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#123 Glarus/Graubünden - Vals, Zervreila Stausee - Schwer zu beschreiben...

Schönen guten Morgen zusammen,

 

als ich aufwache ist es gefühlt noch recht früh. Ein Blick auf mein Handy bestätigt das, kurz vor acht Uhr. Hallo Hirn, warum bist Du schon wach!??? Man!
Hirn: weil halt!!
Ich: toll, wo ist der Ausschaltknopf!
Hirn: haha….

 

Gut, soweit die eloquente Kommunikation zwischen mir und meinem Hirn. Werfen wir doch mal einen Blick nach draußen. Dafür eignet sich das hintere Dachfenster prima. Verdunklung weg und…oh…ein genauer Blick der noch müden Augen fördert Informationen zu Tage, die es so lange nicht mehr gab: da sind Regentropfen auf Zottl's Fenster! Nach 43 Tagen ohne Regen…genau jetzt Regen? Ernsthaft? Ich bin seit langem wieder unterwegs und es REGNET!!! DAS KANN DOCH NICHT SEIN! Ausgerechnet heute wo ich echt mal gutes Wetter brauche bei dem was ich vor habe. Gut,…ich weiß zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass alles anders kommt, aber egal. REGEN?! Echt jetzt?!

Co-Pilot schaut mich etwas genervt an hab ich den Eindruck…ja, ja…ich beruhig mich ja schon wieder…man!!!

 

Da das ohnehin alle zu nix führt, stehe ich mal auf. Anziehen, Heizung an, frisch hier drin. Und jetzt? 08:15 Uhr… Motor an wir fahren ab. Das Tal weiter hinter bis zum Stausee. Nächtigen darf man dort ja nicht, aber wir werden ja wohl früh anreisen dürfen. Frühstücken kann ich ja dort gemütlich und auf besseres Wetter warten. Laut Regenradar dürfte es nicht viel Niederschlag geben.

So verlassen wir also den Stellplatz Vals und während wir davon fahren, sehe ich noch einen Wasserhahn mit kleinem Schild. Aha, hier kann man wohl Frischwasser zapfen.

 

Die nächsten 7 km geht es bergauf durch eine Schlucht hoch zum Stausee. Wir werden noch durch einen Ampel geregelten einspurigen, langen Tunnel geführt der ziemlich überraschend auftaucht. Innen teilweise unverkleidet, einfach in den Fels gehauen. Immer wieder beeindruckend.


Ansonsten sehen wir noch Wasser, dass sich in Form von Wasserfällen in die Schlucht stürzt, deutliche Schneereste liegen hier noch rum…mehr als mir lieb ist, ehrlich gesagt. Die Strecke über längere Abschnitte Einspurig, rechts nur durch Holzbalken gesichert. Wieder mal wünsche ich mir einen aktiveren Co-Piloten der das filmen während der Fahrt übernimmt. Aber nein, der Herr meint, es sei noch zu früh am Morgen. Auf meine Frage, ob es je eine passende Zeit für ihn zum Filmen gäbe, meine ich ein Kopfschütteln zu erkennen. Oder aber eine Bodenwelle der unebenen Straße hat seinen Kopf aus dem Gleichgewicht gebracht. Schwer zu sagen. 

 

                

Nach einigen Höhenmetern, steilen Rampen, Kurven und einer Strecke die mehrheitlich durch Wald führte, sehen wir irgendwann die imposante Staumauer des Zervreilasees. Wow! Einige weitere Kurven später kommen wir zu einem Haus und Blicken auf einen großen geteerten, ebenen Parkplatz. Perfekt für eine Nacht im Camper…doch ein großes Schild sagt es: VERBOTEN!
Der Parkplatz kommt überraschend, hatte ich den doch gar nicht auf dem Radar. Aber wir wollen weiter, lassen den Parkplatz links liegen und fahren….oh… OH!!!! Was ist das denn jetzt? Das kommt nu aber überraschend!

Wir steuern geradewegs auf ein Einfahrt Verboten Schild zu. Seit wann steht das denn da? Möglicherweise nur im Winter? Denn Google Street View war mit ihrem Google Auto noch ein deutliches Stück weiter gefahren. Bis zu einem Parkplatz mit Seeblick. Aber hier gibt es nix zu diskutieren. Der Plan ändert sich also leider. Wir können nicht weiter fahren, müssen hier auf dem großen Parkplatz bleiben. Ich such mir ein Plätzchen ganz im hinteren rechten Eck, da sollten wir niemanden stören. Etwas ratlos schalte ich den Motor aus und überlege, was wir nun machen. Erstmal die Sitze drehen….

