…somit bin ich mir ziemlich sicher, dass draußen blauer Himmel vorherrscht und die Berge in der Sonne rumsitzen und versuchen, die letzten Schneereste vor dem Winter noch loszuwerden. Denn wer will schon mit Altlasten in eine neue Saison Schnee starte? Eben…niemand!

 

Neben mir ist noch alles ruhig, Co-Pilot und Friedrich schlafen den Schlaf der Gerechten. Ich verschone sie heute mit Wecken und der Frage ob sie mir evtl. Frühstück machen würden…das wird ja eh nix.

 

a…dann…frisch im Kasten und was ist das eigentlich für ein Gebimmel da draußen. Deutlich näher als gestern Abend…und leck...was war das denn…Zottl wackelt als wäre er von einer heftigen Böe erwischt worden. Ist das die Schlechtwetterfront oder doch noch Föhn…zack…nochmal…was zum Geier…irgendwie fühlt sich das anders an als Wind. Doch Zottl wackelt. Da hilft nur ein Blick raus…Verdunklung hoch…

 

Oh, Mist verdammter! Nee, das darf jetzt aber nicht wahr sein…mehrere Dinge beschäftigen jetzt meinen Geist gleichzeit. Der ist noch nicht ganz wach und tut sich schwer, alles zu verarbeiten. Also der Reihe nach. Die erste große Enttäuschung: nix blauer Himmel. Tief hängende Wolken und Nieselregen. Grau in grau alles. Das deprimiert jetzt mal etwas. Und dann seh ich die Bedrohung und den Grund fürs Gebimmel: Kühe! Rund um Zottl. Und eine scheint sich an Zottl’s Heck irgendwie zu verlustieren. Doch zum Glück kommt die Kuhhirtin schon ums Eck und scheucht die kleine Herde weiter, über die Brücke auf die andere Bachseite. Die Gefahr für Leib und Seele also erstmal gebannt. Aber wie ich so halb nackt in Zottl stehe, merke ich…verdammt kalt. Erstmal also die Heizung auf 19°C und ein paar erste Video Aufnahmen machen und übers Wetter schimpfen.

 

Im weiteren Verlauf, nach einer Runde durchs Bad, reiße ich die Tür auf und sehe auch so gleich, dass Thomas wach ist. Wir tauschen uns kurz über Kühe und Frühstück aus. Erstere sind zum Glück weiterhin weit weg und zweiteres machen wir bei Thomas. Er backt Brötchen im Omnia auf, ich bringe Zopf, Käse und braune Masse mit.

Wir genießen ein langes, ausgiebiges und interessantes Frühstück. Thomas erzählt über seine Abenteuer in Marokko, Albanien und wo er sonst noch überall war. Allesamt spannend und lustig. Die Zeit verfliegt, das Wetter ändert sich dabei. 

                

Die Wolkengrenze steigt an, die Sicht wird besser. Sogar so gut, dass wir gegen 11:30 Uhr die Drohnen in die Luft lassen können. Doch Stress kommt keiner auf. Weit fahren müssen wir heute nicht. Denn mir kam endlich die Idee, wo wir die nächste Nacht verbringen könnten. Im Bad, auf dem Klo sitzend, kam der Geistesblitz: Pragelpass! Gerade hier im Nachbartal. Interessante Anfahrt und oben sicher nicht viel los. Der Pass ist am Wochenende mit Autos nicht durchgängig befahrbar. Somit kein Durchgangsverkehr… Thomas ist auch sofort überzeugt von der Idee.

 

Nach unseren Flügen und etwas aufräumen, sind wir abfahrbereit. Doch aus Richtung des Tals ziehen wieder tiefe Wolken auf. Jetzt aber schnell, denn wir wollen was sehen bei der Talfahrt über den Schotterweg und die Drohne soll uns aus der Luft begleiten.

