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#156 Wallis, La Grande-Dixence Staumauer - die Mauer schützt vor Nässe nicht

Hallo zusammen,

 

wir schreiben Donnerstag, es ist Juli und ich im Home Office. Noch immer darf ich Di und Do im Home Office arbeiten. Weiterhin ein Traum! Ermöglicht es doch, über Mittag mal kurz ne Waschmaschine anzustellen, die Staubsaugerroboter laufen zu lassen oder was zu kochen. Zudem spare ich Lebenszeit, keine 2 h autofahren jeden Tag.

 

Doch heute steht mir noch eine Strecke bevor. Gegen 19 Uhr lade ich Zottl mit allem was ich so bis Sonntag benötige und fahre ab. Knappe 3 Stunden Fahrt inkl. Versorgung liegen vor mir. Es geht gen Westen, bis kurz vor Lausanne. In Bavois plane ich zu nächtigen um dann Freitagmorgen zu einem Meeting in Lausanne zu fahren. Das Wochenende verbringe ich im Wallis. Das Ziel ist der größte Gewichtsstaudamm der Welt.

 

Freitag, ein Zeitpunkt um die frühe Nachmittagszeit. Das Meeting liegt hinter mir, das Wochenende in greifbarer Nähe. Doch erstmal benötige ich jetzt einen Rastplatz mit 4G um noch etwas arbeiten zu können. Nebenbei schnell was essen und gegen 16 Uhr dann weiter ins Wallis. Auf diese Weise umgehe ich die Staus auf der Genfer Autobahn und bin vor allen dort, wo ich hin will.

 

So tucker ich vor mich hin und mach mir Gedanken übers Wetter. Obwohl Manfred ja immer sagt, im Wallis ist immer gutes Wetter, sieht der Himmel heute nicht so danach aus. 31 Grad ist es heiß und hinten in Richtung Goms sieht es nach Wasser vom Himmel aus. Aber soweit muss ich ja eigentlich nicht, ich bleibe im französischen Teil des Wallis.

Co-Pilot und Friedrich beunruhigt das ein wenig, wird doch hier so eine komische Sprache gesprochen, die sie nicht verstehen. Dazu sei gesagt, dass sie mit Schwiizer Dütsch auch nicht z’schlag kommen. Somit also nicht wirklich ein Unterschied. Und hören tun sie ja grundsätzlich nicht, auch nicht bei Hochdeutsch.

 

Wie auch immer, in Sitten verlasse ich die A9 und sogleich erklimmen wir einen Berg. Denn sobald man hier von der Autobahn abbiegt, geht es eigentlich nur noch hoch. Genau unser Ding. In der Ferne höre ich Donnergrummeln. Co-Pilot, trotz seiner riesen Ohren, kann das jedoch nicht bestätigen und tippt auf Fehlzündungen von Zottl. Ja, genau! Der Herr Co-Pilot hat wohl zu viel Watte in den Ohren.

 

Nach der ersten ziemlichen Steigung geht es nun gemächlicher immer weiter hinter ins Tal. Wir kommen bei Vex durch, erreichen Hérémence mit seiner komischen Kirche, erholen uns kurz an einer roten Baustellenampel und juckeln weiter. Sehen auf der anderen Bergseite die Pyramides d’Euseigne und folgen der Straße, die im weiteren Verlauf immer schmaler wird. Alles in allem jedoch recht unspektakulär verläuft.

 

Doch als wir schließlich dem Staudamm näher kommen, hab ich schon gesagt, dass er Barrage de la Grande Dixence heisst? Na, egal…auf jeden Fall biegen wir irgendwann um eine Kurve und dann steht er da. Oben am Berg! Ein wahnsinns Trümmer von einem Staudamm. Kurzer Fotostopp an einer Parkbucht und weiter.

Jetzt beginnt der interessante Teil der Anfahrt. In zig Serpentinen und Kurven würgen wir uns den Berg hoch. Zottl muss noch mal alle Reserven ziehen, gut hab ich ihm heute den guten Diesel zum Mittagessen spendiert. Den kann er jetzt schön verbrennen. Was ne Kurven. Mei o mei…so eine Anstrengung kurz vor Schluss. Aber immerhin ist wenig los und wir kommen auf der teiles auch engen Strecke zügig voran. Voller Lenkeinschlag und 1. Gang zum Teil.

                

Als wir uns fast im Himmel wähnen…kommt das Teufelsloch…dunkel, rauer Fels und ums Eck. Na dann, rein da.

