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#254 Bosco Gurin und eine Birne

Hallo zusammen,

 

schönen guten Morgen hier aus Bosco Gurin in einem abgelegenen Seitental im Tessin. Zu erreichen über das Maggiatal, über viele Kurven. Aber wenn ihr den letzten Blog gelesen habt, wisst ihr das ja schon.

Montag Morgen, 08:30 Uhr. Und wie startet so ein Montag Morgen? Genau...Verdunklung hoch...ugh...schnell wieder zu.

Hat sie mich auf diesem Trip also doch gefunden. Und ausgerechnet heute....das hätte jetzt nicht sein müssen! Haben wir doch heute so einiges vor an Outdoor Aktivitäten. Mist!

 

Aber hilft nix, werde ich halt bei der ersten Aktivität gleich mal gut nass. Denn in meinem jugendlichen Leichtsinn kam ich gestern auf die Idee, dass ich ja der Schnellste bin...

Der Schnellste, fragt ihr euch?

Ja, auf dem Driveman Offroad. Somit also auch prädestiniert dafür, heute morgen beim Bäcker in Bosco Gurin Brötchen zu holen. Wer konnte ahnen, dass es heute so regnet. Aber, hilft nix, aufstehen, anziehen...die Runde durchs Bad kann ich mir sparen. Das Wasser fürs Gesicht bekomme ich gleich bei der Fahrt in die Fresse. Helm auf, Kameras an und vor die Tür...ugh!!!


Ich wuchte den eScooter aus dem Keller und jage los. Der Parkplatz liegt ziemlich verlassen da, die Berge in den Wolken, alles grau, das Dorf zeigt sich ruhig und ahnungslos. Doch all das hält mich nicht auf. Über die Brücke, am kaputten Zahlautomat vorbei, die Schikane an der Kirche, scharf links und zack...Bosco Gurin Ortschild erreicht. Ich fahre, soweit es geht, haue die Bremsen rein, ziehe den Zündschlüssel und laufe die letzten Treppenstufen zur Bäckerei. Die ist zugleich auch Post.

Ich dachte ja, hier ist heute morgen der Teufel los, alle 46 Bewohner dieses Dorfes brauchen doch Montag Morgen sicherlich sofort frisches Brot. Ich hatte schon die Befürchtung, es hat nix mehr. Was ich zumindest nicht sehe, ist eine Warteschlange. Mir ist bisher kein Mensch begegnet. Hoffentlich hat der Bäcker überhaupt offen....montags haben die ja manchmal zu....hm...

Frohen Mutes verlasse ich den Steinweg der mich hier her gebracht hat und gehe auf die Tür zu. Drücke die Klinke runter...und stehe in der Bäckerei. Ein kleiner Verkaufsraum, Holzvertäfelt mit einer sehr überschaubaren Auslage. Hm....

 

Kurz darauf erscheint der Bäckereiwarenfachverkäufer, grüßt freundliche und ich frage, ob es noch Gipferli hat. Natürlich in Deutsch, sind wir hier doch in einem deutschsprachigen Dorf. So kommt auch die Antwort (zum Glück) in Deutch. Viel Auswahl gäbe es leider nicht, es hat noch 3 Gipferli und ne Handvoll Brötchen. Es sei noch Nebensaison und die Auswahl daher eher gering.

Gefühlt kaufe ich somit also den ganzen Laden leer, zahle und frage ob ich noch einen Shot durch den Verkaufsraum machen dürfe. Dies wird bejaht....der Bäckereiwarenfachverkäufer entschwindet und ich schieße kurz...dann steh ich wieder draußen im Regen. Jetzt aber nix wie zurück. Die Mannschaft ist sicherlich hungrig und wartet.

 

Zurück in Zottl muss ich mich erstmal trocken legen. Ziemlich feuchte Angelegenheit auf dem eScooter. Der natürlich noch nass vor der Tür steht.

Das kostbare Gebäck nehme ich im Anschluss mit rüber zu den Avantis wo wir wie immer das Frühstück einnehmen und alle hoffen, dass der Regen sich irgendwann verzieht. Denn so wie jetzt machen unsere geplanten weiteren Aktivtäten keinen Sinn.

 

Nach dem Frühstück ist vor dem faul in der Dinette rumliegen. Warten auf...ja...auf was...Trockenheit! Von Sonne und Helligkeit will ich gar nicht reden. Wir brauchen aber immerhin einen Stopp der Feuchte von oben. 