Der Aufklärer ist schnell in der Luft, ich will sie gerade am Himmel platzieren als…wir abbrechen müssen. Die Wolken ziehen mit solch einer Geschwindigkeit rein, dass es ruckzuck neblig ist um uns und die ersten Tropfen fallen auch schon. Ich hol die Drohne wieder zurück, lande und ein langes Warten beginnt. Sicher 45 Minuten regnet es. Bis sich die tiefen Wolken jedoch wieder verziehen, sind sicher 1 ¼ h rum.

Als die Sicht wieder brauchbar ist, starten wir. Drohne in die Luft und Abfahrt. Runter ist deutlich einfacher als hoch. Doch mit Drohne, Kameras, Funkkommandos an Thomas geben und Spurhalten bin ich auch gut beschäftigt. Naja, die Drohne fliegt natürlich der Co-Pilot, dennoch muss ich ihn im Blick behalten, sonst fliegt er wieder Bär weiß wo hin und wir sind nicht im Bild.

Heute dürfen wir auch noch auf Gegenverkehr reagieren, zum Glück kommt der kleine Traktor an einer Stelle entgegen, wo er locker auf ein kleines Stück Wiese ausweichen kann. Schwein gehabt. Er hatte nen Anhänger dabei, Bergauf und Anhänger hat Vorfahrt. Wir hätten also zurück gemusst.

Alle Bachüberfahrten und egen Kurven packen wir locker und kurz vor Ende der Schotterstrecke, hole ich die Drohne ein.

Und als wir unten wieder Asphalt unter den Puschen haben, stoppen wir nochmal kurz und ich sammle die Kamera an Thomas‘ Heck ein.

Nun fahre auch ich wieder vor…allerdings komme ich nicht weit. Der tierische Teil dieser kleinen Reise geht weiter. Mittig auf einem einspurigen Weg stehen zwei Schafe. Ein Weißes, das guckt in unsere Richtung, ein Schwarzes, das in die andere Richtung schaut. Links oder rechts halb durch die Wiese und dran vorbei, geht nicht. Zaun im Weg.

 

So stoppe ich also erstmal in 3 m Entfernung zum weißen Schaf. Es rührt sich nicht. Ich fahre näher dran…es rührt sich nicht…1 m vor dem Schaf stoppe ich…es rührt sich nicht. Ich gebe Lichthupe mit meinen ORC Lampen…kratzt das weiße Schaf nicht die Bohne. Das Schwarze schaut noch nicht mal in unsere Richtung. Ich hupe. Das weiße Schaf zuckt etwas zusammen, bewegt sich aber nicht. Ich hupe nochmal, gleicher Ablauf, gleiches Resultat.

 

Hab ja schon viele Schafe auf der Straße gehabt, aber sowas wie die zwei ist mir noch nicht unter gekommen. Sie rühren sich keinen Millimeter. Wie festgeklebt. Würden sie nicht vor sich hin kauen, könnte man meinen sie sind mit Watte gefüllt. Da bleibt wohl nur eins…NEIN…ich fahre nicht über das Schaf!! Ich steige aus. Schnappe mir vorher noch meine DJI Action Cam und filme das Ganze natürlich mit.

 

Schimpfend gehe ich also auf das weiße Schaf zu…das Schwarze zeigt weiter keine große Regung. Doch das Weiße bewegt sich etwas. Und mit etwas mehr schimpfen bekomme ich es von der Straße geschimpft.

Doch da ist immer noch das Schwarz. Völlig unbekümmert steht es da nun alleine mittig auf dem Weg und mümmelt vor sich hin. Ich rede auf das Schaf ein…nix. Ich glaub es ist taub und blind…anders kann ich mir das nicht erklären. Erst als Thomas mir zu Hilfe kommt, kommt Bewegung in das Schaf…aber auch nur, weil Thomas es praktisch von der Straße schiebt. Also jetzt nicht mit seinem Sprinter sondern mit den Händen. Und auch nur Wiederwillig, also jetzt das Schaf, nicht Thomas.

