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#180 Reisli mit Freunden -Weiter auf 2.750 m über dem Meer

Moin zusammen,

 

ich wache von lauter Musik auf...was ist denn hier los? Warum beschwert sich der Co-Pilot noch nicht über den Lärm? Sonst ist er doch immer übelst empfindlich. Ein Blick rüber und ich sehe: der Co-Pilot ist nicht da....whaaat....der CO-PILOT FEHLT??!! 


Friedrich liegt noch schlafend neben mir. So als wäre alles wie immer. Gegen Lärm sind seine Ohren scheinbar immun.
Ein Blick auf die Uhr....äh...wo ist eigentlich mein Handy? Warum liegt das nicht hier auf dem Bett neben mir? Was ist hier eigentlich heute Morgen los? Also kurz Verdunkelung vom Dachfenster öffnen...hm...sieht hochneblig aus. Oh man...läuft heut nicht rund.

 

Ich quäl mich aus dem Bett, kalt in Zottl...muss gleich die Heizung anstellen und Warmwasser boosten. Zeit für ne Dusche. Aber erstmal...wo kommt die Musik her und wo ist der Co-Pilot? Ein wenig dämmert mir ja schon was da läuft...aber so recht glauben kann ich es nicht. 
Doch als ich vor in die Dinette tapse, seh ich das Elend. Aber first things first, Heizung an! Brrr.....

 

Danach knöpf ich mir den Co-Piloten vor...der sitzt doch tatsächlich hier in der Kälte und hört lautstark Musik...Sad Puppy...sein Lieblings Musiker. Falls ihr euch fragt wie er hört: irgendwie hat er seine Tatzen an eine LG XBOOMGo PL7 bekommen. Damit überraschte ich ihn gestern ja im Keller (siehe gestriges Video). Auf jeden Fall sitzt er jetzt hier, wippt mit der Tatze und grinst wie ein Grinsebär.

Ich täusche ein durchs Fell wuscheln an und schnappe mir mit der anderen Hand mein Handy. Das liegt neben der LG XBOOMGo auf dem Tisch. Schnell die Pausetaste drücken...Ruhe herrscht... Der Co-Pilot findet das gar nicht lustig und grummelt gleich mal los. Tja, mein Wuscheln, Antäuschen und Wegnehmen hat er noch nicht so gecheckt...was ein Glück. 

 

Und jetzt wo ich die Macht über die Musik habe, schaue ich mir die XBOOMGo etwas genauer an. Ziemlich schwer das Teil, handelt sich dabei um einen portablen Bluetooth Lautsprecher. Mit Turbo Bass und einer Batterie die 24 h durchhalten soll. Puh...da kann der Co-Pilot ja den ganzen Tag Party machen. Knapp 4.000 mAh Batteriekapa und wasserabweisend nach IPX5 ist das Teil auch noch. Und was dem Co-Pilot wohl am meisten zusagt: die Lautsprecher tragen einen LED Leuchtring der die Farbe wechselt. Auf sowas fährt er ab!

Der Sound ist top für die kleine Box, und so lass ich sie mal ein wenig laufen während ich warte, dass Zottl aufgewärmt wird...gewartet wird natürlich im Bett. 

 

Bei wärmeren Temperaturen stehe ich auf, stelle auf Wasser boosten und geh ne Runde vor die Tür. Mal schauen ob schon jemand wach ist. Das Wetter bessert sich laaangsam. Erste blaue Flecken am Himmel. 

Im Camp ist es noch ruhig, Manuela und Markus sind jedoch schon wach und am Frühstücken...den angebotenen Kaffee nehme ich gerne an. Danke schön!

 

Nach dem Kaffee höre ich Stimmen...huch...was war denn in dem Kaffee gewesen...ah..nee, das ist Timo. Der kann sein Fenster im Heck nur 2 cm Öffnen weil seine Leiter im Weg ist...moin Bub.