                 

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Erst am Mittag kommt wieder Bewegung in die Sache. Es ist fast trocken und Dirk scheucht mich aus Zottl. Los jetzt, Birne wechseln.

Ich hab so gar keine Lust und meine, er müsse das jetzt echt nicht tun. Doch er will unbedingt....also....muss ich wohl auch wollen. Wobei....ich muss ja eigentlich gar nix machen. Okay, außer mich etwas blöd anstellen, dumme Fragen stellen und filmen. Also eigentlich ein Verhalten wie immer!

Dirk dagegen muss arbeiten. Mein rechtes Abblendlicht tut seit (gestern, vorgestern oder irgendwann...) nicht mehr. Und Dirk wechselt mir bzw. Zottl die Birne. Er meint, das sei in 2 Minuten gemacht....ich kann das schier nicht glauben, lasse ihn aber machen.

 

Sein Vorgehen ist anders als jenes von Jens im Oktober 2020. Dirk löst zwei Schrauben, hält darauf den Scheinwerfe in der Hand, entfernt die hintere Abdeckung, zieht mit einer Zange die defekte Birne raus, setzt eine neue rein, Abdeckung wieder drauf, zwei Schrauben anziehen....fertig! Wow!

Dirk, Respekt...das war echt schnell!!! Und ich hab wieder was gelernt. Die nächste defekte Birne kann ich locker alleine wechseln. Cool!

 

Und nu? Wieder auf die faule Haut legen? Zusammenpacken und abhauen ohne Bosco Gurin angeschaut zu haben? Bleibt es trocken? 
Fragen über Fragen und ich entscheide mich fürs Zusammenpacken. Sonja und Dirk entscheiden sich dagegen und bleiben noch eine Nacht hier. Unser Team muss heute aber zurück nach Hause. So bin ich 15 Minuten später, so gegen 13 Uhr also, fahrfertig.

Sitze mit Co-Pilot und Friedrich im Cockpit und lege den Rückwärtsgang ein. Doch irgendwie kommt mir dabei etwas komisch vor. Ein Gefühl, als wären wir mehr an Bord als sonst. Seeehr seltsam. Blinde Passagiere dabei? Zottl fühlt sich auch schwerer an. Hat der Co-Pilot zugenommen über Nacht?

 

Als ich mich zu ihm wende um ihn von der Seite zu mustern, was er übrigens gar nicht mag, denn er findet sich im Profil immer dick, sehe ich im rechten Augenwinkel eine Bewegung in der Dinette von Zottl. Sofort vergesse ich des Co-Piloten Silhouette und drehe mich weiter um. Was ich erspähe? 

Naja, etwas noch nie dagewesenes! Auf der Dinettebank sitzen, mit Kamera in der Hand, Patt und Patterchen...bzw. Sonja und Dirk!

Alter, wer hat die denn reingelassen? Sollen die jetzt mit uns nach Hause fahren? Und was ist mit dem Avanti? Der kann doch nicht hierbleiben. Und wie kommen die hier überhaupt rein?????



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Ich wende meinen Kopf dem Co-Piloten zu, sehe ein dickes, Grinsen in seinem Gesicht...aha...seeeehr verräterisch. Da hat der bestimmt die Tatzen im Spiel. Kann ja nicht anders sein.

Und irgendwie bekomme ich Signale von hinten, dass die beiden nicht mit mir nach Hause reisen wollen, sondern nur bis Bosco Gurin. Bis zum Parkplatz am Ortsrand, der Ort selber ist ja autofrei.

 

So fahren wir also zu sechst in Zottl vom Parkplatz der Bergbahnen, ziemlich sicher ziemlich überladen, aber hier am Ende der Welt interessiert das keine Sau.

 

Kurz darauf kommen wir wohlbehalten vor Bosco Gurin an, parken und machen uns auf den Weg. Ja, ich schließe mich den beiden nun doch an, fahre noch nicht gleich nach Hause. Schließlich ist es momentan trocken. Der Himmel zwar noch immer übelst Grau und die Berge in den Wolken, aber trocken.

Also los...rein in Downtown....nix los hier. Aber schön und beschaulich. Wir finden Ende Mai noch Osterdeko, treffen auf den geschlossenen, kleinsten Coop der Schweiz, laufen über Steinplatten, über schmale Wege, an Museumsschildern vorbei, der Kirche, dem alten Schulhause und einem Hotel das derzeit renoviert wird.


