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#117 Graubünden - Safien Tal, ein grandioser Tag am Ende der Welt

Hallo zusammen,

 

dafür, dass ich spät ins Bett ging, bin ich eigentlich deutlich zu früh wach. 07:40 Uhr zeigt mein Handy an. Und weiter schlafen ist irgendwie nicht. Hallo Körper, es ist Samstag!!!
Dem Körper ist es egal, er will nicht mehr schlafen...Miststück!

 

Okay, dann hast Du es auch nicht verdien,t weiter im Bett zu liegen, um 07:30 Uhr sitze ich also verpennt in der Dinette und frage mich...WARUM!!!???

Draußen alles ruhig. Die Nacht war gut. Ein Blick nach draußen zeigt, Campster wie Kastenwagen noch an Ort und Stelle. Campster Bewohner sind schon wach, sind draußen am rumfurhwerken. Fällt mir immer wieder auf, die Campster/VW Bus Fraktion ist immer sehr viel an der frischen kalten Luft zugange. Sieh haben ihr Zeug im Bus, aber Anwendung findet praktisch alles vor dem Bus. Spannend!

 

Da stell ich doch lieber mal meine Heizung höher, ziehe meine Jogginghose an und überlege mir, was der Tag heute so bringen könnte. Ich bin alleine...also kein Druck irgendwann vor die Tür zu müssen oder sonst was zu machen. Ich könnte den ganzen Tag in Zottl sitzen, niemanden würds interessieren. Gut, Flauschy würd sich freuen, als Corona Beauftragte, würde ihr das natürlich reinlaufen.

 

Als erstes will ich jetzt aber ein gekochtes Ei. Denn: seit gestern bin ich im Besitz eines WMF Eierkochers für Singles. Und jetzt muss das Teil mal zeigen was es kann. Details dazu, findet ihr im Video. So viel sei gesagt: hab noch nie so ein gutes Ei in Zottl gegessen. Nach 8 Minuten ist es fertig und genau richtig. Der Kocher läuft mit 230 V, so kommt mein Bestek 300 Watt Mini Inverter mal wieder zum Einsatz. 
Nach dem Ei werfe ich allerdings noch Kaffee und Ausgleichsmasse hinterher. Will ja satt werden. Und sehr zum Mißfallen von Flauschy, plane ich einen Außeneinsatz. Will ja wissen wo ich genächtigt habe. Also, ordentliche Klamotten an und raus.

 

Als erstes stelle ich fest: gar nicht kalt. Die Sonne ist schon am Himmel. Es verspricht ein schöner Tag zu werden. Ich laufe ein paar Meter, stelle fest, das hier ein Dixi Klo steht, sogar noch Klopapier vorhanden! Und das in Zeiten von Corona Klopapier-Hamster-Käufen!

Am Ende des Platzes, wo vorhin noch der Kastenwagen stand, die sind mittlerweile abgefahren, beginnt eine 8 km lange Langlaufloipe. Verschwindet in die eine Richtung gen kleines Wäldchen und auf der anderen Seite gen Fluss. 

Und die Sicht...Leck mich am Ar.... ist das geil! Als ich den Blick nach rechts wende, sehe ich eine verschneite Felswand in einigen Kilometern entfernung. Drohend steh sie da. Darum geht es hier also nicht weiter! Wow, was für ein Anblick! 
Schon alleine dafür hat sich die langwierige Anfahrt gelohnt.

 

Gut, nachdem ich jetzt grob einen Überblick habe, zurück zu Zottl, wärmer anziehen und den IO Hawk Exit-Cross aus dem Keller. Dessen Akkus sind wieder voll. Geladen für neue Abenteuer. 

 

5 Minuten später düse ich vom Parkplatz. Weiter hinter ins Tal. Das Auto Fahrverbot ignorierend. Gilt für meinen eScooter nicht. Kurz darauf bremst mich leider eine Sackgasse ein. Also zurück. Und runter an das Wasserausgleichsbecken. Über Schnee und Eis bis ans hintere Ende des Beckens.... Oh, eine Bank...in der Sonne...Pause. Hinsetzen, fotografieren, genießen! Keiner hier außer mir. Komplett alleine. Wie ich da so sitze, seh ich noch einen Spaziergänger und zwei Langläufer. Alle aus der Ferne. Flauschy wäre stolz auch mich. Niemand kommt uns zu nahe.