150 Meter später spuckt der Tunnel uns aus. Oh, ein Kreisverkehr. Wie man das so macht, schaue ich beim Einfahren in den Kreisverkehr nach links…und bin platt. ALTER SCHWEDE! Was steht da denn? Eine graue Wand in 300 Meter Entfernung. So hoch, dass man sich recken muss um darüber den Himmel zu sehen. Heilige Scheisse! Das ist ja der absolute Wahnsinn. DAS ist die Staumauer! Rechts vom Kreisel nehme ich noch einen Parkplatz wahr, fahre aber schon auf die Staumauer zu. Parke etwas davor, quer über 4 Parkplätze. Der Spot schreit nach Fotos!

So stehe ich hier also mit meinem Team vor der höchsten Gewichtsstaumauer der Welt. In der Schweiz. 285 m Beton vor mir aufgestapelt. Oben ist der Damm 700 Meter lang. Unten am Fuß des Dammes ist er 200 m dick. Und ein Leichtgewicht ist er auch nicht gerade: 15 Millionen Tonnen wiegt das Teil. Wir fühlen uns ein wenig klein vor diesem Monster. Friedrich steht ein wenig das Fell zu Bärge, traut er dem Staudamm nicht?

 

Nach der Fotosession geht es auf Schlafplatzsuche. Der Parkplatz am Kreisverkehr bietet zwar tolle Sicht, ist mir aber mit dem Kreisel und der Zufahrtsstraße zu unruhig. Wir fahren also noch ein Stück weiter, dem Berg entlang Richtung Hotel/Talstation und kommen…ja wow….das ist aber toll…auf einen Parkplatz für Womo’s der praktisch leer ist. Sau cool! Man darf hier offizielle Womo parken. Danke schön! Kostenfrei! Aber es gibt auch nix hier, kein Strom, kein Wasser…naja...mal abgesehen von dem Wasser im Stausee.

 

Der Platz vorne an der Kante ist schon belegt, also stelle ich mich mittig an die Bergseite. Angekommen! Wow! Hinter uns der Staudamm, links und rechts Berge, geradeaus das Tal. Und sogar noch 4G Empfang! Sogleich werfe ich den Laptop an und arbeite noch etwas. 

      

Gegen Abend wird der Laptop ausgestellt und gegen den IO Hawk getauscht. Ein wenig frische Luft noch schnappen. Noch hält das Wetter. Bewaffnet mit Kameras düse ich los. Bergauf, heftig…der Motor macht es mit. Keine Aussetzer heute.

 

Wir erreichen die Talstation der Damm-Gondel, öffentliche WC’s, das Hotel, und fahren hinter dem Hotel weiter den Berg hoch. Erste links, sehr steil…ich muss mit dem Fuß helfen. Kurz drauf ist der Weg unfahrbar. Ich leg den Roller ab und lauf die letzten Meter zu Fuß. So erreiche ich wieder einen fahrbaren Weg, der jedoch für Fußgänger gesperrt ist: Steinschlaggefahr! Für Fußgänger geht es nah an der Mauer über Stock und Stein und unfahrbar den Berg hoch.

 

Also, zurück zum Scooter, es sieht nach Regen aus und tröpfelt schon leicht. Doch ich fahre nicht sofort zu Zottl sondern nochmal dorthin, wo ich vorhin mit Zottl den Fotostopp gemacht hatte. Jetzt auf dem Scooter komme ich fast bis unten an die Staumauer. Einzig ein Schneefeld stoppt mich. Der Regen wird etwas stärker. Schnell ein paar Aufnahmen und wieder weiter…doch zu spät. Es erwischt mich voll. Auf einmal regnet es stark und ich bin sofort naß. Fahr durch das Mistwetter zurück zu Zottl und fluche vor mich hin.

Den Roller lasse ich im Regen stehen, das wird er aushalten…ich springe tropfend in Zottl und hau die Tür zu. Rumps….alle wach im Van…sorry!!!

 

Den Rest des Abends gehe ich nicht mehr große vor die Tür. Es regnet  immer wieder. Das schöne Wetter im Wallis…Manfred…wo ist es hin? Ich hab es wohl vertrieben. Nun ja, ich füge mich meinem Schicksal, stelle den Laptop auf den Tisch und schneide.

Später am Abend schreit einer nach Nahrung…mein Magen. Und ich hab richtig Bock auf meinen Chicken, Gurke, Eisbärsalat. Gurke und Eisbär müssen weg…also los.

 

Ganz alleine bin ich auf dem großen Schotterparkplatz übrigens nicht. Vorne, gerade raus, steht eine TI Weissware und leicht links noch so n anderes Ding. Ich hatte mit mehr Trubel gerechnet.

 

Mit trockenem Wetter gehe ich zu Bett. Vielleicht zieht ja der angekündigte nächtliche Regen doch irgendwie an uns vorbei. Morgen haben wir eine Outdoor Aktivität vor und da wäre schönes Wetter durchaus von Vorteil…

 

Jetzt aber erstmal gute Nacht und liebe Grüsse

Kai  

 

GPS Koordinaten:

Stellplatz: 46.085406, 7.401165




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