· 

#128 Graubünden/TI - Calancatal, was erwartet uns dort?

Schönen guten Morgen,

 

gut genächtigt und auch nicht vom Bus überrolt worden diese Nacht. Um 08:30 Uhr wache ich auf, kann mich aber nicht sofort aufraffen, aufzustehen. Ein Blick nach links…huch…Friedrich! Was ist mit Dir los? Schon wach und aufrecht?! Das gabs ja noch nie. Er scheint schon putzmunter. So stell ich ihm die Kamera hin und stehe dann doch auf. So ein wacher Friedrich, ohne Co-Pilot, ist anstrengend. Kann er ein wenig mit der Kamera spielen und ich schau mal raus.

Was seh ich? Wuuuhooo….schönes Wetter! Blauer Himmel, Sonne, dampfender Wald…herrlich! Die nächsten Stunden wird gefrühstückt, geduscht, auf- und verräumt, Friedrich gebodigt. Ich glaub, der spürt den Frühling, der Co-Pilot noch nicht und ist leicht genervt ob des aktiven Friedrichs.

 

Gegen Mittag haben wir alles erledigt und sind abfahrbereit. Da wir fürchten, dass das Wetter hier heute auch wieder gen schlecht kippt, fahren wir noch weiter gen Süden. So weit wie es in der Schweiz irgendwie geht ohne aus Versehen an der italienischen Grenze zu stehen. Die ist weiterhin unpassierbar.

Als wir uns in Bewegung setzen, ist der Parkplatz schon gut gefüllt. Ich hoffe einfach mal, das jetzt alle, die hier sein müssen, schon hier sind. Denn Gegenverkehr auf dieser Strecke runter ins Tal kann mühsam werden. Die Strecke einspurig, eng und teils unübersichtlich. Ja, und natürlich den Abgrund nicht vergessen. An dem fährt man immer haarscharf entlang.

Die Abfahrt wird gefilmt, somit stoppe ich nochmal kurz und sammle meine Canon EOS 77D ein. Winke noch kurz in die GoPro Hero5  die an Zottl’s Heck hängt und ab geht die Post. Durch das schlanke Dörflein Valbella und anschließend stürzen wir uns in die Tiefe. Fahren mit Bremsassistent den Berg runter. Entlang an Felswänden, Abhängen, durch enge Passagen und auch mal breitere Abschnitte.

Zwei Autos kommen an günstigen Stellen entgegen und ein Hund geht mit sich gassi. Alles in allem hätte es eine schlimmere Abfahrt sein können. Als ich in Rosso ankomme, stoppe ich erstmal. Hole die GoPro 5 wieder rein und füttere Google Maps mit den Navidaten. Das spuckt eine Fahrzeit von 1,5 h aus. Irgendwas von 80 km stehen glaub auf der Anzeige. Erstmal das Tal ganz zurück bis Grono, auf die Autobahn gen Locarno und erst in Mendrisio verlassen wir die Bahn und schrauben uns wieder in die Höhe.

                

Und auch diese Strecke hat es wieder in sich. Hauptsächlich einspurig, durch immer wieder enge Kurven und eine sehr enge Dorfdurchfahrt. Die Strecke ist nur für Fahrzeuge bis 2,3 m Breite freigegeben. Und das ist auch richtig so. Die Dorfdurchfahrt schafft Zottl so gerade und auch weiter oben wird die Strecke immer wieder eng. Jetzt heute Abend kommt zum Glück kaum etwas entgegen. Aber bei mehr Verkehr, kann das übel werden.


Zudem nimmt die Strecke kein Ende. Immer wieder kommen neue Kurven, enge Abschnitte. Es geht hauptsächlich durch dichten Wald. Ich frage mich mal wieder, ob das gut kommt. Hoffentlich steht oben nicht ein Schild, Camping verboten. Gesehen hatte ich diesbezüglich auf Google Street View nichts, aber man weiss ja nie.