 

                

Man könnte hier noch ganz das Tal hinter laufen bis aufs Bärenhorn hoch. Das ist mir jedoch zu gefährlich, will ja nicht verunglücken und ein Notaufnahme Bett blockieren. Daher, bleib ich wo ich bin: auf meiner Bank. Die einzige Gefahr, die mir droht, ist ein Sonnenbrand im Gesicht oder das die Bank zusammenbricht.

 

Lange sitze ich dort, bis ich mir denke: komm, der Weg führt noch weiter zwischen Kieswerk und Ausgleichsbecken. Fahren wir mal noch weiter. Hey und man glaubt es kaum: 200 m weiter, wieder Bänke. Die muss ich auch probieren. Der Weg geht hier zwar weiter, ist aber nicht schneefrei. 

 

Also, nasse Füße holen durch den Schnee zur Bank, hinsetzen, genießen. Sonne, Panorama, Wärme...ihr macht euch keine Vorstellung wie schön es hier ist. Das ganze Corona Desaster liegt weit weg. Verpasste Boni, stornierte Lieferungen, entgangener Umsatz, verlassener Geburtstag. Alles weit, weit weg. Dieser Platz ist genau das Richtige nach dieser beschissenen Woche.

Ich höre Musik, lasse die Seele baumeln und tue...nix. Okay, ich nehm noch zwei Timelaps auf. Filme etwas durch die Gegend...aber das wars auch. Oh, und parallel freu ich mich aufs Abendessen. Das gibt ein Highlight mal wieder!

 

Und weiterhin: keine Sau hier! Niemand! Vollständig alleine an diesem schönen Ort. Menschen nicht zu sehen. Mein Plan geht also voll auf. Das richtige Tal rausgesucht.

 

Am frühen Nachmittag regt sich der kleine Hunger. Zeit was zu essen. Da ich nix dabei habe, fahre ich zurück zu Zottl, schnappe mir meinen Stuhl, platzier ihn in der Sonne und esse einen schweizer Apfel und eine in der Schweiz gekaufte Banane. Normale Vorratshaltung, keine Hamsterung. Flauschy hat da genau drauf geachtet!

 

Der Tag zieht irgendwie an mir vorbei. Gegen 16:30 Uhr mache ich die Drohne klar. Die Sonne steht tief genug, das Licht nicht ideal aber okay...hoch damit. 

 

Mittlerweile bin ich total alleine. Der Campster hat sich irgendwann vom Acker gemacht. Übrig geblieben ist unser Team. Wir bleiben eine weitere Nacht. Der Ort ist zu schön, um ihn nach einer Nacht schon zu verlassen. Irgendwie erinnert er mich an Canada. Die Bäume, die Berger, das Tal... Ich glaub, hier muss ich mal mit guten Freunden hin, wenn die Welt wieder normal tickt.

      

Nach dem Drohnenflug und der Sonne, die sich hinter dem Berg verabschiedet hat, wird es frisch. Zeit, einzupacken, eScooter und Stuhl verräumen und ab in Zottl. Sichere und Coronavirus freie Zone. Flauschy atmet auf.

 

Sie fragt sich noch immer, ob es richtig war, dieses Wochenende wegzufahren und es auf Insta und Facebook zu zeigen. Wo doch alle zu Hause bleiben sollen (nicht müssen in der Schweiz, kein Reiseverbot!). Was für ein Vorbild geben wir ab, dass wir hier sind und reisen? 

 

Da kann man nun in viele Richtungen argumentieren. Auf Facebook / Instagram ging es zumindest von "Egosimus" und "unsolidarischem Verhalten", Propaganda" bis zu "durchziehen Du machst ja nichts verbotenes". 

 

Aber das tollste Argument war sicher: Was, wenn es nun alle nachmachen und auch in die Berge fahren? Ein Totschlagargument von Leuten, denen nix besseres einfällt, wie ich finde. Denn dieses Argument kann man immer bringen.

Ginge es danach, dürfte man auch keine Krimis oder Thriller mehr schauen. Bekannte Schauspieler, Idole, Vorbilder morden in diesen Hollywoodstreifen...was wenn das jetzt alle tun/nachmachen? Denn das Vorbild macht es ja auch? Hm...

 

Auch hat nicht jeder einen Kastenwagen, nur eine minimale Minderheit der Menschheit schaut überhaupt meinen Kanal oder folgt auf Insta/Facebook. Von ALLE kann also niemals die Rede sein...schon lustig manchmal.

