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#2 Schottland Tour 2019 - Ein Umfall, Edinburgh Rundfahrt und Sir Arthur's Seat, Forth Bridge

 

Schönen guten Morgen zusammen,

 

7:30 Uhr und wach. Prima! Wäre schlimm, ich hätte bis 11 Uhr geschlafen, denn heute haben wir noch einiges vor. Sowohl fahren, aber auch Aktivitäten. Aber erstmal raus aus den Federn und Frühstück machen. 

So sitze ich 15 Minuten später in Zottl's Dinette und mampfe meine Ausgleichsmasse und schreibe den Blog vom Vortag. Das gibt ein Ritual, welches sich die nächsten 3 Wochen täglich wiederholen wird. Pro Blog sitze ich ca 1 h am PC, falls sich mal jemand fragt, was ich morgens immer so treibe und warum ich so spät loskomme. 

 

Mein Schlafplatz war perfekt. Etwas windgeschützt, alleine waren wir und auch jetzt fährt nur selten ein Auto oder ein Traktor auf dem Sträßchen entlang. Nicht der Rede wert.

 

Nach dem Frühstück kommt Bewegung in die Sache. Die Frontscheibe muss geputzt werden, so schmutzig, dass ich nicht mehr ordentlich filmen kann, die Eurolite Kleber für die Scheinwerfe müssen angebracht werden, filmen will ich noch und aufräumen und loszufahren. Ein straffes Programm und fast geschäftiger als im weit entfernten und schon fast vergessenen Bergwerk.

 

Die Scheibe wird mit Spüli und Wasser gereinigt, entsprechenden Insektenschwamm und Eimer hab ich dabei. Die Kleber sind schnell platziert, einen Schwatz halte ich noch mit nem Engländer der hier zum Wandern im North York National Park ist. 

Um 10 Uhr starte ich mit blitzeblanker Scheibe Zottl's Motor.

Co-Pilot und Friedrich haben heute morgen alles gut beobachtet was ich so treibe. Sie gaben mir jedoch zu verstehen, sie seien im Urlaub und dürften nicht helfen. Gewerkschaft und so. Aha...nun den...selbst ist der Kai.

 

Wir fahren über enge, steile (25% Gefälle) und gewundene Sträßchen durch den Nationalpark. An Schafen vorbei, durch Miniortschaften und über weite Flächen. Fantastisch! Was erinnert mich das doch an meine Zeit in Irland! Ich liebe es hier schon jetzt. Das fahren macht Spass mit Zottl auf diesen engen Straßen. Wir zottln vor uns hin, Erholung fürs Auge dieses viele Grün. 

 

An einem Steigungs Stück, leicht links gebogen, ich fahre sehr langsam weil ich nix sehe, stehen plötzlich zwei Motorradfahrer vor mir. Sie kommen den Berg runter mit ihren schweren Maschinen, die Strecke ist jedoch Single Track und so wird es eng. Ich drücke Zottl links an den Rand, so sind rechts ca. 50 cm Platz. Das dürfte reichen, denke ich.

Doch der erste Motorradfahrer verliert die Kontrolle über sein Motorrad weil er am Straßenrand auf etwas Schotter bremst. Er bekommt Schräglage und fällt gegen die Böschung um. Alles bei Schrittgeschwindigkeit. Sein Kumpel hinter ihm kommt ohne Probleme zum Stehen.

Wie es aussieht, ist sein Bein zwischen Böschung und Moped eingeklemmt. So kommt er da alleine nicht mehr weg. Schnell hechte ich aus Zottl um zu helfen. Gemeinsam richten wir das Motorrad wieder auf, so dass der Fahrer wieder beide Beine auf den Boden und die Kontrolle über sein Bike bekommt. Er scheint sich nix getan zu haben, dankt mir und rollt dann an Zottl vorbei. Ich bot vorher noch an, zurück zu setzen um ihnen mehr Platz zu bieten, knapp hinter mir wurde die Straße etwas breiter, das lehnten sie jedoch ab.

 

Schlussendlich kommen beide gut an Zottl vorbei. So wie sie sich aber auf den Maschinen verhalten, scheint es mir, als wären sie keine erfahrenen Biker. Dann fahrt mal vorsichtig ihr beiden, denke ich mir und setze Zottl wieder in Bewegung.

 

Nach zig Meilen komme ich bei Osmotherley raus, fahre auf die A19 und in Richtung Norden. Wir wollen ja nach Edinburgh. Rauf auf den Sir Arthur's Seat. Das Wetter könnte sogar mitspielen. Bisher trocken, sonnig und bewölkt im Wechsel, 15 Grad. 

 

Viele Meilen später, ich fahre mittlerweile die A1, komm ich an einem Schild vorbei: Grenze Schottland in einer Meile. Da wird der Anker geworfen!