Das Wetter, momentan trocken und bewölkt, lädt noch nicht zu einer Outdoor Aktivität ein. Also erstmal Frühstück, Kaffee und entspannen. Ist ja noch früh am Morgen.

Die nächsten zwei Stunden sitze ich am PC, schaue den Wolken zu und sehe es immer mal wieder etwas tröpfeln. Doch dann bessert sich die Lage. Wolkenlücken, blauer Himmel schaut durch…klar machen zum Abmarsch.

Wobei Abmarsch natürlich nicht ganz stimmt. Ich packe meinen fahrbaren Untersatz aus. Mal schauen wie sich der IO Hawk Exit-Cross in dieser Umgebung schlägt. Akkus sind voll. Und als ich warm angezogen, mit Helm und Kamera bestückt losfahren will, ist die Sonne weg, die Wolken wieder da und ich leicht frustriert. Aber jetzt wieder alles ausziehen und einladen? Nee, auch keine gute Idee. Daher, scheiß aufs Wetter, ich fahr ab.


Natürlich wird diese Abfahrt gefilmt, somit fahre ich also einige male ab bis alles ordentlich im Kasten ist. Falls das jemand beobachtet, mag er meinen, ich hätte nicht alle Tassen im Schrank, aber an komische Blicke habe ich mich mittlerweile so gewöhnt, dass sie mir schon gar nicht mehr auffallen.

 

Ich ziehe den steilen Berg zum Staudamm hoch. Der Rolle packt die ca. 12-15% Steigung locker. Und ruckzuck sind wir oben angekommen und wieder trifft mich eine gewisse Ernüchterung….der Weg, den ich eigentlich nehmen wollte, ist im Winter wohl nicht geräumt, daher liegen dort noch 40 cm Altschnee rum. Und das über eine Länge von mindestens 200 m. Und wie es danach weiter geht, ist unklar. Mein Plan, mit dem eScooter bis ans Ende des Sees vorzustoßen, ist somit gestrichen.

 

Oh man…leicht enttäuscht biege ich also rechts ab auf die Staumauer. Diese fahre ich bis zur Mitte und der Anblick bessert meine Laune deutlich.  Der Ausblick ist schlichtweg atemberaubend. Vor mir liegt ein halb leerer Stausee, der sich am Ende nach links und rechts teilt. Und mittig hinten thront ein Berg, der seinen Namen Berg redlich verdient. Ein spitzer, 2.800 m Hoher Berg steht da rum. Als hätte ihn da extra jemand hin gebaut um die Aussicht perfekt zu machen. Alter Schwede! Is das geil hier oben. Zudem kommt noch die Sonne raus, der See schimmert türkis-grün, der Himmel blau-weiß…das muss man gesehen haben!


Ein wenig überrascht bin ich über den tiefen Wasserstand des Sees. Sind Wartungsarbeiten im Gange? Die Mauer sieht für ihr Alter, knapp 70 Jahre, frisch renoviert aus. Oder liegt es an dem wenigen Schnee im Winter und Niederschlag im Frühjahr? Oder wartet man einfach auf die Schneeschmelze der Weissenmasse die da hinten um den Spitzen Berg noch rumliegt?

Da sich die Frage nicht abschließend beantworten lässt, fahre ich weiter auf die andere Seite des See. Dort schließe ich den eScooter mit einem Nummernschloss am Seegeländer fest und laufe weiter. Der schotterig-steinige Weg wäre zu viel des Guten für den armen Scooter. Er kann viel, aber nicht alles. Auch von dieser Seeseite ein atemberaubender Blick, die ersten Blümlein durchstoßen die trockene Erde, die Sonne scheint, es ist angenehm warm. Doch noch Glück gehabt mit dem Wetter.


Nach vielen Fotos, Aufnahmen und Genussminuten, starte ich noch die Drohne. Die muss an so einem Ort natürlich in die Luft. Da außer mir hier gerade keiner ist, ich hoch fliege, wird auch keiner von der Drohne Notiz nehmen oder sich daran stören. Das ist das Gute einer Leistungsfähigen Drohne. Sie stört das Umfeld nur bei Start und Landung. Ab einer gewissen Höhe ist sie kaum bis nicht mehr hörbar. Aber natürlich sehe ich sie immer mit meinen Adleraugen… Und wenn ich sie nicht sehe, hat der Co-Pilot sie noch im Auge…

 

      

 

Nach einem etwas angespannten Drohnenflug der aber ohne Probleme verläuft, landet die DJI Mavic Pro piepsend vor meinen Füßen. Den Akku wieder ordentlich ausgesaugt. Zum Glück hab ich noch zwei volle in der Rückhand. Denn ich bin noch nicht ganz fertig hier. Doch erstmal packe ich alles zusammen und laufe steil bergab  zu meinem eScooter.