So…der Weg ist frei. Doch ich warte irgendwie nur drauf, dass sich die Schafe, kaum dass wir ihnen den Rücken zu drehen, wieder mittig auf die Straße stellen. Ich würde es ihnen zutrauen!

 

Als ich jedoch wieder in Zottl sitze, ist die Strecke noch immer frei. Dann mal schnell und nix wie weiter. Wir rollen am Stellplatz vorbei, am See, verlassen die Alp und begeben uns wieder runter, durchs Bisisthal nach Muotathal. Dort stoppen wir am Ortseingang. Foto- und 4G Pause. Insta und Facebook füttern und WhatsApps der Freunde und Familie beantworten.

 

Gegen 15 Uhr begeben wir uns wieder auf die Kutschböcke, hauchen unseren Pferden Leben ein, drehen deren Nasen gen Pragelpass und düsen los. Jedoch nicht lange.

 

Die Auffahrt zum Pragelpass ist eng, einspurig, unübersichtlich, schattig-dunkel, die Fahrbahn teils gut, teils miserabel. Wir kommen nur langsam voran, haben aber Glück mit dem Gegenverkehr. Von oben kommt kaum was. Wir schrauben uns also immer höher, fahren durch Wald und Wiesen, an Käsereien und Alpen vorbei. Eine tolle Strecke, aber auch anstrengend weil hinter jeder Kurve der Gegenverkehr lauern könnte. Mit einem schlanken Kastenwagen kommen wir gut durch, mit bereiteren Fahrzeugen wollte ich hier nicht unbedingt fahren. Gibt keine Empfehlung dafür von mir.

 

Wir erreichen nach vielen Kurven und Höhenmeter den ca. 1.500 m hohen Pass. Und als wir so um die Kurve biegen und ich die Passhöhe sehe…trifft mich schier der Schlag. Ich hatte einen ziemlich leeren Parkplatz erwartet…doch….der Platz ist bumsvoll! Auto an Auto. Wir finden nur noch einen Platz längs des Weges. Parken. Durchschnaufen. Ein wenig verwundert bin ich ja schon, dass hier so der Teufel los ist. Eigentlich ist das hier eher ein verschlafener Pass….

 

Mit Kamera und Handy bewaffnet, erkunden wir etwas die Gegend und finden auch raus, warum hier der Teufel los ist: Hochzeit! Ich vermute einen Hochzeitsapero oder sowas in der Art. Das Brautpaar bekommen wir noch aus der Ferne zu sehen. Selbst die Feuerwehr ist zur Stelle und die Sirene läuft später noch.

 

Nachdem das nun also geklärt ist, zurück zu den Vans und die Landschaft genießen. Toll hier oben, eine Mischung aus Schottland und Norwegen. Schroffe, steil aufragende Felswände auf der einen Seite, steinig, steile Gras-Fels Landschaft auf der anderen Seite. In der Mitte wir…und Kühe.

Denn kaum haben wir Zopf, braune Masse und Kaffee draußen in dem besser werdenden Wetter genossen, kommt eine kleine Herde neugieriger Kühe vorbei. Beschnuppert und beleckt alles was interessant aussieht. Darunter mein Sitzkissen des Stuhls, braune Masse Gläser die Thomas retten muss, unseren „Tisch“, …

 

Wir haben gut zu tun, unsere Position zu „verteidigen“. Aber irgendwie auch sau lustig mit den Viechern. Echt neugierig die tierischen Freunde. Nach 10 Minuten ist der Spuk vorbei, die Herde durch und sammelt sich dahinten bei den Bäumen, reibt sich an den Stämmen und versteckt sich dort.

 

Und kaum haben wir uns auch erholt und aufgeräumt…kommen sie wieder zurück und beehren uns nochmals. Diesmal aber weniger intensiv und kürzer… Während all dieser Kuh-Geschichte, halten wir auch noch Kontakt mit Monika und Phoenix. Denn die beiden wollen uns heute Abend noch etwas Gesellschaft leisten.