 

Jetzt aber ab unter die Dusche und den Ruß von gestern abwaschen. Ich rieche leicht geräuchert. Was mich an Zottl's Bad ein wenig nervt: kein eigener Mischer für die Dusche. Das ist einfach Mist. Um die Wassertemperatur zu justieren, muss ich immer zum Waschbecken greifen. 

Dennoch, eine schöne Dusche hier auf dem Albulapass....im Anschluss ist auch das Wetter besser, die Sonne scheint und auch der Rest vom Camp ist wach. Wir können sogar draußen in der Sonne frühstücken. Herrlich! Völlig entspannt alle, keiner stresst und es ist genug Zeit fürs Filmen, Fliegen und Genießen.

 

Erst gegen 11 Uhr kommt Bewegung in uns. Wir machen uns abfahrbereit. Jeder fährt ab wie er mag. Im Konvoi fahren wäre schwierig. Der Umbrailpass ist schmal und eng. Da juckeln wir besser etwas verteilt hoch. Das Ziel soll heute das 2.750 m hohe Stilfser Joch sein, dafür verlassen wir sogar die Schweiz und fahren nach Italien.
 

                

Unsereins fährt gen 11:30 Uhr ab. Im Windschatten hab ich Dietmar dabei. Timo braucht noch ein paar Minuten...aber wir werden ihn auf der Strecke immer wieder treffen. Denn bedingt durch Fotostopps überholen wir uns immer wieder gegenseitig. 

 

Jetzt aber erstmal runter vom AlbulapPass und in Richtung Ofenpass. Der führt durch spektakuläre Landschaft und wiedermal fühle ich mich wie in Kanada. Bewaldete Bergflanken die nach oben hin felsig werden und gewaltig aussehen. Traumhaft! Sollte man gesehen haben wenn man mal hier in der Ecke ist. Wir fahren durch einen wunderschönen Schweizer Nationalpark. Kommen am Tunnel nach Livigno vorbei. Doch der ist gesperrt. Riesen Baustelle. Der ist wohl länger geschlossen. Gut wollen wir da nicht durch.

 

Wieder mal vertue ich mich mit der Passhöhe des Ofenpasses...denke ich habe sie verpasst...doch später kommt sie dann doch noch. Der Pass lässt sich gut mit allen möglichen Fahrzeugen fahren. Breit und gut ausgebaut. Eben wie in Kanada.

Erst in St. Maria ist Schluss mit lustig. Hier biegen wir rechts ab zum Umbrail Pass. Ich kenn ihn gut, schon zig mal gefahren. Weiss also, dass viele links/rechts Kurven anstehen, dass es eng ist und mit Verkehr echt ungemütlich. Doch der Pass wird noch drei weitere Überraschungen bereit halten.

 

Die Erste ist: nix los! Uns kommt von oben auf dem ersten Drittel nix entgegen. Ein wenig verwundert bin ich darüber schon. Aber ich beschwer mich nicht. Im Dreierpack, Ich, Dietmar und Timo, fahren wir gemütlich die ersten Höhenmeter und Kurven hoch. Nach einer Baustelle und weiteren Kurven erspähen meine Augen von oben nichts Gutes....da is ne Kuh...korrigiere...da sind mehrere Kühe...die sind geschmückt...das kann nur eins bedeuten: Almabtrieb. Sogleich kommt uns auch schon ein Mensch entgegen gelaufen und dirigiert uns in einer breiten Kurve anzuhalten. Eine handvoll geschmückter Kühe kommt uns entgegen. Lautes Gebimmel und ein paar Menschen die versuchen, die Kühe auf der Straße zu halten. Die haben nämlich schnell mal Augen für das saftige grüne Gras am Straßenrand.

 

Als die handvoll Viecher durch ist, fahren wir weiter. Ein wenig verwundert bin ich ja schon...sooo wenig Kühe nur...hm...

