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#126 Graubünden/TI - Seeumrundung und eine Anfahrt die es in sich hat

Guten Morgen zusammen,

 

uff…was ist denn heute los? Geschlafen wie ein Stein, aber ich fühl mich, als wäre ein LKW über mich hinweg gerollt. 08:30 Uhr und ich frage mich, wie das heute weitergehen soll. Ui!

Ich brauch erstmal eine Weile bis ich mich sortiert habe und fähig bin, aufzustehen. Ich fühl mich ziemlich kaputt und schleife mich in die Dinette. Stell die Heizung höher, checke das Internet Signal und sehe: oh, kein guter Empfang hier. Wir stehen etwas in einer Senke, Bäume um uns rum, so geht das nicht. Und bevor ich hier jetzt alles aus Zottl's Schränken räume, fahre ich besser etwas näher ans Dorf (San Bernardino) für besseren 4G Empfang.

In Jogging Hose, was ja eigentlich nix neues ist, setz ich mich auf den Fahrersitz, lasse den Motor an und verlasse unseren Schlafplatz. Eigentlich ruhig gepennt hier. Ist ein offizieller kostenloser Parkplatz. Jetzt fahren wir zurück gen San Bernardino, zu dem Parkplatz den wir gestern für die Übernachtung verschmäht hatten. Näher am Dorf, mehr 4G. Der Plan geht auf. Wir haben mit Außenantenne 4 Balken Empfang. Damit kann ich leben.

Parken kann man hier auch wunderbar, aber da steht irgendwie ein komisches Schild und ein Parkautomat. Doch irgendwie vergesse ich das vor lauter vom LKW überfahren. Zudem beginnt es auch noch zu Regnen. Der heutige Tag ist eigentlich eher zum vergessen als zum nutzen. Echtes Mistwetter.


Über Mittag, es ist mal etwas trocken, schnappe ich mir meinen eScooter und mache einen kurzen Erkundungsausflug. Hier „nebenan“ ist noch ein kleiner Stausee, Lago d’Isola. Also raus mit dem IO Hawk und ab zum See. Gut warm anziehen, es herbstelt. Lange Unterhose, drei Jacken und Helm auf. Nach 500 m stelle ich fest…Handschuhe wären auch noch clever gewesen. Die Temperatur ist einstellig kühl.

                

Am See angekommen, das gleiche Bild wie bei allen Stauseen: ziemlich leer! Warten auf die Schneeschmelze. Die Sicht ist grau, die eigentlich tollen weißen Berger sind in Wolken gehüllt. Schöne Bilder gibt das heute nicht. Auch die Drohne bleibt im Rucksack.

 

So cruise ich über den Staudamm und denke mir…oh, der Weg geht ja weiter, mal sehen wohin es geht. Also rechts rum und immer am See entlang durch den Wald. Zu meiner Freude beginnt es auch wieder zu regnen. Und als mir die erste Pfütze über den Weg läuft, kann ich nicht widerstehen: Kamera aufstellen und mit Vollgas durch. Und gleich nochmal. Wird ja ohnehin schon von oben nass. Dann kanns auch von unten hoch spritzen.

Und weiter über Natur-Schotter-Boden. Top zu fahren mit dem Scooter. Auf so einem Terrain fühlt er sich am wohlsten hab ich den Eindruck. Liegt gut, der breite Lenker steuert den Exit-Cross super. Und…oh…eine größere Pfütze: also, alles nochmal. Kamera, durch, nochmal durch und nochmal…alles nass und versaut…egal…weiter.

Friedrich wird nachher wieder schimpfen! Ich seh schon seinen vorwurfsvollen Blick. Aber was solls…wir jagen über den Waldboden, der Regen lässt wieder etwas nach als wir am anderen Ende des Sees ankommen. Und jetzt? Zurück oder weiter? Hm…weiter!

Frage mich zwar so langsam, wo wir rauskommen, aber solange wir nicht in einem Tunnel enden, der nach Norden führt, dürfte alles gut sein. Am Ende kommen wir im Dorf raus. Praktisch da wo ich gestern gestoppt hatte um die Lage zu checken. Somit also noch so 1 km bis zu Zottl. Über nasse Fahrbahn und bei leichtem Tröpfeln jagen wir der schützenden Wärme von Zottl entgegen.
Der steht noch immer alleine auf dem Parkplatz. Verkehr ist hier weiterhin keiner unterwegs. Ab und an laufen Fußgänger vorbei oder irgendwelche Bau LKW heizen hier entlang. Sonst…nix los. Bei Zottl muss nun der nasse und dreckige Exit-Cross in Zottl. Zum Glück liegt ein Handtuch auf dem Boden was die vielen Tropfen auffängt…und die zig Tannennadeln die an ihm hängen. Hoffen wir mal, das Friedrich das nicht mitbekommt. Der kleine Sauberkeitsfanatiker ist manchmal schon etwas mühsam. Selbst ein Staubfänger, aber um ihn rum muss immer alles blitzeblank sein.

Zurück in Zottl erstmal zum Trockenlegen und Aufwärmen einen Kaffee. Als spätes Mittagessen wird Hackfleisch angebraten, Reis dazu, Curry drüber, paar Oliven rein und Kaper. Gut ist. Große Portion, das reicht auch noch für heute Abend.