Mir unsolidarisches Verhalten vorzuwerfen, nur weil ich dieses Wochenende unterwegs bin, halte ich für an den Haaren herbeigezogen. Warum? Weil ich mich, bis auf diesen Wochenendtrip wohl solidarischer Verhalten habe, also so manch anderer. Siehe Blog #116 Anfang. 

 

Doch es ist natürlich auf social Media immer einfach; manch Follower sieht einen Auszug von dem was ich mache, und prügelt los wenns nicht der eigenen Meinung entspricht. Ohne zu überlegen, ohne den Verstand einzusetzen. Einfach mal drauf! Ich fand es extrem spannend.

Wie manche Menschen meinen, ohne das ganze Bild auch nur ansatzweise zu kennen, sich ein Urteil bilden zu können aufgrund EINER Tatsache, eines Wortes, eines Bildes. Nämlich jener, dass ich zu Corona Zeiten ein Wochenendreisli in die Einsamkeit mache und glücklich bin und es zeige. Neid? Missgunst? Dummheit? 
Ich weiss es nicht, ich wollte mit meinen Bildern auf Insta/Facebook ablenken von dem Corona Elend dieser Welt. Viele habe das verstanden, was mich sehr freut. Einige wenige konnten/wollten das nicht. Spannend! Und gelöscht!

Gut, auch ich bin nicht ohne Fehler. Ich hätte wohl etwas sensibler umgeben sollen oder am besten gar nix posten, dann kommen die "Kritischen" erst gar nicht aus ihren Löchern gekrochen. Ich hab sicherlich was gelernt daraus, ziehe meine Lehren und mache Dinge zukünftig anders. 

 

Hmmm....ich glaub ich bin etwas abgeschweift...sorry... Der große Hunger meldet sich nun. Und das heisst: schnell alles vorbereiten. Doch leider sind es viele Handgriffe diesmal: Karotten reiben, Gurke in kleine Streifen schneiden, Hünchen anbraten, den geheimen Dipp aus Zitrone zubereiten, Wasser erhitzen, Kräuter auspacken, Salat schneiden, Reispapier parat legen, Reisnudeln vorbereiten... Ich bin gut beschäftigt, unter den wachsamen Augen meiner drei Mitreisenden.

Fühle mich leicht beobachtet! 

Doch bei Musik und guter Laune macht die Arbeit Spaß und so ne Stunde später ist alles parat und ich kann losdrehen:
Vietnamesische Sommerrollen! Legga!!!!!!

Ich roll mir nen Elch, schlag mir den Bauch voll bis alles auf ist...puh...das tat gut! Ein würdiges Ende für einen ziemlich tollen Tag. 
Doch der Tag geht noch eine Weile. Nachdem alles aufgeräumt ist, kommt wieder der Laptop auf den Tisch und ein weiteres Video geht in die Bearbeitung. Das hört wohl nie auf :).

 

Erst gegen 2 Uhr lege ich die Maus aus der Hand. Werfe noch einen Blick raus und denke, mich trifft der Schlag: Nach einem wunderschönen Frühlingstag, schneit es nun!! Kein Witz! Große weisse Flocken rieseln vom Himmel.... Berwelt...

Was ich auch sehe: Wir sind noch immer mutterseelen alleine hier. Keine weiteren Camper mehr gekommen. Flauschy ist somit tiefenentspannt und lässt sich widerstandslos mit den anderen beiden gen Heck tragen.

 

Ich werfe mich daneben und bin weg...zuviel Sonne...bin komplett durch für heute.

 

Gute Nacht und bis morgen. Viele Grüsse
Kai

 

 

GPS Koordinaten des Schlafplatzes:

Unser Standort: 46.619967, 9.277125

 



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Kommentare: 2
  • #1

    Martina (Mittwoch, 06 Mai 2020 13:18)

    Hoi Kai
    Was gibt es als bessere Corona Vorbeugung als alleine und in die Einsamkeit zu fahren mit dem Kasten! Besser als zuhause links und rechts den Nachbarn beim Enkel- oder Freundes-Treffen zuzuschauen :-). Gute Reise... und liebe Grüsse Martina (3womis)

  • #2

    Kai (Dienstag, 12 Mai 2020 00:07)

    Hallo Martina,
    ja, überlebt unterwegs sein, gegen keine Regeln oder Vorgaben verstoßen und aufpassen. Dann klappt das auch super mit dem Camper. Ich hab das Wochenende sehr genossen. Viele Grüsse.
    Kai