#2 Hallo Martin - was für ein Dreckswetter

Hallo zusammen

 

Samstag der 11. Mai, doch statt schönem Maiwetter präsentiert sich dieser Tag bei Regen und 6 Grad. 


Es ist nicht unbedingt ein Wetter, das mich vor den Kasten treibt. Daher verweile ich erstmal ganz entspannt in Zottl.

Dummerweise bin ich schon um halb acht wach. Andererseits gibt mir das die Zeit, noch etwas im Bett rumzugammeln, dem Regen zu lauschen und meinen Gedanken nachzuhängen. 

Ewig funktioniert das jedoch nicht, daher raus aus den Federn, Zottl etwas aufräumen, Laptop an, Blog schreiben, Webseite Updaten, dem Regen lauschen, eine Amazon Bestellung zusammenstellen und viele es mehr. 
Als Pause zwischendurch gönne ich mir noch eine schöne heiße Dusche, hier, am Rande des Lukmanierpasses. Schon cool irgendwie. 
Meine Duschhalterung funktioniert weiterhin super und stabil und erfüllt somit 100% ihren Zweck. Trotz Regenwetter werden im Anschluss alle Fenster im Bad geöffnet, alles grob mit Zewa trocken gewischt und die Heizung hochgedreht. So bekommt man auch bei Regen das Bad wieder trocken.

 

Als ich gerade aus dem Bad trete um mich anzuziehen, klopft es an Zottl's Schiebetür. Das kann nur einer sein, Langschläfer Martin. Ein Blick auf die Uhr, gleich halb 11 Uhr. Ja, das passt und ist so seine Zeit. ich beneide ihn um diese Langschläfertauglichkeit.

 

Schnell was anziehen und auf das Fenster. Er steht mit Kaffee vor der Tür und schlägt Kuchen als Frühstück vor. Da bedarf es keiner weiteren Überlegung. LOGO! Ein besseres Frühstück kann man nicht haben!

So sitzen wir 10 Minuten später in der Dinette, mampfen Rhabarberkuchen und trinken Kaffee. Jeder Tag sollte genauso starten. Der Kuchen ist von Martin's Frau gebacken. Lieben Dank! Doppel Daumen hoch, ein absoluter Genuss!

Auch  nach dem Frühstück ist das Wetter weiterhin mies. Dennoch wage ich mich vor die Tür und filme kurz unseren Schlafplatz. Danach bin ich zum zweiten Mal nass. Toll!!


Da uns nix treibt, lassen wir es weiter langsam angehen. Martin kümmert sich um den Abwasch, danke dafür, und ich mich um ein Video. Gerechte Arbeitsteilung und jeder macht, was er halbwegs kann. 
Um halb 1 beginne ich Zottl so langsam fahrfertig zu machen. Platziere noch mal meine GoPro an der Frontscheibe um. Bin noch am testen bzgl. bester Einstellung.

 

Und gegen halb zwei, als die Temperatur von 6 auf 3 Grad gefallen ist und sich Schnee unter den Regen mischt, machen wir den Abflug. Tiefhängende Wolken, Starkregen, Graupel begleiten uns den Berg runter in Richtung Biasca. Es ist zum Teil so laut im Cockpit, das ich mich selbst kaum verstehe. 

Co-Pilot und Friedrich sitzen wie gebannt neben mir, mit großen Augen, ich schätze sie haben die Befürchtung, dass sie irgendwie nass werden könnten. 
 

             

Im letzten Drittel der Passstraße bekommt die Strecke plötzlich einen weißen Touch. Hier muss soeben ein heftiges Graupelschauer runtergegangen sein. Was für ein Wetter heute. Die letzten zwei Wochenenden hatte ich ja schon etwas Pech mit dem Wetter, aber dieser Samstag toppt alles! 

Um 15 Uhr hab ich das Gefühl, die Abenddämmerung setzt ein, so grau und dunkel ist es. 

In Biasca fahren wir, weiter bei strömendem Regen, auf die Autobahn gen Locarno. Wenig später verlassen wir sie wieder und quälen uns gen Locarno. Unser Ziel heute: Verzasca Tal! Noch nie dort gewesen. Wird Zeit, mal einen Blick reinzuwerfen. 