Der Nachmittag vergeht bei schlechtem Wetter wie im Flug. Und als ich gegen 17 Uhr mal raus schaue, traue ich meinen Augen nicht: Nasser Schneefalls wechselt sich mit Regen ab. Nee, oder? Das wollen wir nicht haben. Es ist wohl an der Zeit, die Biege zu machen. Erledigt ist alles, was gemacht werden musste. Wir können los. Aufräumen, Mitreisende platzieren und Abfahrt. Bei Schneefall und 3 Grad. Brrr…..

 

Die Fahrt runter vom Berg ist schon sehr cool. Bin hier sicher seit 20 Jahren nicht mehr lang gefahren. Der Blick, die Streckenführung, viel cooler als am Gotthard. Aber halt auch nicht zweispurig ausgebaut in beide Richtungen. Dafür wiederum kaum Verkehr und die Straße teils sooo breit, dass es fast zweispurig anmutet.

      

Das Wetter wird nicht wirklich signifikant besser während wir uns den Berg runter schrauben. Bis Grono bleiben wir auf der Autobahn und fahren dann rechts ab in ein schmales Nachbartal. Richtung Calanca und Rossa.

Die Strecke sowie das Tal haben es in sich. Ich komme schon aus dem Staunen nicht mehr raus noch bevor die eigentliche Hammer Strecke beginnt. Steile Berge, Wasserfälle, viel Wald…und wie ich so vor mich hin genieße, klingelt das Telefon. Eugen von Robeta! Wenn er anruft, wird es ein längeres Gespräch, glücklicherweise kommt genau in dem Moment ein Parkplatz ums Eck. Denn telefoniere, fahren und filmen geht einfach nicht.

 

So telefoniere ich jetzt mal 45 Minuten mit Eugen. Bekomme ein Robeta Update, News zu seinen neuen Partnerschaften mit YouTubern und andere technische Infos. Immer spannend mit Eugen! Doch nach 45 Minuten muss ich leider weiter. Wenn ich hier noch länger stehe und laber, wird es zu dunkel für ordentliche Filmaufnahmen bei der Weiterfahrt.

Tschö Eugen, bis bald mal wieder!!

Wir tuckern weiter und ich werde langsam nervös. Denn ob der Plan heute aufgeht, steht in den Sternen. Google Street View war in der Ecke nicht. Ich hab keine Ahnung ob es ein Fahrverbot gibt, ob noch Schnee liegt, die Strecke nicht fahrbar….

 

In Rossa gilt es ernst. Die normale Straße endet, es geht nur noch ein asphaltiertes Wegli weiter hinter ins Tal. Immerhin, kein Fahrverbot Schild. Und gleich mal eine schmale Brücke. Kastenwagen gehen durch, breiter…wollte ich definitiv nicht sein!

Die Straße führt die Schlucht entlang, mal eng mal etwas weiter, wenig Ausweichstellen, teils steil. Erst unten in der Schlucht, dann kämpfen wir uns hoch. Wieder mal geht mir durch den Kopf…kommt das gut was ich hier mach!? Wird es vielleicht doch irgendwann zu eng? Oder hört die Strecke einfach auf?

Die Nerven sind angespannt, die Kurven werden teils in Schritttempo gefahren, falls etwas von oben angeschossen kommt. Die einspurige Straße zieht sich wieder ewig hin. Irgendwann, nachdem sich auch die letzten Meter wie Kaugummi angefühlt haben, sehe ich Häuser. Alte Häuser…das muss Valbella sein. Eine Ansammlung von renovierten Almhütten. Jetzt wird’s nochmal etwas eng, die Häuser stehen nah beieinander und wir müssen uns durch zwirbeln. Aus den Augenwinkeln erkenn ich einen kleinen Brunnen. Praktisch, falls das Wasser aus geht.

 

Mit Zottl verlasse ich das Dorf wieder, fahre noch 300 m weiter bis eine Schranke den Weg versperrt. Dann ist hier wohl jetzt Feierabend. Glücklicherweise ist vor dem Abhang aber noch ein größerer Parkplatz. Das sieht nett aus für ne Nacht. Da bleiben wir dann wohl.
Puh…was ne Anfahrt. Das war wieder leicht nervenaufreibend, aber ich bin fast da hingekommen wo ich wollte. 

Es ist am Eindunkeln, ich werfe einen Blick auf mein Handy und die anfängliche Befürchtung von Friedrich bewahrheitet sich. Null Empfang! Kein 4G, kein Netz. Wir sind abgeschnitten vom Rest der Welt. Das mag dem ein oder anderen schön erscheinen, für mich als Blogger/YouTuber ist es etwas, nennen wir es, gewöhnungsbedürftig. Netz ist für mich so wichtig wie Wasser im Frischwassertank.
Aber es geht auch mal eine Nacht ohne. Daher…schnell mal noch vor die Tür, schauen wo wir hier sind. Parkplatz, Bäume, Schlucht an der wir direkt stehen…hoffentlich hält der Boden den schweren Zottl aus, hohe schneebedeckte Berge…ein ziemlicher Jackpot Platz mal wieder! Und: wir sind alleine!

So richten wir uns gemütlich ein, Essen einen Happen, ich arbeite am Laptop, die Jungs chillen vor sich hin und gegen Mitternacht gehen wir schlafen. Vorher werfe ich aber noch einen Blick nach draußen….sternenklar…ein wenig Mond….klick…Foto mit Langzeitbelichtung.

Jetzt aber gute Nacht und bis morgen.

Viele Grüsse

Kai

 

 

GPS Koordinaten:

Übernachtung morgens: 46.446953, 9.201372

Parkplatz über Tag: 46.454632, 9.198019
Abends Valbella: 46.403270, 9.131466

 




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