Die Fahrt den Berg hoch ist anstrengend. Volle Konzentration, vor allem bei den vielen engen Kurve. Man weiss ja wie Italiener Auto fahren, die Tessiner sind zwar nicht ganz so schlimm, dennoch ist es in den Kurven besser, wenn ich der langsamere bin. Da von hinten niemand drückt, kann ich es auch ohne Probleme entspannt angehen. Das Einzige was zum Problem wird: mein Hunger!
Die Kilometer hier hoch ziehen sich elendig. Wir passieren immer mal wieder die Zahnradbahn die hier auch den Berg hoch fährt.

Und nach zig Kurven, Höhenmetern und Bäumen, lichtet sich alles und ich fahre auf einen langgezogenen Parkplatz. Die Straße wieder zweispurig. Ich entscheide mich für eine Parkplatz runde, fahre in einer ansteigenden Rechtskurve über den Platz bis zur Wendeplatte, drehe und fahre wieder zurück an den Anfang des Parkplatzes. Dort suche ich mir ein ebenes Stück, rangiere Zottl rückwärts rein, Motor aus. Was ich gesehen habe, die Parkuhren sind installiert. Ich darf zahlen.

 

Vor dem Automat stehend sehe ich: 24 h kosten 5 CHF. Das ist fair. Kein Campingverbot, kein Übernachtunsverbot. Und sogar noch fließend Wasser in Form eines kleinen Brunnens. So löse ich ein 5 CHF Ticket und darf hier bis morgen Nachmittag parken.

Nach dem all das geklärt ist: Essen auf den Tisch. Ich wärme mir die Reste von vorgestern auf. Das ist zwar leider nicht mehr so viel wie ich in Erinnerung hatte, hat wohl der Co-Pilot wieder mal genascht, aber mit Apfel als Nachtisch werde ich gut satt.

Bei Sonne, warmen Temperaturen  aber ziemlich böigem Wind, sitze ich draußen auf einer Parkbank, meinen Topf vor mir, und schaufle mir Hackfleisch mit Reis in den Mund. Puh…das tut gut!

Nach dem Essen, erstmal etwas ruhen, mit dem Internet kämpfen, sehr schwacher Edge Empfang mit Sunrise, bis ich mir sage: so geht’s nicht weiter! Ein wenig Action braucht es noch. Nach Team Rücksprache legen wir fest: ich begebe mich auf Erkundungstour und Co-Pilot und Friedrich bewachen den Van. Ich hätte es auch anders rum mal nett gefunden…aber gut…die Bärenmehrheit hat mich überstimmt.

 

IO Hawk Exit-Cross raus aus dem Keller, Strom hat das Teil noch, Helm auf, Abfahrt. Erstmal wieder vor bis zur Wendeplatte, dann ins Fahrverbot rein, durch den Wald um auf der Bergrückseite aus eben diesem wieder rauszuschießen. Toller Blick nach Italien rüber! Wow…hier wäre auch noch ein toller Freistehplatz…aber eben, Fahrverbot. Und die Polizei zieht hier oben auch ihre Kreise, wie ich später feststellen werde.
Ich drehe um, hab da an der Wendeplatte noch was Interessantes gesehen 

      

Und kaum an der Wendeplatte, verlassen wir den schönen Asphalt und begeben uns bergauf auf Schotter. Hier solls zu nem Bahnhof gehen. Mal schauen, wie weit ich mit dem Scooter komme.

 

Zu Beginn des Berges alles prima, im weiteren Verlauf wird es steil und uneben und ich muss etwas mit dem Fuß nachhelfen. In dieser „Betriebsart“ kommen wir aber gut hoch. Oben angekommen ist eine riesen Lichtung mit riesen Liegewiese. Man kann grillieren und abhängen. Sieht toll aus. Und selbst ein WC Häusli steht hier rum. Ich lasse jedoch alles hinter mir und schieße weiter durch den Wald. Es ist eben, der Weg gut und der Exit-Cross in seinem Element.
So langsam gewöhne ich mich auch daran, dass mich andere Passanten komisch anschauen. Nur weiss ich nicht, ob das am IO Hawk liegt, oder am Helm mit Kamera und Mikrofon oben drauf. Aber wurscht.