Und als Monika uns gerade schreibt, dass sie unterwegs ist und um 18 Uhr ankommt, beginnt bei uns auf dem Pass der große Verkehr. Die Hochzeitgesellschaft sammelt sich bei ihren Autos und fährt dann wild hupend, bremsend, und röhrend den Pass gen Schwyz runter. Ich tippe schnell eine Warnung an Monika, dass ihr ne Horde "verrückter" Autofahrer entgegen kommen wird. Kurz darauf kommt ihre Antwort…japp...sind vorbe! Oh, dann ist sie nicht mehr weit weg. Ich bringe die Kamera in Anschlag und keine 3 Minuten später kommt sie auf den Parkplatz gebraust in ihrem nagelneuen Karmann Dexter 570 4x4.

 

      

Nach der Begrüßung schnell ein Rundgang um ihren neuen Van. Toll steht er da. Und um den Allradanatrieb beneide ich sie jetzt schon.

 

Nachdem der Parkplatz nun fast leer ist, parken wir uns um, bilden eine an drei Stellen geschlossene Wagenburg, lassen uns aber den Ausblick ins Tal. Auch wenn die Wolken jetzt wieder dicht sind, die kurzzeitig scheinende Sonne schon lange Geschichte ist und grau überwiegt. Doch hält uns das nicht davon ab, den Grill anzuwerfen. Das übernimmt wieder Thomas, ich bereite das Lagerfeuer vor, schneide und mariniere ne Aubergine und baue den Tisch auf.

 

Was macht Monika…sie kocht Wasser…für ihre Knorr-Nudelsuppe. Ist ja nicht so, dass wir ihr von unserem Fleisch nix abgeben wollen. Sie ist jedoch vegetarisch unterwegs…doch immerhin Pilze und Aubergine können wir ihr mit aufs Auge drücken. Müssen wir das ganze gesunde Zeug schon nicht alleine essen.

 

Nach einem vorzüglichen Mahl verabschieden sich Monika und Phoenix und machen sich auf den Weg nach Hause. Monika muss morgen früh raus, arbeiten. Wir zum Glück nicht, räumen kurz auf, genießen ein Nachtisch-Eis und machen ein ordentliches Lagerfeuer. Und als das super brennt und wir bereit sind für ein entspanntes Ausklingen des Abends…spüren wir Regentropfen. Nee, oder? Wer oder was schleicht sich da jetzt noch an? Thomas checkt das Regenradar…und ich bin echt froh, dass ich hier nicht alleine sitze. Es würde mir wohl niemand glauben.

In der ganzen Schweiz kein Regen, in der ganzen Schweiz? Nein, denn kurz vor unserer Position entwickelt sich eine Regenwolke die uns gleich überfährt. Erst versuchen wir es zu ignorieren, kurz wird der Regen etwas stärker um dann fast wieder aufzuhören. Doch das ist nur das Vorgeplänkel, keine 5 Minuten später flüchten wir…räumen noch schnell Tisch und Stuhl hinter Zottl und nix wie rein in den Van. So verbringen wir den restlichen Abend in Zottl. Immerhin müssen wir nicht noch die Heizung anstellen.

 

Gegen 23 Uhr fallen uns die Augen zu…anstrengender Tag mit all dem Viehzeug vor und um uns rum. Thomas macht sich auf einen kurzen und mittlerweile trockenen Heimweg. Ich schnappe mir Co-Pilot und Friedrich…die haben jetzt lang genug raus geschaut und auf weitere Kühe gewartet…ab ins Bett mit uns. Morgen ist ein neuer Tag.

 

Wünsche eine gute Nacht und tierische Grüsse
Kai

 

 

GPS Koordinaten:
Pragelpass: 46.994707, 8.866794

https://goo.gl/maps/eFjGszhqNfrvyB439

 




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