 

Irgendwann, nach Stau und Regen wird es am Himmel ein wenig heller und es tröpfelt nur noch. Und es geht bergauf, und zwar ordentlich. Schmale Straße, steil, aber ein toller Blick auf Palmen und den Lago Maggiore. Eine echte Herausforderung, fahren, filmen, kurven, schalten....in solchen Situationen wünsch ich mir dann ab und an ein Automatikgetriebe. 

 

Zu guter letzt kommt uns auch noch ein fetter Reisebus entgegen. Glücklicherweise an einer Stelle, wo wir halbwegs passieren können. Ich drücke Zottl an die steile Mauer rechts neben uns und hoffe mal, dass der Busfahrer es im Griff hat. 

Ohne Fremdkontakt schiebt sicher der dicke Bus an uns vorbei. 

Durch Kurven und weitere Anstiege fahren wir weiter bis wir wie aus heiterem Himmel eine Staumauer entdecken. Ein grinsen geht durch des Co-Piloten Gesicht. Staumauern mag er gerne. Die erinnern ihn an sich: große und stark! 
Ich sag dazu jetzt mal nix....er liest hier mit und schaut schon ganz böse.


Parkplätze stehen am Damm in ordentlicher Anzahl zur Verfügung, auch ein Kasten passt hin. Aufgrund des miesen Wetters ist ohnehin nix los. 5 Minuten später stehen wir zu Fuss auf der Staumauer, könnten hier sogar noch Bungee springen. 
Ich überlege mir, was man mir zahlen müsste, dass ich hier freiwillig runter springen würden...mir fällt kein Betrag ein.
Erst am Abend kommt mir dazu die Lösung: sofortige Berentung und eine hohe monatliche Zahlung...das hätte mich wohl umgestimmt.

Die Staumauer ist auf jeden Fall gigantisch. Eine der höchsten Europas und mir wird schon beim runterschauen anders. Höhe dieser Art ist nix für mich. Hab immer Angst, dass ich aus Versehen runterfalle. Der See ist recht leer, zum Höchststand fehlen viele Meter. Man wartet hier wohl noch auf die große Schneeschmelze in den Hochalpen. 

 

Wir genießen den ersten trockenen Moment heute, mit 13 Grad kann man sich sogar draußen aufhalten ohne zu frieren. Dennoch hält es uns hier nicht lange, wir setzen uns in die Kästen und ziehen weiter. Von nun an immer entlang der Verzasca und bergauf. 
Wir cruisen an viiiielen Parkplätzen vorbei, alle bewirtschaftet, überall muss man zahlen. Frei stehen ohne Bezahlung halte ich hier für unmöglich. Die Parkkarten kann man am Automat kaufen oder auch in Restaurants und Shops falls man irgendwo parkt, wo kein Automat steht. 

Die Strecke ist gut zu fahren, nix mörder eng, auch ein TI kann hier noch gut seine Kreise ziehen. Selbst der Postbus ist noch unterwegs. 
In Brione halten wir uns rechts und fahren das Tal so weit, bis es nicht mehr weiter geht. Und das ist früher als uns lieb ist. In Sonogno ist Schluss. Fahrverbot. 
Aber: immerhin gibt es hier einen ordentlichen Stellplatz. 10 CHF pro Nacht und 4 CHF jede weitere. Ver- und Entsorgung ist dabei, Toiletten und Abfallentsorgung. Grauwasser mit Bodeneinlass. Gut gemacht!
Wäre eine Option hier zu bleiben, aber irgendwie haben wir keine Lust auf Stellplatz, auch wenn hier nix los ist.

Nach kurzer Googelarbeit, werden neue Koordinaten eingegeben, zurück nach Brione und dann ins Nachbartal. Doch auch dieser Plan erweist sich als nicht realisierbar. Auch diese Tal ist nicht befahrbar. Wir stehen wieder vor einem Fahrverbot. Schade!