 

Mit ihm gleite ich wieder lautlos zur Staudamm Mitte und lasse von hier den Aufklärer nochmals von der Leine. Auch diesmal, völlig Fehlerfrei. Naja, sieht man mal davon ab, dass ich plötzlich laut vor mich hin schimpfe über mich selbst. Eine tolle Flugbahn gemacht und dann festgestellt: den Aufnahme Knopf nicht gedrückt! Sowas nervt mich immer tierisch und zum Glück ist um mich rum niemand da und kann hören, wie ich vor mich hin fluche. Auch die Kamera ist aus…

Als der Batteriepiepston ertönt, lande ich, pack zusammen, düse über den Staudamm und bergab zu Zottl. Unterm Strich doch recht zufrieden, auch wenn ich meine große Scooter Tour auf Sommer verschieben muss. Der Weg am See entlang ist noch zu sehr verschneit. Das konnte ich gut auf den Aufnahmen des Aufklärers sehen.

 

Bei Zottl angekommen, mache ich mir erstmal einen Kaffee und esse meinen täglichen Schweizer Apfel.

Bis 17 Uhr ist arbeiten am Laptop angesagt, bis dann doch die Vernunft einsetzt: ich sollte was kochen. Ziemlich Hunger, so ein Apfel hält doch nicht so ewig vor.

 

Was gibt’s? Omnia! 2 Lachsfilets mit Gemüse (Zucchini, Fenchel) und Käse drüber. Mit Fisch hab ich den Omnia bisher noch nicht beladen. Mal sehen ob das gut kommt.

1,5 Stunden später bin ich schlauer. Es schmeckt super! Der Fisch ist perfekt gelungen. Und weil ich doch recht hungrig bin…ist nach ner halben Stunde angestrengten Kauens die Omnia Form LEER. Oder haben sich Friedrich und Co-Pilot auch noch heimlich bedient? Möglicherweise war ich durch mein Hörbuch, Tom Clancy – Im Zeichen des Drachen, etwas abgelenkt.

Nach der Futterzufuhr ist abwaschen angesagt. Muss sein! Und als ich gerade anfange, kommt eine WhatsApp rein…“wir sind online“…Huch…oh…völlig vergessen….Zeit für die wöchentliche Videokonferenz mit Freunden. Aber hier oben wird das nix, kaum Netzt. 4G nur wenn der Router oben am Dachfenster steht, und selbst dann zum Teil auch nur Edge.
Und ein weiteres Problem stellt sich: ich kann hier nicht über Nacht stehen bleiben. Camping Verbot! Fahren will ich aber nicht mehr viel, so entscheide ich, nochmals in Vals zu nächtigen. War ja schön und ruhig dort.
Also dann, abwaschen, abtrocknen, auf- und verräumen, Zottl abfahrbereit machen. Um 20:45 Uhr, bei schwindendem Tageslicht, eiern wir wieder runter ins Tal.

15 Minuten später stehe ich wieder in Vals auf erlaubtem Camping Gebiet. Schnell den Laptop an, Conference Call starten…und ich bin alleine. Alle schon weg…och Mist. Bin doch nur 2 Stunden zu spät dran…. Doch meine Chat-Gspänli haben Mitleid und so verbringe ich die nächsten 1,5 h noch mit Mink und Nicole. Eine sehr angenehme Abwechslung zu einem Solo Trip. Immerhin mal wieder mit echten Menschen geredet.

 

Nachdem die Mädels dann irgendwann ins Bett müssen, schnappe ich mir ein Eis und den Laptop und schneide noch ein wenig. Doch wirklich produktiv ist das alles nicht, daher beschließe ich um Mitternacht den Tag. Schnappe meine Mitreisenden, die sind irgendwie etwas grummelig. Warum nur? Nicht genug Aufmerksamkeit während des Video Chats? Oder weil wir wieder in Vals stehen und nicht woanders hin sind? Oder wollten sie auch ein Eis….hm…schwer zu sagen… Egal, ab ins Bett mit euch und mir. Mal sehen, was uns morgen erwartet.

Viele Grüsse und gute Nacht


Kai

GPS Koordinaten:
Am Zervreilasees wo ich eigentlich hin wollte: 46.571294, 9.112798
Am Zervreilasees wo wir parkten: 46.577610, 9.123428

 Vals Stellplatz: 46.610041, 9.173640



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