1,5 Kurven später, an einem engen Stück, klärt sich das Rätsel. Hier kommt die ganze Herde die Straße runter. Kuh an Kuh...OMG...jede mit Glocke, ein riesen Radau....und wir mittendrin. Und hinter dieser ganzen Herde...Fahrradfahrer, Motorradfahrer, Autos, Camper...kein Wunder kam uns vorhin keiner entgegen. Die stecken hier alle im Stau, hinter der Kuh Herde. Die nächsten 15 Minuten stehen wir. Lassen alle vorbei. Kühe, Biker, Mopedfahrer, Autos....mei o mei!

Als der Strom von oben etwas schwächer wird, wage ich einen Vorstoß, bleibe jedoch 200 m später an einem weiteren Engstück im Gegenverkehr stecken. Genau an dem Auto mit der roten Laterne, mit der Fahrerin, die die Kufladen von der Straße schieben darf. Die ist wenig angetan von uns. Doch sie muss dennoch ein paar Meter zurück setzen und sich aus dem Weg begeben. Es ist verdammt eng, doch wir kommen aneinander vorbei. 

 

Der Rest des Umbrail Passes ist dann recht easy. Von hinten kommt nix und von vorne hält sich der Verkehr auch in Grenzen. Wir erreichen also problemlos die Passhöhe und und verlassen das Schweizer Staatsgebiet. Hallo Italien! Lange nicht gesehen!

 

Das Stilfser Joch und die karge Landschaft dominieren das gebotene Bild. Bei Sonnenschein bringen wir auch noch die letzten 10 Kehren hinter uns und parken oben auf dem Pass. Hier ist, wie immer, gut was los. Hat immer ein wenig was von Volksfeststimmung. Die Bratwurstbuden Dichte ist hoch. Doch wir schenken uns das Essen, schauen uns kurz um und laufen zurück zu den Vans. Einfach zu viel los, zu viel Lärm, zu viel Gewusel. 

 

So fahren wir also über den Pass drüber, 50 m runter und dann auf einen großen schotter-staubigen Parkplatz. Der ist gut leer und wir sehen gleich die ersten Teilnehmer unserer kleinen Gruppenreise. Hier heißt es, möglichst weit weg von der Straße parken und aus dem Weg. So nehmen wir das hintere Ende des Parkplatzes in Beschlag. Mit toller Sicht ins Tal und entlang der Passtrasse. Ich liebe es hier oben und obwohl der Pass echt gut besucht ist, ist dieser Platz meist frei.

 

Die Sonne scheint, es ist angenehm warm. Stuhl raus, Tisch raus, aber so, dass alles von der Straße aus nicht zu sehen ist. Und wenig später schmeißt Dietmar seinen Lotus Grill an und wir haben Würstli auf dem Grill. Lecker! Wird auch Zeit, ist es doch schon 16 Uhr und das Frühstück lange her. Und Achtung: wer Senf oder Ketchup Flaschen in der Höhe unvorsichtig öffnet, wird angespritzt. Ich will diese wichtige Information gerade an eine nicht näher zu benennende Person weitergeben, als die Ketchup Flasche schon offen ist und der Spritzer auf der Jacke...

 

Als Nachtisch macht Dietmar uns noch leckeres salziges und süßes Popcorn. Das ist auf dem Lotus Grill jedoch eine langwierige Sache. Gut haben wir schon Würstli im Magen.

 

      

Gegen später verschwindet die Sonne hinter dem Berg der über uns Wacht und es wird frisch. Zudem kommt ein Talwind auf, der uns kalt um die Ohren bläst. Wir beginnen, uns einen windstillen Platz zu suchen, was jedoch gar nicht so einfach ist. Die Vans werden rangiert, als Windblocker verwendet, doch irgendwie dauert das ne Ewigkeit bis alles passt. Und dennoch, der Wind macht was er will und ärgert uns weiter. Aber egal, ich hab mittlerweile glaub 5 Schichten an, meine beheizte Jacke von Ali ebenfallsund kann es aushalten. Immerhin sind wir ja auf 2700 m...da ist es halt frisch.