Je länger ich mich hier aufhalten, desto süßer finde ich den Ort. Und desto mehr denke ich mir: ich MUSS hier mal im Winter herkommen! Nach Neuschnee! Und oder mit Sonne.

Ich fühle mich weiterhin wie in Little Saas Fee. Wir kommen an alten Walser Häusern vorbei, Neubauten im Stil von Altbauten und irgendwann treffen wir am Ortsende auf Steine, freilaufende Eier und werfen ganz am Schluss einen Blick von oben auf das Dorf. Einfach toll hier! Ich habe einen weiteren Lieblingsort in der Schweiz gefunden für mich!

Für Details empfehle ich euch das Video mit vielen schönen grauen Bildern. Ich komme wieder...dann hoffentlich bei Sonnenschein!


Und wie Dirk und ich so oberhalb von Bosco Gurin stehen und auf Sonja warten, die noch zu nem Wasserfall wollte, beschließe ich, noch nicht sofort nach der Dorf Tour nach Hause zu fahren. Ein leichtes Hungergefühl hat sich eingestellt und ein Kaffee vor der Fahrt wäre auch noch nett.

 

So laufen wir, als Sonja von ihrem Wasserfallausflug zurück ist, zurück. Kommen an einer Katze vorbei, die sich sofort in Sonja verliebt und sehen sogar noch andere Menschen. Ich laufe zurück zu Zottl, die Avantis zurück zu ihrem vorhin zurückgelassenen Avanti. 

       

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Und als ich mit Zottl bei den Avantis eintreffe, sitzen die schon parat für Kaffee und Kekse. Wir werfen unsere Vorräte zusammen und machen Pause.

 

Um 16 Uhr muss ich aber los. Hilft ja nix. Doch eins steht schon fest: wir sehen uns in Kürze wieder! Denn die beiden bleiben noch ne Woche in der Schweiz. Und das nächste Wochenende beginnt ja schon in 4 Tagen. Die Pläne dafür stehen auch schon so ziemlich.

 

Also dann, machts mal gut  ihr beiden, bis in ein paar Tagen! Unser Team, und wirklich nur unser Team, verlässt den Parkplatz und macht sich auf den Weg zurück ins Maggiatal.

 

Kaum Verkehr unterwegs, so dass wir in Ruhe bergab rollen können. Irgendwann biege ich rechts ab und fahre weiter. Wundere mich aber, dass es plötzlich vermehrt bergauf geht. Sind wir bei der Herfahrt irgendwann mal bergab gefahren? Seltsam!
Unbeirrt folge ich der Straße...immer weiter bergauf...durch ein Dorf mit schlanker Ortsdurchfahrt...hm.... Alter, Co-Pilot...da stimmt doch irgendwas nicht oder? Co-Pilot findet, alles ist in Ordnung und so fahren ich weiter....Kurven, enge Passagen, bergauf...! CO-PILOT....das kann doch nicht stimmen, oder???

 

Langsam wird auch der Co-Pilot unsicher, habe ich den Eindruck. Was hat der Kerl bei Google Maps eingegeben??

Als endlich mal eine Parkmöglichkeit kommt, stoppe ich und checke Maps selbst. Japp....es bestätigt sich...völlig falsch hier!!! Aber sowas von! Das ist mir jetzt auch noch nicht passiert...bei der Heimfahrt verfahren. Wie desolat ist das denn? CO-PILOT!!!! WAS SOLL DER MIST?!

 

Mit flinken Tatzen checkt der Co-Pilot die Lage, tippt rum wie ein Wilder, hängt das Handy wieder an die magnetische Halterung und grinst. Aha....3,5 h bis nach Hause...und wir sind viele Kilometer falsch gefahren. Super! Das dürfen wir niemandem erzählen, denke ich mir! Wie blamabel ist das denn?!!

Also drehe ich Zottl und fahre die ganze Strecke wieder zurück, eine Schafherde stoppt uns noch kurz und irgendwann kommen wir da hin, wo ich falsch abgebogen war. 30 Minuten später haben wir Bergab, Kurven und Serpentinen hinter uns und fahren das Maggiatal zurück Richtung Autobahn.

 

Der Rest der Strecke ist Routine und irgendwann am früheren Abend erreichen wir unseren Heimathafen. War ne tolle Tour, alles dabei und ne Menge Spaß gehabt mit den Jungs und Mädels. Freu mich auf nächstes Wochenende....

Für heute ist hier Feierabend. Bis in Kürze wieder, danke fürs Mitreisen bei uns.

 

Viele Grüsse
Kai

 



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