Kurz darauf stehen wir vor einem Stein, auf dem Scotland geschrieben steht, umrandet von drei hohen Fahnen die im Wind wehen. Wir haben es geschafft! Schottland! Ein schönes Gefühl!

 

Ein Kuchenstück später fahren wir weiter. Das Wetter wird etwas durchwachsener, das erste Regenschauer trifft uns. Als wir aber nach Edinburgh reinfahren, ist es erst am schiffen, dann wieder trocken und als wir am Arthur's Seat Parkplatz ankommen, sogar sonnig. Geiles Wetter!!! Erinnert mich alles an Irland...ich liebte es und tu es noch immer. Man weiss nie woran man ist, wird immer wieder überrascht, muss auf alles vorbereitet sein.

 

Die Anfahrt zum Parkplatz ist einspurig als Einbahnstraße. Endlich muss ich mir mal keine Gedanken machen, ob ich auch richtig, nämlich links, fahre. In der Stadt ist das ziemlich anstrengend und ich muss mich jeweils sehr konzentrieren, keinen Scheiss zusammen zu fahren. Bisher geht das alles gut. Manchmal wünsch ich mir aber einen etwas aktiveren Co-Pilot der Mitdenkt, nen Blick aufs Navi wirft und Ansagen machen kann. 

Aber ich beschwer mich nicht...denn das macht der Co-Pilot auch nicht! :) Friedrich ist ohnehin völlig entspannt und träumt von saftigen Wiesen...ich glaub im vorherigen Leben war er ein Schaf. 

             

Der Parkplatz am Sir Arthur's Seat ist kostenlos, fast leer und wir machen uns fertig für den Abmarsch. Regenjacke ins Gepäck, Weste an und los. Um auf den 251 m hohen Hügel zu kommen, gibt es nur eine Richtung: bergauf! Gerade hoch. Ohne Kurven ohne alles. Nur hoch. Über Gras. Bei Regen könnte das rutschig werden, denke ich noch und latsche los. 

 

Der Berg ist bereits jetzt, Anfang Juni, gut besucht. Im Sommer wird entsprechend mehr los sein. Will ich mir gar nicht vorstellen. Der Aufstieg ist nicht schwierig, man kommt ein wenig ins Atmen, aber das wars auch. Dafür ist die Aussicht grandios. Man übersieht die Stadt, das Meer, die Bucht... Der letzte Teil geht dann etwas über Felsen. Aber alles kein Problem. Nur oben, auf dem Gipfel besteht alles aus Fels, ich muss aufpassen wo ich bei den vielen Unebenheiten hintrete. Will ja nicht wieder meinen Fuss killen. 

 

Alleine bin ich hier nicht, viele andere Ausländer stehen mit mir hier oben. In der Ferne zieht eine Regenwand auf...witzigerweise kommt sie aus der Richtung, aus der auch der Wind, oder sagen wir Sturm, bläst. Als ich am obersten Punkt stehe, bläst es mich fast weg. Ein Sturm wie vor einem Jahr am Nordkap. Ich muss mich am Gipfelstein festhalten weil ich sonst befürchte, der Wind schiebt mich weg. Dabei dann noch zu filmen und was sinnvolles zu sagen, macht es nicht einfacher. Aber es ist Spaß pur. 

 

Ja, und dann ist da noch die Regenwand die auf uns zu rollt. Es ist unausweichlich, dass sie uns trifft. Die Frage ist, gibts einen Volltreffe oder einen Streifschuss. Ich vermute Streifschuss und harre auf dem Berg aus während andere sich eilig vom Acker machen.

 

So stehe ich etwas windgeschützt rum und genieße die ersten heftig anfliegenden Regentropfen. Dabei spricht mich jemand an. Ein Ami der aber nicht nach Ami aussieht, er war auf meine Filmerei aufmerksam geworden. Wir unterhalten uns eine ganze Weile und als das Regenschauer durch ist, es war tatsächlich nur ein leichter Streifschuss, verabschiede ich mich und mache mich auf den Weg zurück zu Zottl. Da wartet noch ein Kuchenstück auf mich! :)

 

Keine 30 Minuten später sitze ich vor meinem Kuchenstück, der Co-Pilot schaut neidisch, und vorspeise es. Packe zusammen. Fahre ab. Nehme den Co-Piloten mit.