 

Und das Abendessen? Naja, wir sind in Italien...ist doch logisch was es da zu essen gibt, oder? Pizza natürlich! Nein, nicht aus einem "langweiligen" Omnia, auch nicht über dem noch nicht entzündeten Lagerfeuer. Nein, in einem echten Pizza Offen! Es gibt nichts was es nicht gibt, und das Teil gehört sicher dazu. Timo (wer auch sonst) hat von Burnhard einen mobilen, 13 kg schweren Pizza Ofen mit Pizzastein gekauft. Angefeuert mit kleinen Holzstücken oder Pallets (siehe Bilder).  Ein geiles Teil! 

 

Aufheizen auf 400°C, das dauert einen Moment, aber wenn man das Feuer mit einem kleinen USB Ventilator unterstützt, geht das super. Der Temperatur kann man beim Steigen zuschauen. Parallel Teig flach und dünn ausrollen und belegen. Und bei 400°C gehts los. Pizza mit dem mitgelieferten Pizzaschieber in den Ofen schieben, 45 Sekunden warten, Pizza um 180° horizontal drehen, nochmal 45 Sekunden in den Ofen und raus damit.

Der Grad zwischen perfekt und schwarz ist sehr schmal bei dem Ofen. Das sehen wir auch später, als zwei schwarze Calzone den Backraum verlassen. Timo hat sich verlabert...die erste Calzone kurz zu lange im Ofen...schwarz. Bei der zweiten Calzone gelobte er zwar Besserung....doch wieder verlabert er sich...schwarz. Tja...der Ofen verzeiht Unaufmerksamkeit nicht.
Dennoch, ich bin begeistert von dem Teil und würd mir am liebsten sofort einen kaufen. 

 

Für eine Gruppe wie uns einfach ne coole Sache. Jeder kann sich seine Pizza selbst belegen, sie ist super schnell fertig und alle haben Spaß. Naja...nur etwas wärmer dürfte es sein...doch wir sind auf 2.700 m...

 

Nachdem die Pizzaschlacht geschlagen ist, kurz aufräumen und feststelle, dass jetzt ein anderer Platz windgeschützter ist. Also...wandern wir und unsere Stühle um die Vans, in den Windschatten von einem Pössl Roadcruiser B. Feuerschale von sportbude.de aufstellen und Feuer an. Wiederum mit USB Ventilator eine simple und schnelle Angelegenheit. Was ein leichter Windzug doch ausmachen kann. 

 

Und als Highlight betätigt sich Dietmar noch als Barkeeper und zaubert einige Mai Thais aus seiner Bar die er irgendwo im Van versteckt zu haben scheint. Ein Gedicht...ich hab zwar noch nie vorher einen getrunken, aber der Cocktail avanciert zu meinem neuen Lieblingsgetränk. Danke Dietmar für dieses Geschmackserlebnis! Könnte mich dran gewöhnen. Wie lecker muss der erst bei warmen Temperaturen schmecken....

 

Das Lagerfeuer übernimmt heute Dietmar. Er heizt gut ein und das Feuer ist sicher bis Venedig sichtbar...oder so. Auf jeden Fall ist es irgendwann so warm, dass ich sogar meine oberste Schicht öffnen kann. 

Die Runde ums Feuer wird immer kleiner, doch wir bekommen auch noch Zuwachs...Christian mit seinem Weinsberg kommt noch auf den Platz gefahren. Kurzfristig in der Gegend, so kommt er noch ne Nacht bei uns vorbei. Er hat schon wieder Urlaub und verweilt ohnehin in der Schweiz. Somit bringen wir es nun also auf 6 Kästen...

 

Ein gutes Stück nach Mitternacht lassen Christian und ich dann das Feuer ausgehen. Ich bin hundemüde, ein Bier und zwei Mai Thais wirken einschläfernd auf mich. Mit letzter Kraft schleppe ich mich in Zottl. Schnapp mir meine wattigen Mitreisenden und 5 Minuten später lieg ich selig unter meinem Federbett. Was für ein cooler Tag und Abend. Ich liebe es mit unkomplizierten Freunden unterwegs zu sein...

 

Gute Nacht und bis morgen.

  

Kai

 

GPS Koordinaten:

Albula Pass: 46.587562, 9.858921




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