Es geht auf 17 Uhr zu und wie haben keinen Schlafplatz. Das ist....nicht gut. Somit wird entschieden: wir suchen uns einen der bewirtschafteten Parkplätze. Mir war einer aufgefallen mit schönem Blick auf einen Wasserfall. So drehen wir um, fahren das Tal wieder ein Stück hoch und schwupps, haben wir einen Wasserfall vor der Haustür. Cool. Der Platz ist jedoch nah an der Straße, so kann man halt nicht alles haben. Wir bleiben. Einen Parkautomat gibts hier nicht. Zahlen muss man dennoch. 

Ich laufe ins nächstgelegen Restaurant welches um die Kurve liegt und frage nach eine Parkkarte. Die sehr freundlichen Gäste und Eigentümerin meinen jedoch, sie würden diese Karten leider nicht verkaufen. Das andere Restaurant im Dorf sei zu. Sonst gäbe es nix. 
Sie bot mir dann an, auf ihrem privaten Areal zu parken. Super freundliche, aber dafür wären unsere Kästen zu große. Ein Gast meinte im Anschluss, wir könnten da stehen bleiben, Polizei käme heute keine mehr vorbei. 

Na dann.....freundlich dankend ziehe ich von dannen. Ich habs immerhin versucht.

Als ich zurück bei Zottl bin, schaue ich mir die Parking-Card Tafel nochmal genau an...und lese, dass man hier gar nicht übernachten darf. Aha....na prima....aber Polizei kommt ja heut keine mehr...wir bleiben dennoch.
Anmerkung: nicht nachmachen! Kann teuer werden!

 

 

 

Während ich unterwegs war, hat Martin sich um den Kaffee gekümmert. Zum Glück war er damit erfolgreicher als ich mit den Park Tickets. Wenig später sitzen wir also wieder in Zottl und genießen zwei Rhabarber Kuchen Stücke und Prinzen Rolle Kekse.

Das Wetter bessert sich zusehends, man erkennt sogar schon blaue Lücken. Morgen, sagt der Wetterbericht, wird es trocken sein und sonniger...als Wermutstropfen soll es aber Föhnsturm geben. 

 

Als Abendessen einigen wir uns heute auf Maultaschen und Feldsalat. Martin kocht und richtet an, ich erkläre mich bereit, es zu  essen. Gerechte Arbeitsteilung wieder!
Bin sehr froh darüber, das Martin die Verpflegung übernimmt, so kann ich mich noch um ein Video kümmern. Wenigstens eines möchte ich an diesem Wochenende fertig stellen. Sonst gibt es Mittwoch für euch nix zu sehen. 

Die Maultaschen schmecken köstlich, der Salat ist auch top. Wir schlemmen wie die Weltmeister und sind am Ende so satt, dass doch tatsächlich eine Maultasche übrig bleibt. Die findet irgendwie den Weg in eine meiner Tupperschüsseln und in meinen Kühlschrank. 

Den restlichen Abend sitzen wir noch zusammen, ich bearbeite mein Video, Martin surft im Internet (top 4G Empfang hier mit Sunrise) und als wir beide fertig sind, genießen wir den Wein und unterhalten uns bis nach Mitternacht. 

Eine kurze Schrecksekunde gibt es noch, als plötzlich von der Frontscheibe trampelgeräusche kommen. Irgendein Vieh versucht, Zottl zu erklimmen. Gibt es hier nicht genug Berge an denen man Klettern kann? Leider ist nicht zu erkennen, was es ist. Katze, Marder, Murmeltier....

Eine halbe Stunde später, das gleiche Geräusch. Diesmal schafft das Monster es auf Zottl's Dach. Tapst drauf rum und als ich von innen an das Dach klopfe, kommt Bewegung in das Vieh. Im Eiltempo verlässt es das Dach und ward nicht mehr gesehen/gehört. 

So liegen wir gegen 1 Uhr im Bett, hundemüde und auf eine ruhige Nacht hoffend. 

Viele Grüsse und gute Nacht
Kai

 

GPS Koordinaten:
Platz morgens: 46.546598, 8.818793

Staudamm: 46.195051, 8.850706

Stellplatz: 46.351094, 8.788780

Schlafplatz: 46.315256, 8.803096

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