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#20 Schottland Tour 2019 - Alles komplett anders auf Barra, ein Traumtag!

Guten Morgen zusammen,

 

alles beginnt wie immer. Aufwachen, Rollo hoch...oh...da hört das "immer" auch schon auf!

 

Sonne! Echt jetzt? Letzter Tag auf den äußeren Hebriden und jemand lässt hier tatsächlich die Sonne vor die Tür?! Wir sagen mal noch nicht Danke, aber ein wenig freuen wir uns. 

Dann mal raus aus den Federn. Wir haben gegen 12 Uhr einen Termin.

Oh und verdammt...hier steht ja noch das ganze schmutzige Geschirr von gestern...hat das über Nacht keine Füße bekommen?

 

Frühstück, machen, Daten sichern, Aussicht genießen, Friedrich wecken, Co-Pilot ist schon wach. Wir trödeln rum, genießen den wärmer werdenden Zottl und noch immer die einfach fantastische Aussicht auf Strand, Brandung, Felsen, blauen Himmel und Sonne. Ab und an fährt ein Auto vorbei, oder ein Tourist stoppt für ein kurzes Foto. 

 

Und bei soviel Rumtrödelei ist es irgendwann Zeit, in die Gänge zu kommen. Um halb zwölf sind wir alle soweit. Motor an, Abfahrt filmen, zurück rennen und die Kamera einsammeln und ab gen Flughafen. 

Ja, ihr lest richtig, Flughafen. Dieses Mini-Inselchen hat einen Flughafen. Und da hier alles, hügelig, bergig, felsig ist, ist die Landebahn nicht an Land, sondern auf See...also ein langer weißer Sandstrand, östlich ausgerichtet. Hier landet zweimal am Tag eine Maschine aus Glasgow. Und die erste kommt heute um 12:25 Uhr rein. Die wollen wir landen und eine halbe Stunde später wieder starten sehen. Flugzeug, Meer, Sand...eine interessante Mischung. 

 

Um kurz nach Zwölf sind wir am Airport, ein kleines Towergebäude, kleiner Parkplatz, eine handvoll Menschen und einige Autos. Das wars. Sehr beschaulich und wohl der kleinste Airport den ich in meinem bisherigen Leben gesehen habe. Es ist Niedrigwasser, logisch eigentlich, der Flugplan ist hier ziemlich abhängig von Ebbe und Flut. 

 

Ich parke Zottl etwas abseits vom Parkplatz neben einem Gatter, und kaum stelle ich Zottl's Motor ab, beginnt es leicht zu regnen...echt jetzt??!! Ich glaub's ja nicht! Das doch eigentlich gar nicht!

 

Doch zum Glück nur ein kurzes Intermezzo. 5 Minuten später bringe ich mich und meine Kamera in Position. Auf Flightradar24 checke ich den Flieger, in 7 Minuten soll er hier sein, Wind kommt aus West, er ladet also aus Ost. Sehr gut. So stehe ich richtig. 

Flieger kann kommen. Wir sind parat!

 

Wenig später spotte ich ihn am Himmel, verfolge seinen Anflug, kein übermäßiger Wind, sollte eine glatte Landung geben. Er kommt gut rein in die Bucht, Fahrwerk draußen, Motor mit reduziertem Speed. So landet er butterweich auf der Sandpiste, verringert die Geschwindigkeit und hält kurz darauf in der Nähe des Towers an. Die Passagiere steigen aus, jeder macht ein Foto, die Koffer werden ausgeladen und abtransportiert. Flughafen Miniature!

 

Jetzt hab ich 30 Minuten um meinen Standort zu wechseln. So laufe ich zurück zu Zottl und bin überrascht: Er, Co-Pilot und Friedrich haben neue Freunde gefunden. Eine ganze Kuhherde hat sich zu ihnen gesellt. Der Knaller! In allen Größen und Farben stehen da Viecher rum. Zum Glück hinter dem Gatter auf ihrem Feld. Aber alle schauen neugierig rüber zu Zottl und mir, dem Neuankömmling. 

 

Bevor die jetzt vor Neugier noch den Weidezaun niedertrampeln, fahre ich mal lieber ein paar Meter zurück zum offiziellen Parkplatz des Flughafens. 

 

Auf dem Parkplatz ist noch gut Platz, Zottl passt wunderbar hin, no overnight parking schreit mich ein Schild an...jaja...is ja gut...ich fahr nachher wieder. 

 

15 Minuten später beginnt alles von vorne, nur rückwärts. Koffer in den Flieger, Passagiere fotografieren und steigen ein, Pilot läuft zum Flieger und steigt ein. 

Motoren werden angelassen, Propeller beginnen sich zu drehen und der Flieder rollt davon. Es sieht aus, als wolle er zurück fahren und nicht fliegen. Er rollt ans andere Ende der Bucht dreht sich dort in den Wind und gibt Vollgas. Er rast direkt auf uns zu, hebt jedoch zügig ab und entschwebt über den Tower gen Westen um dann nach Ost abzudrehen. 

Sehr coole Show! Hat sich gelohnt hier den Mittag zu verbringen. 