Einige Minuten später stehe ich an einem Waldbahnhof. Hier kommt die Zahnradbahn aus dem Tal hoch und macht am Bellavista Bahnhof Zwischenhalt. Man kann zusteigen und zum Monte Generoso hochfahren. Oh...

 

Ich mache große Augen: der ist hier!!! Das war mir nicht klar, als ich den Parkplatz für die Nacht aussuchte. Is ja n Ding! Ein Schild sagt, dass es bis oben 1 ¼ h sind. Das könnte ich ja jetzt noch schnell laufen, fahren ist leider nicht, zu unebenes Gelände. Naja, aber so richtig Bock hab ich nicht, es ist bereits 16 Uhr, das Wetter schwächelt und der Wind ist oben am Berg sicher noch heftiger. Aber hauptsächlich hab ich keinen Bock. Aber morgen…hm….

 

Für den Moment genieße ich den Ausblick, ein Bagger kommt die Gleise hoch gefahren, der Zugverkehr ist wegen Corona eingestellt und sie scheinen Instandhaltungsarbeiten durchzuführen. Ansonsten gibt’s hier noch einige Picknick Bänke und eine tolle Aussicht gen Westen.
Evtl. komme ich hier ja morgen nochmal mit dem eScooter her. Parke hier und mache einen kleinen Fußmarsch…mal schauen.

Mit diesen Gedanken stelle ich mich wieder auf mein Gefährt und schieße durch den Wald zurück zu Zottl. Der Parkplatz hat sich merklich geleert, nicht mehr viel los. Es windet noch immer und so mache ich mich mal im Inneren von Zottl ans Kochen. Ich befülle den Omnia mit Gemüse, Hühnchen und Käse. Über Rand voll wird das Ding, der Decke geht gerade noch zu. Und während ich jetzt eine knappe Stunde warten muss, schicke ich ein paar Insta Posts in die Welt, whatsappe rum und sichere Daten. Auch der Exit-Cross wird noch verräumt.

Und wie der Omnia da so faul vor sich hin kocht, lasse ich zu guter Letzt auch noch schnell die Drohne hoch. Bei dem Wind hab ich zwar nicht so ein gutes Gefühl, auch ist das Licht eigentlich nicht brauchbar, aber mal über die Bäume schauen kann ja nicht schaden. Und der Blick kann sich durchaus sehen lassen. Alter Schwede!

 

Nach 1,5 Akkus ist das Essen fertig, wir futtern, schaffen den Omnia aber nicht ganz. Ein wenig bleibt noch für morgen. Und während wir den ruhigen Abend genießen, werden Co-Pilot und Friedrich nochmal aktiv. Schauen vorne aus dem Cockpit zwei Löli Motorradfahrern zu, die hier immer den Parkplatz hoch und runter fahren, und ihre Mopeds schalten, als würden sie Auto fahren…
Gegen 21:30 Uhr sind wir dann aber alleine. Nur ganz vereinzelt fährt noch ein Auto auf den Platz, die Polizei kommt im Lauf des Abends zweimal vorbeigefahren, lässt uns aber in Ruhe. Wir tun so, als wären wir nicht da…naja…bis auf Co-Pilot und Friedrich, die noch immer vorne aus den Fenstern schauen.

 

Um Mitternacht verabschieden wir uns vom heutigen Tag. Morgen könnte es anstrengend werden. Da wollen wir mal lieber gut schlafen.

 

Gute Nacht und viele Grüsse

Kai

 

GPS Koordinaten:

Valbella: 46.403270, 9.131466

Parkplatz abends: 45.907448, 9.001319

 




Kommentar schreiben

Kommentare: 0