 

Nun beginnt eine Zick-Zack Fahrt durch Edinburgh. Eigentlich suche ich mir ja eine Strecke raus, die mich schnurstracks raus aus der Stadt führt. Aber am entscheidenden Kreisverkehr ist eine Baustelle, ich kann nicht fahren wie Google sagt und schon hab ich den Scheiss. Dazu kommt, dass ich vor lauter Konzentration aufs Linksfahren, den Verkehr, die Fußgänger und die schöne Stadt noch 4 mal (in Worten: Vier) falsch fahre und Google ignoriere. Danke Google, dass Du nicht aufgibst und so viel Geduld mit mir hast! Aber kriegst ja im Gegenzug auch massig Daten von mir! So sind wir also quitt.

 

Irgendwann, nachdem ich durch Wohngebiete, über übelste Straßen und am Fußballstadion vorbei bin, fahre ich ENDLICH auf einer Ausfallstraße. Ich bin ziemlich geschafft, aber erhielt durch meinen Zick-Zack Kurs noch eine schöne Stadtrundfahrt. Ähm...aber wo fahr ich eigentlich hin?

 

Wir stoppen nochmal! An der Forth Bridge. 3 riesige Brücken die über den Firth of Forth gehen. Das offizielle Besucherzentrum ist im Navi eingegeben. Vorher noch kurz tanken und schon sind wir da. Nix los, gut, keine Wunder, is ja schon 20 Uhr. Der Blick von der Besucherterrasse ist nicht wirklich Spektakulär wie ich finde. Ein wenig enttäuscht laufe ich zurück zu Zottl. Das kanns doch nicht gewesen sein!

Nein, denke ich, ich benötige eine andere Perspektive. So fahre ich runter nach South Quensferry. Yeah, so sieht das schon besser aus. Unbedingt hier runter. Parkplätze vorhanden. Süßes Dorf am Fluss, und toller Blick auf die Brücken.

 

Die Drohen lasse ich von dort unten auch noch steigen und verliere sie fast. Alle Kontakte zur Drohne brechen ab. Ich habe keinerlei Kontrolle mehr. Innerlich sehe ich mich schon einen neue Kaufen. Wähne mich in einem bösen Traum. Erst als ich den Controller der DJI aus und wieder anschalte, hab ich wieder Kontakt. Kann die Drohne aber nicht Steuern. Kurzfristig fliegt sie selbständig weg von mir...und sie ist weit weg... Ich drücke den Home Button...nix....und irgendwann, nachdem ich nicht mehr wusste, was ich noch tun solle, piept der Controller und der Text sagt so etwas wie "returning home" oder so ähnlich. Da hab ich dann nur noch gehofft, dass der Akku hält. Einige Minuten später sah ich sie wieder über mir, konnte den Sinkflug von 100 m selbst übernehmen und landen. Nach dem Flug bin ich komplett im Eimer. Dieser Stress am Abend...ich musste mich erstmal setzen und hätte nur zu gerne einen Schnaps getrunken. Muss aber noch fahren. 

 

Im Nachhinein bin ich wohl selber Schuld an dem was da passiert war. Hinter mir ging das Flussufer steil ansteigend hoch, Bäume usw standen rum, die Drohne war wohl weit über das Flussufer über Land geflogen ohne das ich es bemerkte und verlor so den Kontakt zum Controller. Das hohe Ufer war im Weg. Tja...wieder was gelernt.

 

Abfahrt. Letzte Etappe. 30 Meilen noch bis zum Schlafplatz, der liegt bei Falkland. Im Lomond Hills Regional Park. Auf nem Berg. Völlig geschafft biege ich von der Hauptstraße auf die schmalge Single Track Zufahrt ein. Durch Wald geht es bergauf, viele Schlaglöcher, aber sonst gut zu fahren. 

 

Wenige Minuten später bin ich gegen 22 Uhr oben auf dem Berg. Außer mir noch ein Funkmast hier und zwei PKW. Denen vermassel ich wohl die Tour und sie fahren bald ab. Wir sind alleine. Haben einen grandiosen Blick für uns alleine. Wow! 

Ein Picknickplatz, weitläufig, mit Bänken und viel Grün. Sehr schön. Hier werden wir ruhig schlafen. Einzig der Wind macht etwas Lärm. 

 

Zu Essen gibts Reisnudeln mit Bolognese Soße die ich noch eingefroren mitgenommen hatte. Im Anschluss sichere ich noch Daten, mache den Abwasch und falle tot ins Bett....

 

Gute Nacht und bis morgen.

 

Viele Grüsse

 

Kai

 

GPS Koordinaten:

Morgens: 54.282411, -1.218671

Parking Sir Arthur's Seat: 55.944723, -3.152752

Visitor Centre Forth Bridge: 55°59'15.4"N 3°24'12.4"W

Meine Standorte an der Forth Bridge: 55.990145, -3.387299   /   55°59'27.8"N 3°22'49.0"W

Abends Lomond Hills Regional Park: 56°14'21.6"N 3°12'26.2"W

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