 

             

 

Um 14 Uhr irgendwas kommt noch ein Flieger, aber zweimal brauch ich das nicht. So setzte ich uns wieder in Bewegung und wir tuckern die Westküste runter gen südlichen Zipfel. Hab da einen schönen Doppelstrand (Ost/West Ausrichtung) gesehen. 

 

Die Wege sind kurz, die Strecke schön und zack stehen wir vor der Community Hall auf der Nebeninsel Vatersay. Daneben ein kleines Cafe. Bisher hatte ich noch kein Mittagessen, da bietet sich doch jetzt ein Kuchen und Kaffee an. Es gibt leckeren Minzkuchen den ich draußen in der Sonne genieße. Die scheint nämlich weiterhin und im windgeschützten Bereich ist es angenehm warm. 

WC's gibt es hier übrigens auch, eine Dusche kann ebenfalls genutzt werden gegen Münzeinwurf. Auch nach Schließung des Kaffees um 17 Uhr war dieser Bereich zugänglich.

 

Nach Kaffee und Kuchen besuche ich den Weststrand, fliege Drohne, verliere sie, hole sie zurück über den Home Button, fliege nochmal, dann ohne Probleme. Am Strand bin ich lange komplett alleine. Groß und breit, eingefasst links und rechts von Felsen. Wunderschön!

Erst später wird es voll, zwei weitere Personen und ein Hund kommen....das wird mir dann jetzt doch zu voll, ich schau mal rüber zum anderen Strand.

 

Der ist karibisch...östliche Ausrichtung, ruhig wie ein Ententeich, sauber, flach ins Wasser abfallend. Schuhe aus, Hose hochkrempeln und rein mit den Füssen...uhhh...kalt....aber nicht so kalt wie auf den Lofoten vor einem Jahr. Besser auszuhalten. Wäre ich ein harter Kerl, würde ich jetzt meine nicht mitgenommene Badehose anziehen und einmal richtig eintauchen. Aber ich bin ein Weichei, also bleibt es beim Füße tunken.

 

Nach dieser Abkühlung komme ich noch in ein Gespräch mit einem Segler Ehepaar die hier um die Inseln segeln. Haben in dieser Bucht geankert und genießen das endlich etwas schönere Wetter wie sie sagen. Ich kann ihnen nachempfinden.

 

Nach einem sehr netten Gespräch, stapfe ich zurück zu Zottl, entsande mich, fahre noch ein Stückchen weiter, sehe noch eine Parkplatz der nur mit einem PKW belegt ist und parke mich hin. Hier bleib ich, schön grün um mich, vor und hinter mir Dünen. Ruhig!

 

Die Sonne scheint, es geht auf 18 Uhr zu, ich sitze am Lapi und bearbeite ein Video. Da geht mir so durch den Kopf: das muss heute der erste Tag meiner Reise sein, an dem die Heizung nicht gelaufen ist. Wow! Ein Meilenstein. Zeit zu gehen...besser kann es ja nicht werden...haha...

 

Gegen 19 Uhr fährt ein VW California auf den Platz, stellt sich 4 Meter von mir weg und bleibt. Ein Pärchen mit Hund. Türen werden zugeschlagen, Aufstelldach aufgestellt, Hund gefüttert, usw. Was für ein Schauspiel...das Leben, wenn man mit so einem "Kleinwagen" unterwegs ist, findet wohl hauptsächlich draußen statt. Das wäre nix für mich!

Sind wir diese Nacht wohl doch nicht alleine...auf wegfahren und was neues suche, hab ich allerdings auch keine Lust. Was solls! Ich arbeite weiter an meinem Video, kann es fast fertig stellen, wärme mir meine Suppe von gestern auf als Abendessen und stelle fest, dass sie noch besser schmeckt als gestern. 

 

Um Mitternacht ist wieder mal Feierabend. Co-Pilot wirkt etwas bedrückt. Er ist wohl traurig, dass das Urlaubsende naht. Kann ich gut verstehen. Wo sind nur die letzten 3 Wochen hin? Was haben wir alle gesehen und erlebt. 

Friedrich sieht das ganz pragmatisch, er freut sich auf nächstes Wochenende, da geht es ja schon wieder los, ganz viele Freunde und Bekannte treffen an einem Gletscher.

Ich selbst...tja...3 Wochen Urlaub rum...ich fühle mit dem Co-Piloten aber teile auch Friedrichs Gedanke. Aber noch haben wir zwei intensive Tage vor uns. Die Rückfahrt steht an, viele Kilometer liegen vor uns, hoffentlich kommen wir gut nach Hause.

 

Jetzt aber erstmal gute Nacht und bis morgen, 6 Uhr klingelt der Wecker, 06:05 Uhr der zweite. Verschlafen darf ich nicht. Wenn das passiert, ist meine gesamte Rückfahrt nicht mehr wie geplant durchführbar....

 

Gute Nacht und viele Grüsse

 

Kai und die Fellohren

 

 

GPS Koordinaten:

Morgens Barra Westküste: 56.991931, -7.508395

Abends: 56.924908, -7.537944

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